Bottrop. Die Stadt Bottrop sagt wegen der A42-Sperrung die Karnevalskirmes ab. Schausteller zeigen sich von der Absage zum Saisonstart „tief schockiert“.
Dieser Brief hat für Schnappatmung gesorgt in den Schaustellerfamilien im Ruhrgebiet: Kurz vor Weihnachten hat die Stadt Bottrop die für den 8. bis 12. Februar geplante Karnevalskirmes abgesagt. Das habe der nach der A42-Sperrung einberufene Ereignisstab entschieden, heißt es in dem Schreiben der Immobilienwirtschaft an die Schausteller. Albert Ritter, Präsident des Bundesverbandes deutscher Schausteller, findet klare Worte für diese Absage und fordert die Bottroper auf, die Schausteller „beim Erhalt der Kirmestradition in Bottrop“ zu unterstützen.
- Lesen Sie hier:So verteidigt die Stadt die Absage der Karnevalskirmes
Auf diese Bescherung unter dem Weihnachtsbaum hätten die Schaustellerfamilien gut verzichten können. Jonas Kapica, beim Fachbereich Immobilienwirtschaft zuständig für die Kirmesveranstaltungen, hat die Schausteller mit Schreiben vom 21. Dezember über die Absage informiert. Der Ereignisstab, der nach der Vollsperrung der A42-Brücke zwischen Bottrop und Essen eingerichtet wurde, habe die Absage der Bottroper Karnevalskirmes beschlossen.
Unter anderem aus Gründen des Bevölkerungsschutzes: Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens durch die Sperrung der Autobahn brauche die Feuerwehr die Osterfelder Straße als Rettungsweg. Also dürfe sie nicht für die Kirmes sowie den Auf- und Abbau gesperrt werden.
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Absage der Bottroper Karnevalskirmes: Schausteller „tief schockiert“
„Wir Schausteller sind tief schockiert. Das ist doch keine Art!“, schimpft Albert Ritter, Präsident des Bundesverbandes deutscher Schausteller, über die Kommunikation der Stadt zur Absage der Traditionskirmes. „Bevor man eine Entscheidung trifft, muss man doch wenigstens mal mit den Betroffenen reden!“ Er selbst war wenigstens vorgewarnt: Dezernent Emilio Pintea habe ihn kurz vor Weihnachten angerufen. Er kündigt an, sein Verband werde Schadenersatzansprüche prüfen.
Ritter verweist auf die mehr als 600-jährige Tradition der Bottroper Kirmes, die „fest mit dem kulturellen Brauchtum Karneval verbunden“ sei. Und fragt: „Wird der Rosenmontagszug nun auch abgesagt?“ Die Absage trifft die Schausteller dreifach hart, sagt Ritter: Sie hätten sich von der Durststrecke durch Corona noch nicht erholt. 2023 habe es beim Publikum spürbaren Nachholbedarf gegeben, und die Schausteller hätten viel Hoffnung gesetzt auf das erste Event der Saison in Bottrop.
Deshalb wollen sich die Schausteller mit der Absage auch nicht abfinden. „Es gibt Alternativflächen“, sagt Albert Ritter. Wenn der Ernst-Wilczok-Platz für den Weihnachtsmarkt gesperrt werden könne, dann auch für eine Kirmes. Außerdem bringt er die beiden großen Parkplätze am Gleiwitzer Platz und gegenüber auf der Osterfelder Straße ins Spiel.
„Und was ist dann mit der Bottroper Herbstkirmes?“
Der Schaustellerpräsident denkt nämlich schon weiter. Auch wenn die A42-Brücke irgendwann nach Ostern wieder befahrbar ist, wird sie gesperrt bleiben für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Also werde sich über Jahre zusätzlicher Schwerverkehr durch Bottrop seinen Weg suchen. Ritter: „Und was ist dann mit der Bottroper Herbstkirmes? Oder dem Stadtfest?“
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Deshalb will Ritter in dieser Woche das Gespräch mit der Stadtspitze und einen Plan B suchen für einen Kirmesstandort. Die Zeit ist denkbar knapp, weiß er: „In nicht mal 40 Tagen ist der Kirmestermin.“ Auch deshalb appelliert Ritter an die Bottroperinnen und Bottroper: „Wir bitten Euch alle, unterstützt uns beim Erhalt der wunderbaren Kirmestradition in Bottrop!“