Gladbeck. Literarischer Spaziergang: Prominente erwecken persönliche Geschichten von Hobby-Autoren zum Leben. QR-Codes verwandeln Gladbeck in ein Hörbuch.
Nanu, was ist das denn? Wer in den kommenden Tagen mit aufmerksamem Blick durch Gladbeck bummelt, kann sie kaum übersehen: QR-Codes in leuchtendem Orange an etlichen Stellen in der Innenstadt, Zweckel und Brauck. Was hat es mit den Plaketten auf sich?
Kurz auf den Punkt gebracht: Hinter jedem QR-Code steckt eine sehr persönliche Erzählung. Das Projekt „Gladbecker Lebensgeschichten. Die ganze Stadt ein Hörbuch“ geht zurück auf den 100. Geburtstag der Stadt Gladbeck im Jahre 2019. Seinerzeit wurde eine Schreibwerkstatt eingerichtet, in der Menschen eigene Texte verfassten. Dabei ließ die hobbymäßig schreibende Zunft andere an Erinnerungen und privaten Eindrücken teilhaben. „Herausgekommen ist ein Buch mit dem Titel ,Lebensgeschichte ist Stadtgeschichte. 100 Jahre Gladbeck‘“, sagt Antje Deistler, Leiterin des involvierten Literaturbüros Ruhr mit Sitz in Gladbeck am Jovyplatz.
Hörstationen gibt es in der Gladbecker Innenstadt, Zweckel und Brauck
Nun erhalten die Beiträge eine neue Qualität. Denn an den Orten, die Schauplätze in den Berichten sind, wird Schrift zu hörbarem Wort. „Eine Auswahl der besten Geschichten des Schreibprojekts wurde in Hörstücke verwandelt, die an vielen Orten in der Stadt per QR-Code über das Handy angehört werden können.“

Kostenlos, „die QR-Codes sind überall frei zugänglich“, betont Antje Deistler. Und es handelt sich nicht etwa um von irgendwem gesprochene Texte. Prominente wie die Kabarettistin Gerburg Jahnke sowie Schauspieler Patrick Joswig und Sesede Terziyan haben die Texte eingelesen. Ein Beitrag, so erklärt Deistler, wurde ins Türkische übersetzt und zusätzlich zur deutschen Version auf Türkisch eingesprochen. Dietmar Wunder, die Stimme von Daniel Craigs James Bond und in Gladbeck seit einem Gastauftritt kein Fremder, steuere die sprachliche „Verpackung“ bei.

Das Projekt des Netzwerks literaturgebiet.ruhr und des Literaturbüros Ruhr in Kooperation mit der Stadt Gladbeck und dem Ruhrstadt-Verlag, das offiziell am 25. Februar an den Start geht, nimmt Spaziergänger mit auf eine Reise. Mehr als ein Dutzend Hörstationen erzählen Lustiges, Berührendes, Historisches. Deistler verrät: „Es sind ganz persönliche Geschichten. Viele haben sehr alte Damen und Herren verfasst.“ So habe ein Autor beschrieben, wie Bomben im Jahre 1945 auf Gladbeck abgeworfen wurden.
Walter Hüßhoff, dessen Engagement für die Stadt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, ist sogar zweimal dabei. „Eine lustige Geschichte über einen Taubenvater und eine historisch interessante Erzählung über Kohlenklau 1957“, kündigt Deistler an.
„Eine Auswahl der besten Geschichten des Schreibprojekts wurde in Hörstücke verwandelt“
Aber jüngere Geschichtenerzähler sind ebenfalls vertreten. Beispielsweise jene junge Frau, die zum Studieren Gladbeck verlässt. „Es ergibt sich ein Kaleidoskop privater Geschichtsschreibung: Die Erinnerungen der Schreibenden erzählen von der schweren, für Kinder aber auch abenteuerlichen Nachkriegszeit, von der Arbeit unter Tage oder vom Ankommen im Ruhrgebiet und von den Brücken zwischen den Heimaten.“
Literarischer Spaziergang wird dauerhaft installiert
Die Texte lassen sich quasi zu einem Mosaik zusammensetzen, das viele Facetten der Stadt zeigt. Der literarische Spaziergang, der dauerhaft im öffentlichen Raum installiert wird, erweckt Vergangenheit zum Leben, eröffnet neue Blicke auf die Gegenwart – gesehen durch die Brille der Mitwirkenden. Dank des Audiowalks wird Gladbeck somit zum offenen Hörbuch.
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Eine QR-Code-Station ist der Stein des Bergmanns im Rathauspark, schon wenige Schritte weiter sind die nächsten Punkte zu finden: in den Rathaus-Arkaden, wo der Euthanasie-Opfern während der NS-Zeit gedacht wird, am ehemaligen Traditionscafé Schwarte, am Hallenbad und an der Stadtbücherei. In der Nachbarschaft gibt es zur Jovyvilla, in der die Volkshochschule (VHS) ihren Sitz hat, ebenfalls eine Geschichte.
Kreativamt, Moschee Wielandstraße, Beethovenstraße am Bahnzugang, Siedlung Klara-/Marienstraße – sie alle spielen eine Rolle in den Beiträgen und werden mit einem QR-Code geadelt. Deistler ergänzt: „Am Museum in Wittringen, beim Rahmen für Selfies, befindet sich ebenfalls eine Stele mit einer Plakette.“
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Offiziell eröffnet werden die Stationen am 25. Februar um 17 Uhr. Ort: Stein des Bergmanns im Rathauspark an der Bottroper Straße. Ein Spaziergang, an dem auch Bürgermeisterin Bettina Weist teilnehmen will, führt weiter zu mehreren Punkten. Ziel ist das Kreativamt am Jovyplatz. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei: „Bitte Smartphone und am besten auch Kopfhörer mitbringen!“