Gladbeck. Gladbeck blickt auf 150 Jahre Zuwanderungsgeschichte zurück. Schüler der Lambertischule haben sich mit dieser Geschichte ihrer Heimat auseinandergesetzt.
Wie wurde Gladbeck zu der Stadt, die sie heute ist? Dieser Frage sind Schülerinnen und Schüler aus der damaligen 4. Klasse der Lambertischule mit ihrer Klassenlehrerin Cordula Aring nachgegangen. Sie haben sich mit 150 Jahren Zuwanderungsgeschichte Gladbecks beschäftigt. Für die Kinder war es das Ziel, herauszufinden, wie es dazu kam, dass 108 verschiedene Nationen in die Ruhrgebietsstadt kamen. Dazu haben sie sich gemeinsam mit Walter Hüßhoff, Hans-Jürgen Voß und Dirk Brunngraber vom Förderverein des Museums auf die Suche nach Spuren begeben.
Einige Kinder haben das direkt zum Anlass genommen, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen. So auch der 10-jährige Haroun Guizani, dessen Großvater für den Bergbau von Tunesien nach Gladbeck kam. „Davor hat er noch nie danach gefragt, wie der Opa eigentlich nach Deutschland gekommen ist“, erzählt seine Mutter Ulfa Guizani (37).
„In der Klasse waren 28 Kinder aus 8 Nationen. Wir hatten also ein persönliches Interesse daran, zu erfahren, wie aus Gladbeck eine Stadt mit Menschen aus vielen verschiedenen Ländern wurde“, sagt Walter Hüßhoff. Als einer der Vertreter des Fördervereins ist er einmal in der Woche in den Unterricht der Klasse gekommen, um mit den Kindern zur Stadtgeschichte zu forschen. Dazu haben sie unter anderem Archivmaterial zur Verfügung gestellt bekommen, das sie untersucht haben. Bei einem Besuch im Bochumer Bergbaumuseum sahen die Kinder außerdem eine Sonderausstellung über den Zuzug der Gastarbeiter und deren Wohn- und Lebensbedingungen.
Schüler der Gladbecker Lambertischule recherchierten zur Zuwanderungsgeschichte
„Um sich mit seinem Heimatort zu identifizieren, ist es wichtig, zu wissen, wie er entstanden und wie die Bevölkerung so vielfältig geworden ist“, erklärt Klassenlehrerin Cordula Aring. Ein Schulhalbjahr lang beschäftigten sich die Kinder intensiv mit der Geschichte der Stadt. Angesetzt haben sie mit ihren Nachforschungen in einer Zeit, in der Gladbeck noch ein einfaches Dorf mit nur 2800 Bürgerinnen und Bürgern war.
Ihre Recherchen erstreckten sich von der ersten Entdeckung der Kohle im Jahr 1818 und dem ersten Zuzug der Menschen aus aller Welt, über die Zuwanderung in der Nachkriegszeit bis heute. Die Schülerinnen und Schüler interessierte besonders, wie sich die Menschen aus den verschiedenen Nationen verständigten und unter welchen Umständen sie lebten.
Projekt zur Zuwanderungsgeschichte Gladbecks „Die menschliche Seite hat die Kinder besonders berührt“
Das Projekt habe nachhaltig Eindruck bei den Kindern hinterlassen. Was sie während ihrer intensiven Recherchen gelernt haben, beschäftigte sie weit über den Schulunterricht hinaus. „Die menschliche Seite der Geschichte hat die Kinder besonders berührt“, berichtet die Lehrerin. Dazu gehörte vor allem das Wissen, dass die Menschen damals ihre Heimat für Arbeit verließen, und dass sogar Kinder schon sehr früh arbeiten mussten.
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Film der Lambertischule im Gladbecker Rathaus aufgeführt
Im Zuge des Projektes beschäftigten sich die Kinder außerdem mit dem Grundgesetz. „Da haben sie in Gänze verstanden, was es bedeutet, dass alle Menschen gleichwertig sind, und dass Schutzsuchende, die vor Krieg, Hunger, Vertreibung und Umweltkatastrophen flüchten, Asyl beantragen können “, so Aring. Gerade an einer Schule mit einem hohen Migrationsanteil – und die auch Kinder besuchen, die selbst geflüchtet sind – sei es wichtig, dieses Wissen zu vermitteln.
Entstanden ist aus den Recherchen der Schüler ein digitales Filmprojekt, das die Kinder im Rathaus vor ihren Familien und Bürgermeisterin Bettina Weist vorführen durfte. Der Integrationsrat der Stadt Gladbeck unterstützte das Projekt finanziell.