Gladbeck. Susanne Peters-Schildgen übernimmt die Leitung des Museums Gladbeck. Die Hernerin will an Bestehendes anknüpfen, setzt aber auch auf Neues.

Eigentlich hätte Susanne Peters-Schildgen es bei ihrem Posten in Ratingen belassen können. Aber nein! Die 59-jährige Hernerin wollte sich noch einmal beruflich verändern. Zum Glück für Gladbeck, so klingt es im Gespräch mit ihrem Vorgänger Alexander Borchard heraus: Denn hier hat die promovierte Kunsthistorikerin just die Leitung im Museum der Stadt übernommen. „Das Rad neu erfinden“, das will Peters-Schildgen nicht, aber ein paar Ideen hat sie schon in der Schublade.

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„Toll, wenn jemand noch einmal durchstartet“, meint die Gladbecker Kulturamtschefin Gabriele Stegemann. Und zur neuen Museumsleiterin: „Das hier bei uns wird ja wahrscheinlich Ihre letzte berufliche Station sein.“ Nach 21 Jahren Tätigkeit im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel dachte sich Peters-Schildgen: „Manchmal ist es gut, wenn ein frischer Wind weht.“ Und durchpusten will die 59-Jährige die Gladbecker Geschichte, erzählt in Objekten, schon hier und da – ohne das Unterste zuoberst zu kehren.

Während der Vakanz führte der bisherige Leiter das Museum Gladbeck kommissarisch

16 Bewerbungen waren im Rathaus für den Leitungsjob eingegangen. 16 Bewerbungen, das hört sich nach einer großen Auswahl an, aus der die Fachleute im Gladbecker Rathaus hätten schöpfen können. Dem war offenbar mitnichten so. Stegemann berichtet: „Bei einem großen Teil waren die Voraussetzungen nicht erfüllt.“

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Alexander Borchard, daran erinnert Bürgermeisterin Bettina Weist, hatte im Jahre 2018 auf dem Chefsessel im Wittringer Museum Platz genommen. Als er 2021 in die städtische Kulturverwaltung wechselte, habe er während der Vakanz kommissarisch die Leitung behalten. Doch dieses Intermezzo ist nun beendet. Peters-Schildgen und Borchard sind „dankbar für eine geregelte Übergabe“. Der Wechsel erfolgt fließend, und Brüche im Museumskonzept sind nicht geplant. Peters-Schildgen sagt anerkennend: „Alexander Borchard hat ganz viel in Bewegung gesetzt!“

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Alexander Borchard hatte im Jahre 2018 die Führung im Wittringer Museum übernommen. 2021 wechselte er in die städtische Kulturverwaltung, seitdem war der Leitungsposten vakant.
Alexander Borchard hatte im Jahre 2018 die Führung im Wittringer Museum übernommen. 2021 wechselte er in die städtische Kulturverwaltung, seitdem war der Leitungsposten vakant. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Daran möchte die neue Herrin im Haus der Gladbecker Historie anknüpfen. Wenn sie über das Museum im Grünen spricht, wäre „lobend“ fast untertrieben. Wie würden es waschechte Ruhris wohl nennen? Sie ist ein kleines bisschen aus dem Häuschen: Tolle Exponate, die Sammlung ist facettenreich, erzählt den Werdegang von Stadt, Region, Ur- und Frühgeschichte. Und: Das allergrößte Schmuckstück ist das Gebäude selbst.

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Corona habe das Thema Digitalisierung beschleunigt, darin sind sich Borchard und seine Nachfolgerin einig. Ein wichtiger Aspekt, findet die Hernerin. Sie hat sich jüngst zur Online-Redakteurin und Social-Media-Managerin weitergebildet: „Die Kenntnisse kann ich jetzt gut nutzen.“ Denn die Digitalisierung ermögliche eine bessere Vernetzung und den Austausch mit anderen Museen, das könne beispielsweise für die Organisation von Wechselausstellungen hilfreich sein. Borchard denkt zurück an den „Testballon“ mit Namen „Frauenleben“: Diese Schau lief online – nur eine der Möglichkeiten, aktuelle Technik einzubinden, nicht allein in Krisen-Zeiten.

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Anno 2019, vor Corona, hatte das Museum 9592 Gäste. Im Jahr darauf blieb es vom 17. März bis 18. Mai und vom 3. November bis 31. März geschlossen, ebenso 2021 vom 1. Januar bis 15. März und vom 24. April bis 31. Mai. Borchard berichtet: „In den anderen Zeiten war der Besuch durch verschiedene Corona-Maßnahmen eingeschränkt. Für 2020 und 2021 liegen die Zahlen also deutlich unter 2019.“

Susanne Peters-Schildgen liegen insbesondere die Digitalisierung und Museumspädagogik am Herzen.
Susanne Peters-Schildgen liegen insbesondere die Digitalisierung und Museumspädagogik am Herzen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Aber jetzt soll’s wieder Leben im Museum geben. Mit konkreten Projekten will Peters-Schildgen noch nicht „vorpreschen“. Nur so viel: Sie will die Dauerausstellung vervollständigen, und Museumspädagogik liegt der Mutter eines 24-jährigen Sohnes am Herzen. Da kann sie von Erfahrungen zehren, die sie in der Kindheit ihres Sprosses gemacht hat. Die Museumsleiterin unterstreicht: „Wichtig ist mir, die Menschen immer abzuholen. Ein Museum als Identifikationsort zum Entdecken und Erleben, das ist mein Anliegen.“ Das Prinzip galt bislang so, daran will Peters-Schildgen nicht rütteln.

Internationaler Museumstag

Eine gute Gelegenheit, Susanne Peters-Schildgen kennenzulernen, ist der Internationale Tag des Museums am Sonntag, 15. Mai. Das Haus in Wittringen an der Burgstraße bietet dann zwischen 11 und 18 Uhr ein Programm, das so facettenreich ist wie die Sammlung unter dem Dach des malerischen Gebäudes.

Auch diesmal, wie in Vorjahren, sind neben dem Museumsteam der Förderverein und die Stadtinfo mit von der Partie. Das Publikum – vom Kind bis zu Erwachsenen im Seniorenalter – kann sich unter anderem auf Führungen, Mitmach-Aktionen und ein Quiz freuen.

„Migration“, das war ein Thema, dem sie sich beruflich bisher intensiv gewidmet hat: „Die Ost-West-Bewegung im oberschlesischen Industriegebiet ist eine ähnliche Geschichte, wie wir sie hier im Ruhrgebiet haben.“ Um diesen Schwerpunkt ging’s der Hernerin, die in Bochum studiert und in Lübeck ein Volontariat absolviert hat, auch bei ihren beruflichen Stationen im Stadtarchiv ihrer Heimatstadt und eben in Ratingen. „Ich bin weg von der Kunstgeschichte zur reinen Geschichte“, stellt Peters-Schildgen fest.

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Was aber stets geblieben ist: Ihre Liebe zum Ruhrgebiet. Hier streift sie mit Labrador Andy, benannt nach ihrem Bruder, durch die Lande und fotografiert per Handy die Natur. Hier drückt sie mit „ihren beiden Männern, glühende Schalke-Fans“, den Knappen die Daumen; hier fühlt sie sich, umgeben von dieser speziellen „Pott-Mentalität“ zu Hause. Und hier will sie ihre Spuren im Gladbecker Museum hinterlassen.

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Das Museum der Stadt Gladbeck ist zwischen April und Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Für die Zeit zwischen November und März dienstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Geschlossen ist das Haus an den kommenden Terminen: Pfingstsonntag, Tag der Deutschen Einheit, Heiligabend, erster Weihnachtstag, Silvester und Neujahr.

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