Bottrop. Lehrer Peter Seiwert unterrichtete acht Jahre in Kapstadt. Dort betreute er die Schulmannschaft – und erlebte eine völlig neue Handballwelt.
Es waren aufregende Jahre, die Peter Seiwert mit seiner Familie am anderen Ende der Welt erlebt hat. Insgesamt acht Jahre lang arbeitete Seiwert als Lehrer an einer Schule im südafrikanischen Kapstadt.
Dort unterrichtete er Mathematik – zeichnete aber auch für die Handballmannschaft verantwortlich. Denn bevor es ihn ans Kap zog, spielte er unter anderem für die TSG Kirchhellen Handball. Jetzt sind Seiwert und seine Familie zurück in Deutschland, seine Freunde in Südafrika hat er aber nicht vergessen. Deshalb möchte er ihnen bei seinem nächsten Aufenthalt im Oktober ein Geschenk machen.
Pokale wurden beim Kegeln gewonnen
Auf ein eBay-Inserat meldete sich Peter Seiwert. Dort gab es Pokale zu verschenken, die er seiner ehemaligen Schule in Südafrika spenden möchte. Brigitte Bredendiek und ihr 2007 verstorbener Mann Horst hatten diese beim Kegeln gewonnen.
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Den Kegelclub „Einer steht immer“ gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr, die Pokale hatten aber stets einen festen Platz in der Gartenlaube. Nun wechseln sie den Besitzer. „Ich freue mich, dass ich den Kindern mit den Pokalen eine Freude machen kann“, sagt Brigitte Bredendiek.
Vor neun Jahren als Lehrer nach Südafrika
Peter Seiwert möchte sie dort der Handball-Schulmannschaft spenden, die er in den vergangenen Jahren betreut hat. „Handball hat in Südafrika in etwa den Stellenwert, den American Football oder Rugby in Deutschland haben. Der Sport ist noch ganz am Anfang seiner Entwicklung“, betont der Lehrer.
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Ihn zog es im Januar 2011 ans Kap der guten Hoffnung. „Auf einem Geburtstag hatte eine Bekannte von ihrem Auslandseinsatz in Usbekistan berichtet. Da habe ich gesagt, dass ich das auch einmal ausprobieren möchte“, erinnert sich Seiwert. Das war im Jahr 2008 – knapp zweieinhalb Jahre später ging es für ihn und seine Familie los.
Wahl fiel auf Kapstadt – wegen der Kriminalitätsrate
Verschiedene Alternativen wie Dubai oder auch Kairo standen zur Auswahl, am Ende fiel die Entscheidung zwischen Kapstadt und Johannesburg. „Kapstadt liegt am Meer und galt damals als sicher. Deshalb haben wir uns dafür entschieden“, so Seiwert. Zu diesem Zeitpunkt hätte es in der rund 450.000 Einwohner großen Stadt „nur“ sechs Morde pro Tag gegeben.
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Also packten die Seiwerts ihre Sachen, verschifften alles mit großen Containern und das Abenteuer begann. Seiwert unterrichtete fortan an der Deutschen Internationalen Schule in Kapstadt und wurde später sogar Oberstufenkoordinator. 1000 Schüler werden an der Schule unterrichtet, gut zwei Drittel davon sprechen deutsch.
Verlängerter Aufenthalt und viele Reisen in Afrika
„Nach drei Jahren kann man seinen Aufenthalt noch einmal um drei Jahre verlängern. Wenn man dann eine Funktionsstelle übernimmt noch einmal um zwei Jahre“, erklärt Seiwert. So wurden es am Ende acht Jahre die er in Kapstadt unterrichtete, anschließend ließ er sich für ein Jahr freistellen, um Land und Leute noch besser kennzulernen.
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Verschiedene Länder Afrikas, Nationalparks und die Subsahara bereiste Seiwert mit seiner Familie. Aber auch mit seinen Schülern erlebte er viel. Insbesondere mit der Handballmannschaft die er über viele Jahre betreute.
Meisterschaften unter den Schulen und ein Programm für die Townships
„Alle zwei Jahre gibt es eine Olympiade an denen die deutschen Schulen in Südafrika teilnehmen. Da haben wir dann unter anderem gegen die Teams aus Windhuk, Accra und Johannesburg gespielt“, erzählt Seiwert. 48 Schüler dürften pro Schule in den verschiedenen Sportarten wie Handball, Fußball, Basketball oder Leichtathletik an den Start gehen.
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Die Austragungsorte wechseln, die Schüler werden in Gastfamilien untergebracht. Um sich auf das Turnier vorzubereiten richtete Seiwert Testspiele gegen Mannschaften aus den Townships aus. Dort hat die ehemalige Bundesligaspielerin Nicola Scholl ein Programm auf die Beine gestellt, um den Sport zu fördern und den Kindern und Jugendlichen in den Randgebieten der Großstadt eine Perspektive aufzuzeigen.
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Von Jahn Königshardt über den TV Deutsche Eiche zur TSG Kirchhellen
Wie schwer es ist, einen Sport wie Handball in Südafrika zu etablieren, musste Peter Seiwert oft am eigenen Leib erfahren. „Als unser Handballplatz neu gebaut wurde, hat der Hausmeister die Linien falsch aufgemalt. Ich habe das dann selbst in die Hand genommen“, erzählt der ehemalige Handballer, der seine Laufbahn beim Jahn Königshardt begonnen hatte und dann über den TV Deutsche Eiche zur TSG Kirchhellen gewechselt war.
Für die TSG schnürte er noch bis ins Jahr 2010 die Schuhe. „Das schönste war immer die Gemeinschaft und die Kiste Bier in der Kabine nach dem Training“, erinnert er sich.
Im Finale wurden die Tore geklaut
Das gibt es in Südafrika so nicht. Dort wird die Sportart noch aufgebaut. Und das führt selbst bei Turnieren zu teils kuriosen Situationen. „Beim Endspiel eines großen Turniers, bei denen die Mannschaften der verschiedenen Provinzen und unser Schulteam angetreten sind, hat der Halbfinalverlierer einfach die beiden Tore geklaut. Das Finale ist dann ausgefallen und der südafrikanische Handballpräsident hat beide Mannschaften zum Sieger erklärt“, sagt Seiwert.
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In Deutschland wäre das ebenso undenkbar wie eine Spielabsage, nur weil es regnet. „Regen ist in Südafrika so etwas besonderes, dass alle Kinder auf den Schulhof gerannt sind, wenn es mal geregnet hat“, sagt Seiwert.
In der Halbzeit das Nationalteam von Simbabwe gecoacht
Und während seiner Zeit als Trainer der südafrikanischen Schule war er kurzzeitig sogar mal Nationaltrainer von Simbabwe. „Mein Freund Philip Sihwanya hat für das Nationalteam von Simbabwe gespielt und mich eingeladen, mir die Qualifikationsspiele zur Afrikameisterschaft anzusehen“, erzählt Seiwert.
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Die Mannschaft tat sich schwer und lag nach einer Niederlage im ersten Gruppenspiel auch im zweiten zur Halbzeit zurück. „Ich habe das Spiel von der Tribüne beobachtet und bin in der Halbzeit auf das Spielfeld gegangen. Plötzlich hat mich Philip in die Kabine gebeten und ich habe der Mannschaft ein paar Tipps gegeben. Zum Sieg hat es leider nicht gereicht.“
Im Oktober sollen die Pokale übergeben werden
Jener Philip Sihwanya ist nun sein Nachfolger als Trainer an der Deutschen Schule in Kapstadt. „Er freut sich schon sehr auf die Pokale“, sagt Peter Seiwert. Im Oktober steht – so es Corona zulässt – die Reise ans Kap an.
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Dann sollen die Trophäen übergeben werden, um die die Nachwuchshandballer der Schule künftig spielen.