Gladbeck. Dietmar Wunder ist die deutsche Stimme von Daniel Craigs James Bond – und kommt bald nach Gladbeck. Die WAZ hat ihn zum Interview getroffen.
Millionen Deutsche kennen Dietmar Wunders Stimme – und haben doch das Gesicht von Daniel Craigs James Bond vor Augen, wenn sie sie hören. Der Schauspieler hat den berühmtesten Spion der Welt in allen fünf vergangenen James-Bond-Filmen synchronisiert und eine Menge darüber zu berichten – das tut er zum Beispiel am Freitag, 4. November, in der Stadthalle Gladbeck. Dann lädt er gemeinsam mit dem Gladbecker Ex-Kommissar Jochen Peters zum „Quantum Bond – Agenten-Talk und Titelhymnen“.
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Im Interview erklärt er, wie man eine Bond-Stimme kreiert, verrät, welcher Bond sein persönlicher Liebling ist – und erzählt von spannenden Gesprächen mit Adam Sandler.
WAZ: Herr Wunder, wie sind Sie die deutsche Stimme von James Bond geworden?
Dietmar Wunder: Bei Daniel Craig war es so, dass 2006 offiziell wurde, dass er der neue James Bond wird. In seinen Filmen davor wurde er von anderen Kollegen synchronisiert, es gab keine Feststimme. Die Produktionsfirmen wollten für den deutschen Bereich aber gerne eine neue Feststimme etablieren. Es gab dann ein Probesprechen, das ging fast ein halbes Jahr. Es wurde nach Stimmen gesucht, die Daniel Craig vom Timbre her ähnlich sind.
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Man muss vielleicht dazu sagen: Ich wollte Schauspieler werden, weil ich als 13-Jähriger James Bond mit Sean Connery gesehen habe. Als dann die Entscheidung fiel und ich die deutsche Stimme von Daniel Craig alias James Bond wurde, war das für mich natürlich nicht nur EIN Traum, der wahr wurde.
Wie ist das im Alltag? Benutzen Sie Ihre Bond-Stimme da manchmal aus Spaß?
In der Regel kokettiere ich damit nicht. Aber es passiert mir wirklich recht häufig, dass ich an meiner Stimme erkannt werde. Das ist für mich sehr schön – es ist, wie Applaus für den Job zu bekommen, den ich mache. In Situationen, in denen es angebracht ist, nutze ich die Stimme hin und wieder. Ein sehr guter Freund von mir hat zum Beispiel geheiratet und ich durfte die Zeremonie mitgestalten, da habe ich das gemacht. Es ist aber eher der private Kreis.
Welcher ist Ihr liebster Daniel Craig-Bond?
Ich empfinde „Skyfall“ als den gelungensten Film. „Casino Royale“ war natürlich besonders, weil es für mich der erste Bond war, aber „Skyfall“ ist für mich aus verschiedenen Gründen der beste Film. Erstmal ist es der typische Daniel Craig-Bond, realistisch, hart aber trotzdem emotional. Gleichzeitig wird aber auch ganz viel an die alten Filme erinnert, es kommt „Q“ wieder vor, der Schmunzelhumor von früher ist zurück. Der ganze Film war von Anfang bis Ende sehr rund und hat gefesselt.
Und von allen Bond-Filmen?
Das ist schwer. Skyfall ist einer meiner liebsten Filme. „No Time to Die“ auch, weil er sehr emotional war für mich. Ich bin aber auch großer Fan von „Man lebt nur zweimal“, und „Der Spion, der mich liebte“ fand ich auch ganz toll. Ich finde aber wirklich viele der Bond-Filme super.
Sie haben Daniel Craig ja auch schonmal getroffen. Worüber haben Sie gesprochen?
Wir haben uns getroffen, aber wir hatten leider keine Zeit, groß miteinander zu reden. Wir standen auf dem roten Teppich nebeneinander und haben Fotos gemacht und Interviews gegeben. Allerdings habe ich Adam Sandler (den Dietmar Wunder auch synchronisiert, Anm. d. Red.) persönlich getroffen, das war sehr interessant. Er hat mich gefragt, wie wir an die Synchronisation herangehen, ob wir zum Beispiel das Drehbuch auswendig lernen, wie wir die Szenen vorbereiten. Das war sehr spannend.
Wie erschafft man eigentlich eine James-Bond-Stimme?
Ich kenne ja das Original mit der Stimme von Daniel Craig, und dabei schaue ich ihm ins Gesicht. Daniel Craig spielt seinen Bond sehr zurückgenommen, auch von der Artikulation sehr unaufwendig und auf den Punkt gespielt. Ich beobachte sein Gesicht, seine Mimik, seine Körperhaltung, und dann stehe ich – wie vor einem Spiegel – so da wie er. Dadurch nehme ich von seiner Originalstimme, aus meinem Stimmrepertoire, die Stimmfarbe an, die von ihm zu mir kommt. Aus meinem Stimmvolumen wird dann mein Craig-Anteil aktiviert. Aber immer so, dass es glaubwürdig für das Publikum ist, wenn ich die Stimme changieren würde, wäre es ja nicht authentisch.
Haben Sie einen Favoriten für den nächsten Bond-Schauspieler, jetzt, da Daniel Craig aufgehört hat?
Ganz schwer. Ehrlich gesagt nein, weil ich mich frage: ,Was kommt denn jetzt nach Craig?’ Als Figur James Bond hat Daniel Craig ja, ohne zu viel zu spoilern, ein überraschendes Ende bekommen, so ein Ende gab es bisher noch nie. Ich glaube, ich bräuchte noch ein paar Jahre, bis ich eine Idee für einen neuen Bond hätte. Ich fand Idris Elba als Idee großartig, mit dieser Eleganz, die er hat. Aber ich habe Daniel Craig einfach noch zu präsent vor Augen.
Was war Ihr Lieblingssatz, den Sie in diesen fünf Bond-Filmen gesagt haben?
Unendlich viele (lacht). Aber besonder wichtig, fast historisch, war einer in Casino Royale, dieser wunderbare Part, als er einen Martini bestellt: „Einen Martini.“ „Geschüttelt oder gerührt?“ „Seh ich so aus, als ob mich das interessiert?“ Also dieser Satz ist so auf den Punkt, und bricht mit allem, was davor da war. Der andere ist, als er vor Blofeld alias Christoph Waltz steht, in „Spectre“, und Christoph Waltz ihn fragt: „James, warum bist du hier?“ „Ich bin hier, um dich zu töten.“ „Ich dachte, du bist hier, um zu sterben?“ „Das ist alles eine Frage der Perspektive.“ Das ist so ein typischer Bond-Satz, das macht halt wirklich Spaß.
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