Kirchhellen. Thorsten Stöcker hat erst vor drei Wochen die Gastronomie des GC Schwarze Heide übernommen. Bahnhof Nord-Inhaber bleibt trotz Zwangspause positiv
Thorsten Stöcker ist Optimist, er hatte gehofft, dass die Situation nicht so schnell eintreten würde. Doch Corona setzte dem Bottroper Gastronomen nun doch ziemlich früh ein Stoppschild. Nur drei Wochen nach seinem Start als neuer Pächter der Vereinsgastronomie des Golfclubs Schwarze Heide Kirchhellen müssen er und seine Angestellten in eine mindestens vierwöchige Zwangspause. Seine Vorgängerin hatte den ersten Lockdown im Frühjahr mit der Geschäftsaufgabe quittiert.
Thorsten Stöcker strahlte am Samstag Zuversicht aus. Der Koch und Unternehmer plauderte gut gelaunt durch seinen Mund-Nasenschutz mit einigen Golfern, die den sonnigen Tag nutzten, um eine Runde auf der schmucken Golfanlage an der Gahlener Straße zu drehen. Aus seiner Meinung zum Gastronomie-Lockdown machte der 49-Jährige keinen Hehl: „Das ist reine Willkür. Wir hatten in der Gastronomie strenge und funktionierende Hygienekonzepte, wir haben Listen geführt, um Infektionskette nachvollziehbar zu machen. Auch deshalb hatten wir in der Gastronomie nachweislich extrem niedrige Infektionsraten. Dass wir jetzt alle schließen müssen, das kann ich nicht nachvollziehen, dafür gibt es überhaupt keine Rechtfertigung.“
Stöcker, der als Betreiber des Restaurants Bahnhof Nord nicht nur vielen Bottropern seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Begriff ist, unterschrieb erst vor wenigen Wochen seinen Pachtvertrag beim GC Schwarze Heide. Seine Vorgängerin Jenny Schmitz hatte nach dem ersten Corona-Lockdown im September entnervt das Handtuch geworfen. „Zu Beginn wollte ich nur aushelfen und den Betrieb der Clubgastronomie sicher stellen, bis ein neuer Pächter gefunden ist“, berichtet Stöcker. Der GC Schwarze Heide war zu diesem Zeitpunkt schon in Gesprächen mit einem Ehepaar aus Recklinghausen, doch die Verhandlungen scheiterten. Stöcker sprang direkt ein. „Ich bin momentan in der glücklichen Lage, wirklich erstklassiges Personal zu haben. Die Aufgabe hat nicht nur mich, sondern auch meine Angestellte gereizt, da passte alles zusammen“, erklärt Stöcker. Klub und Unternehmer fanden schnell eine gemeinsame Linie. Verabredet wurde eine zunächst dreijährige Zusammenarbeit. Der Verein verzichtet im ersten Jahr auf die Pacht. „Die Situation der Gastronomie im allgemeinen ist schwierig. Wir leisten damit auch einen solidarischen Beitrag“, sagt Vereinspräsident Hartwig Keidel.
Den Verein im Sturm erobert
Am 6. Oktober stand Stöcker mit Küchenchef Frank Wisskirchen und Servicekraft Andreas Blotko erstmals an Herd und Theke. Das Trio eroberte den Verein im Sturm. „Ich hätte niemals erwartet, dass wir schon an den ersten Tagen so durchstarten würden“, berichtet Stöcker, „wir haben alle Corona-Auflagen peinlich genau eingehalten. Das ist ja nicht unbedingt gemütlich und dennoch hatten wir in den ersten Wochen richtig gut zu tun, ich hätte niemals mit einem solchen Ergebnis gerechnet. Ich war richtig glücklich.“
Golfer dürfen unter Auflagen weiter auf die Runde
Die Golfer sind von dem erneuten Lockdown weniger betroffen als andere Sportler. Denn der Spielbetrieb bleibt auf der Anlage des GC Schwarze Heide zumindest für Mitglieder auf dem Turnier- und Kurzlochplatz weiterhin möglich.
Allerdings unter strengen Hygieneauflagen. Gespielt werden darf lediglich in Zweier-Gruppen. Die Spieler verpflichten sich, eigenes Desinfektionsmittel mitzuführen. Jedes Mitglied kann nur eine Startzeit pro Woche buchen.
In der Zeit bis Dezember bleiben beim GC Schwarze Heide das Clubhaus inklusive der Umkleide- und Duschräume geschlossen. Das Caddyhaus darf nur mit Mund-Nasenschutz und Einhaltung der Abstandsregeln betreten werden. Das Heuerhaus darf unter den selben Auflagen nur einzeln zur Nutzung der sanitären Anlagen genutzt werden.
Umso trauriger ist Stöcker jetzt. Im Zuge der neuen Corona-Schutzverordnung, die Bund und Länder in der vergangenen Woche beschlossen, muss nun auch das Klubhaus des GC Schwarze Heide seine Pforten schließen. Vorerst für vier Wochen.
Stöcker erneuert seine Kritik an der politischen Entscheidung: „Einem Gastronom liegt das Wohl seiner Gäste am Herzen, die Menschen sollen sich bei ihm wohl und sicher fühlen. Dazu gehört auch, dass er das Infektionsrisiko so gut wie möglich reduziert.“ Einer Verantwortung, die Stöcker sowohl im Bahnhof Nord, als auch beim GC Schwarze Heide nachkommt. Desinfektionsspender, große Abstände zwischen den Tischen und großzügige Zu- und Abluft-Anlagen sind nur ein kleiner Teil der Vorsichtsmaßnahmen. Stöcker untermauert das mit Zahlen: „In Kirchhellen beispielsweise kann die Anlage pro Stunde sechs Mal die komplette Luft in den Räumlichkeiten austauschen.“ Doch trotz der vorbildlichen Voraussetzungen muss auch hier der Betrieb ruhen.
Keine Angst vor der Zukunft
Sorgen, seine neue Unternehmung könnte scheitern, macht sich Stöcker nicht. Denn so sehr er die politische Entscheidung des Lockdowns auch in Frage stellt, so positiv bewertet er den Rettungsschirm, den Finanzminister Olaf Scholz in Aussicht gestellt hat. So sollen die Gastronomen für den Zeitraum der Zwangsschließung 75 Prozent von dem Betrag erhalten, den sie im selben Zeitraum des Vorjahres erwirtschaftet haben. „Wenn das so beschlossen wird, kann ich weiter optimistisch nach vorne schauen“, sagt Stöcker.
Dazu gehört für ihn auch, das Gastronomiekonzept im Golfklub weiter zu verfeinern. „Jede Krise bietet auch Chancen“, sagt Stöcker, „und an Ideen, es meinen Gästen noch gemütlicher zu machen, fehlt es mir nicht. Ich warte jetzt erst einmal die kommenden zwei Wochen ab und wenn sich dann die angekündigten Rahmenbedingungen einstellen, werde ich diese Ideen auch in Angriff nehmen.“ Was das konkret für die Gäste der Klubgastronomie bedeutet, will Stöcker noch nicht verraten. Vereinspräsident Hartwig Keidel kündigt aber schon eine erste bauliche Maßnahme an: „Wir werden unsere Außengastronomie erweitern. Im Bereich vor unserer Terrasse soll ein neuer Loungebereich entstehen.“
Langeweile fürchtet Stöcker trotz der Zwangsschließungen seiner beiden Restaurants nicht. Der Bottroper kann sich an den letzten warmen Tagen des Jahres wieder einem Hobby widmen, das in den letzten fünf Jahren deutlich zu kurz gekommen sei. „Ich werde wohl wieder häufiger Golf spielen. Ich werde diese vier, fünf Stunden auf der Runde genießen, in denen sich nichts um Sorgen, Arbeit und Corona dreht.“
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