Hattingen. Für viel Empörung gesorgt hat das neue Müllabfuhrsystem der Stadt Hattingen. Nach dem Start und ersten Klagen gibt es jetzt schon Ausnahmen.

Das neue Müllabfuhrsystem der Stadt Hattingen ist gestartet. Doch anders als zunächst angekündigt, müssen manche Bürger ihre Mülltonen nun doch nicht zu Sammelstellen schieben. Hintergründe.

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Wie berichtet, haben fast 30 Immobilien-Eigentümer der Straße Heideweg gegen den Sammelstandort-Bescheid der Stadt Hattingen beim Verwaltungsgericht Arnsberg geklagt.

Für Anwohner am Heideweg in Hattingen ändert sich nichts

Inzwischen, sagt Thomas Holzapfel, einer der Klagenden , habe „die Stadt Hattingen, pardon, den Schwanz eingezogen - und den Anwohnern in der Straße Heideweg jeweils einen Aufhebungsbescheid zugestellt“.

Thomas Holzapfel mit seiner Mülltonne vor seinem Haus am Heideweg in Hattingen. Die muss er nach einer Klage nun doch nicht zu einer Sammelstelle auf den Bürgersteig vor dem Altenheim Heidehof schieben.
Thomas Holzapfel mit seiner Mülltonne vor seinem Haus am Heideweg in Hattingen. Die muss er nach einer Klage nun doch nicht zu einer Sammelstelle auf den Bürgersteig vor dem Altenheim Heidehof schieben. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Mit diesem Aufhebungsbescheid, so der Niederweniger weiter, werde der Ursprungsbescheid aufgehoben. Konkret schreibt die Stadt dabei an Thomas Holzapfel - wie auch die anderen Immobilien-Eigentümern am Heideweg -, dass „nach weiterer Prüfung und Abwägung“ die Einrichtung eines Sammelplatzes für sein Objekt entfalle „und eine Alternative gefunden wurde. Die Entsorgung in der bisherigen Form wird für Ihr Objekt weiterhin möglich sein“.

Damit, kommentiert Holzapfel, „sichert die Stadt uns Klägern zu, dass die Müllabfuhr wie bisher an der Grundstücksgrenze erfolgt und sich nichts ändert“. Und, im Nachsatz: „Eigentlich sollte eine Verwaltung doch von Beginn an verstehen, was sie tut.“

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Die Freude bei den Anwohnern des Heidewegs sei nun groß, sagt Thomas Holzapfel. Er selbst hatte in dem von der Stadt geplanten Sammelplatz auf dem Bürgersteig des Altenheims Heidehof eine große Gefahrenstelle gesehen: „Wenn da plötzlich regelmäßig über 100 Tonnen gleichzeitig herumstehen, müssen die Heidehof-Bewohner ja gegebenenfalls auf die Straße ausweichen, auch Rettungsfahrzeuge könnten ein Problem bekommen“, hatte er gesagt. Die Stadt habe zwar versucht, mit ihrer Neuregelung der Müllabfuhr eine Gefahr - durch rückwärtsfahrende Müllfahrzeuge - zu bannen. Sie hätte am Heideweg mit der Sammelstelle aber zugleich eine neue geschaffen.

Stadt Hattingen sagt, sie habe „im Dialog mit den betroffenen Anwohnern eine Lösung gefunden“

Stadtsprecherin Jessica Krystek bestätigt auf WAZ-Anfrage unterdessen, dass „ein Aufhebungsbescheid an die betroffenen Anwohner am Heideweg herausgegangen ist“. Die Stadt habe „im Dialog mit den betroffenen Anwohnern eine Lösung gefunden, sodass sich die Klage als solche aufgelöst beziehungsweise erledigt hat. Die Stadt ist dabei aktiv auf die Betroffenen zugegangen und hat vor Ort nach einer praktikablen Lösung gesucht, die für alle Beteiligten tragbar, umsetzbar und am Ende auch zielführend ist.“

„Erfahrungen mitgenommen“

Laut Stadt hat es insgesamt 28 Klagen von Anwohnern im Heideweg gegeben. Darüber hinaus habe es gegen die Sammelplätze für Mülltonnen drei weitere Klagen gegeben, zwei von Anwohnern der Nikolaus-Groß-Straße, eine von einem Anwohner der Straße „Im Tal“.

Auf WAZ-Anfrage, wie viele Beschwerden überdies in Form von Anrufen, Mails oder Briefen bei der Stadt eingegangen sind, teilte Stadtsprecherin Jessica Krystek mit, dies könne die Stadt „konkret nicht beantworten, da der Aufwand der Recherche nicht im Verhältnis steht“.

Man habe aus dem ersten Bezirk in Niederwenigern aber Erfahrungen mitgenommen und wolle „in Zukunft verstärkt die betroffenen Anwohner der nachfolgenden Straßenabschnitte zu Terminen vorab einladen, bevor die Bescheide herausgehen“.

Insgesamt vier Eigentümer, so Krystek weiter, gewährten der Stadt künftig das Wenden auf ihrer privaten Grundstücksfläche, „sodass das Rückwärtsfahren dort nicht mehr notwendig ist. Außerdem wurde ein temporäres Halteverbot eingerichtet. Einige Bürger wurden in einem Anschreiben aufgefordert, einen Heckenrückschnitt auf ihren privaten Flächen vorzunehmen, damit die Verkehrsfläche frei befahrbar und besser einsehbar ist“.

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Thomas Holzapfel sieht seinen Kampf gegen den Mülltonnen-Sammelplatz vor dem Heidehof belohnt. Im Vorfeld seiner Klage hatte er dabei unter anderem auch harsch kritisiert, „dass die Stadt die Sammelplätze für Mülltonnen ohne vorherige Anhörung der Betroffenen festgelegt hatte, obwohl dies in ihrer eigenen Satzung über die Abfallentsorgung doch ausdrücklich festgeschrieben ist.“

Laut Stadt hat sich ein Großteil der Betroffenen „an die Sammelplätze gewöhnt“

Stadtsprecherin Jessica Krystek sagt unterdessen: „Der Verwaltung war natürlich vor Beginn der Maßnahme bewusst, dass nicht alle betroffenen Hattingerinnen und Hattinger glücklich über die Neuerung sein werden. Wir versuchen aber immer wieder mit den Betroffenen vor Ort ins Gespräch zu kommen und im Rahmen der Möglichkeiten eine Lösung zu finden, welche die geringsten Einschränkungen für die Bürger bedeuten.“ Und: Rund einen Monat nach der Einführung im Bezirk 1 in Niederwenigern habe sich ein Großteil der Betroffenen „an die Sammelplätze gewöhnt“, die anfänglichen Beschwerden hätten „abgenommen“.

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