Bottrop. Ein Bottroper Security-Chef soll seine Freundin vergewaltigt und schwer verletzt haben. Sein Unternehmen hat schon öffentliche Aufträge bekommen.

Wenn dieser Mann auftaucht, sollen sich die Menschen eigentlich sicher fühlen. Nur für seine Freundin galt das angeblich nicht. Der 29-Jährige, der zurzeit in Essen vor Gericht steht, gehört zum Führungskreis einer Bottroper Security-Firma. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und mehr.

Die Firma des Angeklagten ist in Bottrop nicht unbekannt. Sie hat in der Vergangenheit auch schon mal öffentliche Aufträge erhalten. Deshalb wird der Prozess vor dem Essener Landgericht von einem Mitarbeiter der Stadt auch persönlich beobachtet. 

Bottroper Security-Boss soll Frau geschlagen, getreten und vergewaltigt haben

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gehen auf die Jahre 2022 und 2023 zurück. Im Mittelpunkt steht das Schicksal einer heute 29-jährigen Frau, die vor einigen Jahren von Polen nach Deutschland übergesiedelt ist, um sich in Bottrop ein neues Leben aufzubauen. Rund dreieinhalb Jahre soll sie mit dem Angeklagten eine Beziehung geführt haben. Doch aus Liebe und Glück wurde angeblich ein nicht enden wollender Albtraum. 

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Wenn die Anklage stimmt, dann wurde die Frau geschlagen, getreten, vergewaltigt und mit dem Tode bedroht. Einmal soll der Angeklagte ihr sogar eine brennende Zigarette auf der Zunge ausgedrückt haben. Ein anderes Mal hat er angeblich gedroht, sie als Prostituierte an andere Männer zu verkaufen. Im Prozess ist von Todesangst und Suizidgedanken die Rede.

Zeugin über das Bottroper Paar: „Er hatte komplette Macht über sie“

„Du hast wohl vergessen, wer ich bin.“ So oder so ähnlich soll sich der Angeklagte ausgedrückt haben, als er sie im Mai vergangenen Jahres laut Anklage in einem Bottroper Friseursalon eingesperrt und brutal misshandelt hat. Es waren die Arbeitskolleginnen der 29-Jährigen, die schließlich die Polizei eingeschaltet haben. „Wir wollten sie da rausholen“, sagte eine der Frauen den Richtern am Montag. Ihr waren schon früher blaue Flecken aufgefallen – im Gesicht und an den Armen. Außerdem habe sich die 29-Jährige immer weiter zurückgezogen und sei ständig voller Angst gewesen. „Sie hat sich nicht mehr getraut, alleine rauszugehen.“

Eine andere Arbeitskollegin formulierte es bei ihrer Zeugenvernehmung am Essener Landgericht so: „Wir haben gedacht, so wie sie aussieht, ist sie bald tot.“ Die 29-Jährige habe kein „Gramm Selbstbewusstsein“ mehr gehabt. „Er hatte komplette Macht über sie.“

Dass die Polizei eingeschaltet wurde, war dem mutmaßlichen Opfer zunächst aber offenbar gar nicht recht. „Was habt ihr getan“, soll die 29-Jährige ihre Arbeitskolleginnen angegiftet haben. „Jetzt bin ich tot. Jetzt bringt der mich um.“ Inzwischen soll sie sich allerdings erholt und ihre Fröhlichkeit wiedergefunden haben.

Prozess gegen Bottroper Security-Mann: Angeklagter will noch aussagen

Die Ermittler gehen davon aus, dass sich die 29-Jährige vor allem in der Bottroper Wohnung des Angeklagten aufgehalten hat – zusammen mit dessen Familie. Doch auch dort soll sie ausgenutzt worden sein. In der Anklage ist davon die Rede, dass sie für die gesamte Familie kochen und waschen musste.

Der Angeklagte selbst hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das soll nach Angaben seiner Verteidiger aber noch passieren. Noch befindet sich der 29-Jährige auf freiem Fuß. Im Falle einer Verurteilung könnte aber auch eine Gefängnisstrafe drohen.