Bottrop. Die jüngsten Befragungen zum Bottroper Wochenmarkt bringen einige überraschende Erkenntnisse. Junge Menschen wünschen sich internationale Waren.

Der Bottroper Wochenmarkt erstreckt sich nicht nur über die Fußgängerzone im unmittelbaren Stadtkern, er erweist sich inzwischen in erster Linie auch als ein Markt für die Innenstadt. Das zeigen die Befragungen, die im Auftrag des Amtes für Wirtschaftsförderung unter mehr als 200 Kundinnen und Kundinnen, Markthändlerinnen und Markthändlern sowie Geschäftsleuten vorgenommen wurden. So gab der mit Abstand größte Anteil der befragten Marktgäste an, dass sie in der Stadtmitte wohnen.

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„Es ist festzustellen, dass der Markt aktuell keine große Menge der Durchschnittsbevölkerung aus anderen Stadtteilen und jüngeren Alters in die Innenstadt lockt“, lautet das Fazit, das Wissenschaftler Prof. Jens Watenphul und Medienagentur-Mitinhaber Holger Czeranski in ihrem Konzept für die zukünftige Entwicklung des Bottroper Innenstadt-Marktes ziehen. Danach gaben mindestens 35 Prozent der Befragten an, dass sie in der Stadtmitte und Lehmkuhle wohnen.

Viele Marktbesucher kommen aus fußläufiger Nähe

Der Anteil der Marktgäste aus der Innenstadt dürfte sogar noch etwas größer ausfallen. Denn sämtliche Marktgäste, die einen Fragebogen ausgefüllt haben, wurden auch gebeten, jeweils ihre Postleitzahl einzutragen. Nach den meisten Fragenbögen, in die das Postleitzahlengebiet 46236 für Stadtmitte und Lehmkuhle eingetragen war, waren die zweitmeisten Antworten mit der Postleitzahl 46242 gekennzeichnet. Dieses Gebiet umfasst ebenfalls noch Teile der Stadtmitte und Lehmkuhles.

Das Team um Czeranski und Watenphul kommt zu dem Schluss, dass zirka 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher des Marktes aus unmittelbar fußläufiger Nähe kommen. Diese Marktgäste könnten wegen ihre Alters jenseits der 70 nicht mehr so weit gehen und in ihren Trolleys oder mit Rollatoren auch nur wenige Waren mit nach Hause nehmen, heißt es. Insgesamt kommen 38 Prozent der Marktgäste jenseits der 70 zu Fuß, und 31 Prozent der Leute zwischen 70 und 90 sind mit dem Auto da. Zwölf Prozent nehmen den Bus.

Kirchhellener machen sich kaum auf den Weg zum City-Markt

Etwa 21 Prozent der Kudinnen und Kunden kommen aus dem PLZ-Gebiet 46242 zum Markt: also außer aus der Stadtmitte aus Fuhlenbrock, Lehmkuhle, Ebel, Vonderort und Bottrop-Süd. Noch 19 Prozent der Besucherinnen und Besucher fahren aus Batenbrock, Welheim und der Welheimer Mark (PLZ 46238) zu Wochenmarkt in die Innenstadt, und nur acht Prozent kommen aus dem Eigen und der Boy.

Agenturinhaber Holger Czeranski erstellte gemeinsam mit Prof. Jens Watenphul das Zukunftskonzept für den Bottroper Innenstadtmarkt.
Agenturinhaber Holger Czeranski erstellte gemeinsam mit Prof. Jens Watenphul das Zukunftskonzept für den Bottroper Innenstadtmarkt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wie wenige das wiederum sind, zeigt, dass bei den Befragungen ein genauso großer Anteil an Kunden und Kundinnen aus Essen auf dem Bottroper Innenstadtmarkt angetroffen wurde. Fünf Prozent der Befragten waren aus Oberhausen in die Bottroper City gekommen. Aus Kirchhellen, wo der eigene gut besuchte Stadtteilmarkt ohnehin ein beliebter Treffpunkt ist, hatten sich dagegen nur vier Prozent auf den vergleichsweise weiten Weg gemacht.

Marktkundinnen sind Obst, Gemüse und Kartoffeln wichtig

Die Befragerinnen und Befrager stellten fest, dass die Kundinnen und Kunden auf dem Markt in der Innenstadt mit dem Warenangebot ziemlich zufrieden sind. Deutlich mehr als der Hälfte der Marktbesucherinnen und Marktbesucher ist über alle Altersgruppen zwischen 18 und 90 Jahren hinweg das Angebot an Kartoffeln sowie Obst und Gemüse am wichtigsten. Auch Eier und Blumen oder Pflanzen sind gefragt.

Das Interesse an Bekleidung dagegen ist schon in der Kundengruppe der Ältesten gering und geht um so weiter zurück, je jünger die Kundinnen und Kunden sind. Auch Fleisch wollen laut Auswertung der Befragung nur ganz wenige Besucherinnen und Besucher auf dem Markt kaufen. Erstaunlich ist: Fisch taucht in dem Zukunftskonzept für den Innenstadtmarkt unter den Warenbeispielen überhaupt nicht auf. Dabei scheint doch gerade Fisch von Krichel bei vielen gefragt zu sein.

Jüngeres Publikum wünscht türkische und asiatische Lebensmittel

Bei den Wünschen nach einem breiteren Warenangebot werden große Unterschiede zwischen den jüngeren und den älteren Käuferinnen und Käufern auf dem Markt erkennbar. Vor allem die Gruppe der Ältesten wünscht sich Wild und Geflügel im Angebot. Auch Kurzwaren sind bei ihnen stärker gefragt. Das ist auch in der Gruppe der 30- bis 69-Jährigen so - wenn auch nicht so ausgeprägt. Die Kundinnen und Kunden im Alter zwischen 18 und 30 Jahren haben ganz andere Erwartungen als die Älteren: Sie wünschen sich auch türkische, asiatische und vegane Lebensmittel.

Bei den Befragungen des stationären Handels im direkten Umfeld des Marktes und bei Gesprächen in den Geschäften sei auch klar geworden, dass zu den Marktzeiten am Mittwoch und Samstag in den Einzelhandelsgeschäften die Zahl der Kundinnen und Kunden deutlich zunehme, berichten Czeranski und Watenphul. Gewerbetreibende an der unteren Hochstraße bedauerten den Rückzug des Marktes, heißt es. Außerdem wird in ihrem Konzept ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich nicht einmal fünf Prozent der Befragten den Wochenmarkt zurück auf den Berliner Platz wünschen.