Gladbeck. . Einweihung des Kunstwerks in Gladbeck am 9. November. Tafeln am Neuen Rathaus erinnern an Schicksale. Bündnis für Courage freut sich über Einigung.
- Gedenkstätte am Rathaus wird am 9. November eingeweiht
- Stadtverwaltung und Bündnis für Courage einigten sich
- Installationskünstler Paul Schwer schuf das Kunstwerk
Die kunstvoll gestaltete Gedenkstätte für Gladbecker Euthanasie-Opfer nähert sich der Vollendung. Am 9. November soll sie am Neuen Rathaus feierlich eingeweiht werden. Ein symbolträchtiges Datum, wird doch an diesem Tag der Opfer des Beginns der Nazi-Pogrome von 1938 gedacht. In den Vorjahren war das Ehrenmal in Wittringen Ort der Gedenkstunde.
„Diesmal wird einmalig die Feier an den Willy-Brandt-Platz verlegt“, so Dezernentin Nina Frense auf Anfrage der WAZ, „wir wollen der Einweihung der Gedenkstätte für Euthanasie-Opfer einen würdigen Rahmen verleihen.“
Erweiterung möglich
Darin sind sich Stadtverwaltung und das Bündnis für Courage als Initiatorin des Projektes einig. „Das Thema Euthanasie wird im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen“, kündigt Nina Frense an. Beginn: 15.30 Uhr. Der Historiker Professor Alfons Kenkmann werde in einer Rede Fakten und Hintergründe beleuchten. Roger Kreft, Sprecher des Bündnisses für Courage, sagt: „Von uns wird bestimmt auch jemand ein paar Worte sagen.“ Jugendliche, so ist es geplant, wollen die Namen der 51 bislang ermittelten Opfer verlesen. Sie werden, wie in den Gremien beschlossen, mit Vor- und abgekürztem Nachnamen sowie Geburts- und Sterbedatum genannt, soweit diese Daten gesichert sind. Kreft: „Sollten weitere Euthanasie-Opfer ermittelt werden können, kann die Nennung erweitert werden.“
Hintergrund
Die systematischen Morde (Euthanasie) an „Behinderten“ waren zur Zeit des Nationalsozialismus’ Teil der so genannten „Rassenhygiene“.
Betroffen waren insbesondere Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen. Orte, an denen Erwachsene und Kinder getötet wurden, waren Krankenhäuser und Tötungsanstalten.
Die Gestaltung der Gedenkstätte liegt in Händen des Installationskünstlers Paul Schwer. Sein Entwurf mit leuchtenden Tafeln erhielt grünes Licht. An der Nordseite des Neuen Rathauses wird sein mit 19 000 Euro veranschlagtes Werk angebracht. Dort, wo sich einst das Gesundheitsamt befand, in dem die Betroffenen gemeldet waren. LED-Licht beleuchtet die Namenstafeln, die an der Raumdecke angebracht werden.
Roger Kreft ist froh, dass nach all den Querelen im Vorfeld die Idee zu dieser besonderen Gedenkstätte endlich realisiert wird. Stadtverwaltung und Bündnis für Courage wollten zwar beide einen Ort des Erinnerns für Euthanasie-Opfer. Doch wo sich dieser befinden und wie er ausgestaltet werden sollte, darin schieden sich die Geister.
Festes Datum der Erinnerung
Bei der Einweihung der Namenstafeln will es das Bündnis für Courage laut Kreft nicht bewenden lassen: „Wir wollen Jahr für Jahr einen Gedenktag für Euthanasie-Opfer durchführen.“ Ein fester Termin stehe noch nicht fest. Das Bündnis recherchiere, welches Datum sich eignen könne: beispielsweise der Tag, an dem die Entscheidung zur Euthanasie unter der Herrschaft der Nationalsozialisten gefallen ist.