Gladbeck. Der Kulturpfad in Gladbeck verbindet Kunst und Nachhaltigkeit. So kommt das Open-Air-Museum beim Publikum an.
Die Idee hat Charme. Alle Welt spricht – wenigstens hierzulande – über Nachhaltigkeit. Beim Bauen, Einkaufen, im Straßenverkehr. Warum sollte also die Kunst angesichts dieses umweltbewussten Szenarios aus dem Rahmen fallen? In Gladbeck ist das jedenfalls keine Option, deswegen gibt’s eine Art Museum unter freiem Himmel: den Kulturpfad in Wittringen. Er wächst Werk und Werk.
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Alexander Borchard, Leiter des städtischen Kulturbüros, erinnert sich noch gut an die Anfänge des Projektes „Wald-Kunst-Weg Wittringen“, das „auf eine Initiative der BIG während der Corona-Zeit entstanden ist“: „Die Idee war: ,Wir würden gerne etwas Dauerhaftes machen.“ Es sollten nicht irgendwelche Kunstwerke entstehen, sondern Arbeiten mit Materialien der Natur – und in der Natur. Dieses Prinzip soll sich wie ein roter Faden durch den Wittringer Wald ziehen.
Wie ein roter Faden zieht sich das Prinzip der Nachhaltigkeit durch die Kunstschau im Wittringer Wald
Das erste Werk wurde im April 2022 eröffnet: ein Mega-Bilderrahmen, „Frame“ genannt. Er steht nicht einfach in der Wittringer Welt-, pardon: Waldgeschichte herum, sondern bekommt Leben. Und zwar durch das Publikum. Menschen stellen sich in das Gerüst, posieren für Fotos, sei es nun ein Selfie oder eine Aufnahme der Begleitung zur Erinnerung.
Die Gladbecker Künstlerin und Galeristin Karoline Dumpe installierte im Juni 2022 die zweite Station der Open-Air-Show: das „Dinner im Wald“. „Die Klasse 9c des Ratsgymnasiums war daran beteiligt“, so Alexander Borchard.
Wie aus dem Nichts taucht vor den Augen von Ausflüglern im Wittringer Wald ein Ensemble aus Tisch und Stühlen auf. Moosbewachsen, urig: Es scheint, als wenn gerade Trolle diesen Platz in der Nähe des Teiches am Ehrenmal verlassen hätten. Dafür dürfen sich Kunst-Fans auf dem Werk niederlassen. Die Arbeit verändert sich im Laufe der Jahreszeiten, Monat für Monat. Schließlich hat Mutter Natur hier die Chance, Einfluss zu nehmen, sich zu verewigen. Aber auch das Publikum darf Hand anlegen, vielleicht einen besonders prächtigen Ast aus dem Wittringer Wald platzieren, den Tisch mit Früchten der Bäume decken. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
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Die bislang dritte Station reiht sich seit Mai 2023 ins Konzept ein. Der Gladbecker Ralf Augustin, Vater von Holzskulpturen, schuf mit Mitgliedern der hiesigen Jugendfeuerwehr den kunterbunten „Regenbogenbaum“. Auch dieser Hingucker im Grünen ist ein beliebtes Fotomotiv.
Borchard erzählt: „Wir haben zum Kulturpfad viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Da werden oft Fotos geteilt, es gibt Likes, Sternchen und Herzchen in den sozialen Medien. Am akutesten ist der Regenbogenbaum.“
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Für den Kunstpfad lässt die Stadt Gladbeck jährlich 5000 Euro springen. Davon könnten auch Reparaturen bezahlt werden. „Als reines Honorar flossen für den Regenbogenbaum 1500 Euro“, berichtet Borchard. Apropos Reparaturen: Die Pflege der Werke übernimmt der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG). Während beispielsweise am Ehrenmal immer mal wieder Vandalismusschäden auszubessern sind, „ist das beim Kulturpfad kein Problem.“
Die Ausschreibung für das nächste Kunstwerk im Wittringer Wald läuft
Allerdings sind Beschädigungen nicht auszuschließen, zum Beispiel am „Dinner im Wald“. Borchard sagt: „Es ist aber schwer zu sagen, ob sie mutwillig geschehen sind.“ Oder ob womöglich Tiere, natürlicher Zerfall, der Zahn der Zeit Urheber für die Veränderungen sind. Auf den „Frame“ hatte jemand irgendwann ein Graffito geschmiert, „das schnell entfernt wurde“.
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Waldgänger lassen sich am liebsten überraschen, auf welches Werk sie zwischen den Bäumen treffen. „Wir bekommen eher selten Anfragen, wo sich eine Arbeit befindet“, stellt Borchard fest, „aber wir behalten uns für die Zukunft eine Ausschilderung als Option vor.“ Auch wenn dann der Überraschungseffekt wegfalle.
Aktuelle Ausschreibung
„Wir schreiben die Beteiligung von Kunstschaffenden jährlich aus“, erklärt Alexander Borchard. So auch jetzt.
Eine Jury entscheidet, wer den Zuschlag bekommt. Darin vertreten sind unter anderem Fachleute aus städtischen Ämtern, des Zentralen Betriebshofs Gladbeck (ZBG) und aus der Kultur. Interessierte Kunstschaffende können sich bei Alexander Bochard, Leiter des Kulturbüros in Gladbeck, informieren unter 0 20 43/99 26 26.
Prinzipiell sei jede Stelle im gesamten Wittringer Wald als Standort für ein Kunstwerk geeignet. Doch in den Ausschreibungen sind „zwei oder drei Orte zur Auswahl aufgeführt, damit ein Pfad entsteht“. Es ist ja nicht Sinn des Projektes, dass sich die Arbeiten an einer Stelle drubbeln. Schließlich soll der Wald als Ort der Entdeckungen ein Erlebnis sein. Kreuz und quer herumirren, nein, das ist auch nicht Ziel des Projektes.
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Pro Jahr soll der kreative Pfad in Zukunft um ein Objekt wachsen. Das nächste Kunstwerk für den Wittringer Wald wird demnächst auf den Weg gebracht. Wünsche hat Borchard nicht: abstrakt, gegenständlich, bunt, zum Herumklettern für Kinder – er ist gespannt auf das kommende Exponat. Oder doch, eines kann sich Alexander Borchard gut vorstellen: ein Klangspiel. Kunst-Fans dürfen also voller Erwartung sein, was sich im Wittringer Wald anbahnt.
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