Gladbeck. Im Gladbecker Kreativamt heißt es seit neustem: „Jovy – Unser Treffpunkt im Quartier“. Was den Treff ausmacht und wie der Kneipenbetrieb läuft.
Marc Jung steht beim Besuch im neuen „Treffpunkt im Quartier“ auf einer Leiter. Gerade noch hängt er die letzte Lampe in der ehemaligen Kantine des Finanzamts Gladbecks, dem heutigen Kreativamt, auf. „Schick geworden, oder?“, fragt er mit Blick auf den länglichen, hellen Kellerraum, der Ort für ganz unterschiedliche Events sein soll – und während der EM am Abend der Reihe „Spätschicht am Jovy“ eben auch der Schankbetrieb mit Public-Viewing.
Die Suche nach einem Pächter für die Gastro im Gladbecker Kreativamt blieb erfolglos
Aber von vorne. Marc Jungs war für das Kreativamt schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem neuen Pächter für die Location im Untergeschoss. Ein Gastronomiebetrieb sollte am liebsten wieder rein, wie einst das Speak.Easy, das die Corona-Pandemie nicht überlebt hat. Weil sich aber so recht niemand finden wollte, der Lust hatte, die rund 70 Quadratmeter samt einem möglichen Biergarten draußen zu neuem Leben zu erwecken, setzte Jung, Geschäftsführer der Kreativamt GbR, seine Ideen kurzerhand eigenständig um. „Wir wollten nicht noch einmal einen Pächter, der keine Miete zahlen kann. Deshalb haben wir gesagt, machen wir das selbst.“
Seit September werkelt der Chef deshalb zusammen mit einer Innenausstatterin an der Einrichtung fürs Jovy. Warme Töne beim Mobiliar und den Wandfarben bestimmen nach dem Renovieren den L-förmigen Raum. Die Farben Beige und Bordeauxrot fallen einem sofort ins Auge. Was soll in dem neuen Quartier, wie es Marc Jung selbst nennt, passieren? „Wir vermieten den Raum für Geburtstagsfeiern, für Silberhochzeiten, aber auch in der Woche zum Beispiel an Unternehmen für Präsentationen, für Workshops, für Barcamps.“
Das Jazzclub Gladbeck war auch schon im Jovy zu Gast
Wichtig dabei, im Jovy scheint erstmal alles möglich zu sein. Marc Jung zeigt dafür die rollbare Theke und zappt auf seiner Fernbedienung herum, um die Beleuchtung je nach Wunsch individuell anzupassen. „Es ist auch so angelegt, dass man die Bestuhlung komplett ändern kann. Ich kann eine kleine Bistroaufstellung machen, ich habe aber auch die Möglichkeit einen langen Besprechungstisch aufzustellen.“
„Man kann hier unglaublich vieles machen“
Der Jazzclub Gladbeck habe auch schon vor der ausfahrbaren Leinwand im Quartier gespielt, „dann stehen die meisten Leute im Raum.“ Auch für eine lange Buffettafel wäre Platz, dafür ist der lange Flur im Kellergeschoss hervorragend geeignet. Marc Jungs Fazit: „Man kann hier unglaublich vieles machen.“
Der Eigentümer verfolgt dabei teils sogar eine gebührenfreie Strategie: „Wenn ein Verein kommt und seine Sitzung hier abhalten möchte, nehmen wir keine Miete.“ Lediglich für die Bewirtung müsse dann aufgekommen werden. Jung will den Treffpunkt im Quartier so in der Stadt fest etablieren. „Daraus“, erklärt der 50-Jährige, „entwickelt sich Bekanntheit und daraus generieren wir Buchungen.“ Bisher hat er mit seinem Konzept gute Erfahrungen gemacht, zwei bis drei Veranstaltungen laufen pro Woche. Auch wenn er einräumt: „Es gibt Leute, die laufen hier tagtäglich lang und wissen nicht, dass es uns gibt.“
Immer freitags ist die „Spätschicht im Jovy“ angesagt
Für Neugierige eignet sich der Freitagabend am Jovyplatz bestens, um sich selbst einen Eindruck von dem wandelbaren Kreativamt-Keller zu machen. Bis Ende des Jahres ist der Freitag nämlich für „die Spätschicht im Jovy“ reserviert. Es ist Marc Jungs persönliche Fortsetzung des fast gleichnamigen Open-Air-Events, welches seit 2022 im Schatten der Polizeiwache stattfindet. Ab 17 Uhr kann dann das Wochenende eingeläutet werden, vom Bierchen bis zu den angesagtesten Drinks ist für jeden was dabei. Den großen Hunger sollte man aber möglichst vorher schon gestillt haben, bislang gibt es nur Bockwurst und Toast aus der kleinen Küche hinter der Theke.
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Dass das Essensangebot so spärlich ausfällt, liegt aber nicht nur an einem fehlenden Koch. Öfter als einmal die Woche dürfte das Jovy als Kneipe ohnehin nicht öffnen. Denn für die Spätschicht gilt nur eine eingeschränkte Schankerlaubnis. Aus einem kuriosen Grund: „Für die große Schankerlaubnis müssten wir eine Umnutzung des Gebäudes beantragen, weil tatsächlich das Finanzamt nie eine Schankerlaubnis hatte.“ Die ehemalige Kantine, die knapp 40 Jahre einen Mittagstisch anbot, sei offiziell nie im Gebäude vorhanden gewesen. Es dürfte Marc Jungs Pläne erschweren, in dem Multifunktionsraum irgendwann selbst wieder einen Frühstücks- und Mittagstisch anzubieten.
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