Bottrop. David Hücker überzeugt bei Rhenania Bottrop als offensivstarker Verteidiger. Eigenschaften, die er auch im Beruf zeigt - bei der Luftwaffe.
Die Position des Außenverteidigers ist wohl eine der komplexesten auf dem Fußballplatz. Spätestens seit der Jahrtausendwende sind die Linensprinter nicht mehr nur noch Zerstörer, die sich auf die Defensive konzentrieren. Sie müssen zugleich das Spiel nach vorne ankurbeln, Flanken auf den Mittelstürmer schlagen oder selbst zum Abschluss kommen.
Einer, der dies in der Kreisliga A in der vergangenen Spielzeit nahezu perfekt an den Tag legte, war Rhenania Bottrops David Hücker. Mit seinen 28 Lenzen marschierte er bei den Blau-Weißen vorneweg und fütterte seine Kameraden nur so mit Assists. Eine zweistellige Vorlagen-Ausbeute kam für den rechten Verteidiger, der aber auch ab und an eine Position weiter vorne oder im Defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, zustande.
„Mein Schwerpunkt liegt schon in der Defensive. Aber bei Ballgewinn bin ich einer der ersten, der ihn nach vorne treibt. Ich bin ein Allrounder. Da wo es gerade brennt, werde ich eingesetzt“, sagt Hücker selbst und spricht dabei nicht nur über den Fußball, sondern auch über seinen Beruf - als Soldat bei der Sicherungsstaffel des Taktischen Luftwaffengeschwaders der Bundeswehr.
David Hücker spielte früher beim SV Schermbeck
Den Weg dorthin fand Hücker schon nach seiner Ausbildung zum Fahrzeuglackierer, damals spielte er noch beim SV Schermbeck. „Ich bin nun seit ungefähr sieben Jahren bei der Bundeswehr“, sagt Hücker. Eine lange Zeit, dessen Ende aber noch nicht abzusehen ist.
„Man kann vier, acht oder zwölf Jahre Soldat auf Zeit an. Ich strebe aber noch einmal einen Laufbahnwechsel an und möchte als Bürokaufmann und im Personalmanagement arbeiten. Dann muss ich noch einmal acht Jahre dranhängen“, so Hücker, der sagt, dass er in seinem Beruf voll aufgeht. „Das ist genau meins.“
Nachwuchsprobleme bei der Bundeswehr
Nun ist der Weg zur Bundeswehr nicht gerade der, den die meisten jungen Männer wählen - spätestens seit Abschaffung der Wehrpflicht gibt es Nachwuchsprobleme.
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Ein Dilemma, von dem auch Hücker zu berichten weiß: „Es ist schon schwierig, gutes Personal zu finden. Wir haben ungefähr die gleichen Probleme wie die Polizei. Es gibt wenige Bewerber und die, die sich bewerben, sind dann manchmal nicht die, die man braucht. Denn es benötigt schon gewisse körperliche und psychische Voraussetzungen“, so der Oberstabsbefreite, der auch Führungsverantwortung für Gruppen von bis zu zehn Mann trägt.
David Hücker: „Ich habe zwei Leben“
Er selbst habe aber schon immer das Verlangen und die Lust gespürt, zur Bundeswehr zu gehen, dabei ist er „tatsächlich der Einzige, der diesen Weg eingeschlagen hat. Ich bereue es aber überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Es hat mir vieles ermöglicht. Ich habe quasi zwei Leben. Das eine zu Hause in Bottrop mit der Familie, der Freundin, den Freunden und dem Fußball. Und dann bin ich 200 Kilometer weiter weg in der Eifel bei meinem anderen Leben mit den Kameraden, die mittlerweile auch Freunde geworden sind“, so Hücker.
Sprüche und bediente Klischees habe es in den vergangenen Jahren zwar immer wieder mal gegeben, doch mittlerweile sei sein Beruf für seine Kumpels im Ruhrgebiet einer wie jeder andere auch. „Ab und zu spricht man mal drüber, wenn etwas Außergewöhnliches geschehen ist. Wie zum Beispiel, als ich mal eine Panzerfaust abgeschossen habe“, erinnert sich Hücker. Ansonsten aber ist er einfach David.
Mit Rhenania Bottrop will David Hücker eine gute Rolle in der Bezirksliga spielen
Beides unter einen Hut zu bekommen - das eine und das andere Leben - ist zeitlich gar nicht einfach. Deswegen fehlt der offensive Außenverteidiger auch immer mal wieder im Kader von Rhenania. Wenn es der Schichtdienst bei der Bundeswehr aber erlaubt, dann ist Hücker auch auf dem Platz im Blankenfeld zu finden.
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Dort, wo er mit Eifer das eigene Tor verteidigt und danach den Offensivgang einschaltet. Damit dies in der kommenden Bezirksliga-Saison genauso gut funktioniert wie zuletzt in der Kreisliga A, benötigt es eine körperliche Grundfitness, die sich Hücker sowohl beim Fußball als auch bei der Bundeswehr holt. „Beim Job ist es eher die Kraftausdauer, beim Fußball das Läuferische“, sagt Hücker.
Eine perfekte Ergänzung also, die bei den Blau-Weißen am besten jeder auf den Platz bringen sollte. Denn der Defensivspezialist hat ein klares Vorhaben im Visier: „Unser Ziel ist es, eine ordentliche Rolle in der Bezirksliga zu spielen. Also nicht gegen Abstieg zu kämpfen, sondern im oberen Mittelfeld mitzuspielen.“
Dafür bräuchte es wohl wieder den einen oder anderen Sturmlauf von Hücker auf der Außenbahn. Den Weg in die Offensive ist er aber ja gewohnt. Sportlich, wie beruflich.