Gladbeck. Hannelore Czerwinski erinnert sich an bescheidene Weihnachten in der Bergarbeiterfamilie. Später dann wurden Nylonstrümpfe wichtig.

„Meine Oma hieß Eva, die hatte Heiligabend auch noch Namenstag“, erinnert sich Hannelore Czerwinski, geborene Lamers. Am selben Tag habe aber auch Adam Namenstag gehabt und so habe die Oma immer Wert darauf gelegt, dass ihr Ehrentag immer erst nachmittags beginnt. „Wir Schwestern waren zu Weihnachten natürlich aufgedreht, und wenn wir Oma dann foppen wollten, sind wir schon morgens hoch und haben zum Namenstag gratuliert“, erinnert sich die 94-jährige Gladbeckerin.

Als sie Kind war, lebte die Familie in einem typischen Zechenhaus, ein Block mit vier Wohnungen, oben wohnten die Großeltern. Weihnachten wurde dann immer gemeinsam gefeiert. „Oma und Opa kamen runter und dann ging’s los.“ Wobei als Bergarbeiterfamilie mit mehreren Kindern, da seien die Wünsche bescheiden gewesen. Wenn die 94-Jährige dagegen sieht, wie heutzutage Weihnachten gefeiert wird: „Das ist alles ein bisschen zu üppig, glaube ich manchmal.“

Erst ein strenger Blick des Vaters sorgte für Ruhe bei den Kindern

Dafür sei bei ihr und ihren Schwestern immer Leben im Haus gewesen. Irgendjemand habe immer irgendwelche Mätzchen gemacht. „Und dann mussten wir lachen“, erzählt sie. Das sei auch an Weihnachten nicht anderes gewesen, egal, ob die Familie eigentlich Weihnachtslider hätte singen wollen. Ruhe sei dann erst nach einem strengen Blick des Vaters eingekehrt. Besonders gefreut habe sie sich immer auf das Lied „Süßer die Glocken nie klingen.“

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An ein Weihnachtsfest, nach dem Krieg, hat sie eine besondere Erinnerung. Sie arbeitete damals in einem Fischgeschäft und von einem Kunden, sie hatte ihm etwas zurückhalten dürfen, bekam sie dafür Nylonstrümpfe. Echte Nylonstrümpfe waren zu der Zeit selten, im Krieg wurde das Material gebraucht, etwa um Fallschirme herzustellen, an eine zivile Nutzung war da kaum noch zu denken. Entsprechend selten, begehrt und teuer waren die Strümpfe damals. Zu diesem Weihnachtsfest hätten alle auf ihre Strümpfe geschaut, erinnert sich die Gladbeckerin.

Gladbecker hat mit den Eltern und Schwiegereltern gefeiert

Weil ihr Mann evangelisch war, sie aber katholisch, seien sie Weihnachten immer mal wieder in andere Kirchen gegangen, berichtet die 94-Jährige. Von den Feiertagen hätten sie und ihr Mann dann eigentlich die wenigste Zeit für sich allein gehabt. Schließlich hätten Eltern und Schwiegereltern auch etwas von den beiden haben wollen und so habe man einen der Feiertage bei dem einen Teil der Familie verbracht, den anderen beim anderen Teil.

Und wer schon einmal seine Eltern nach Weihnachtswünschen gefragt hat, der weiß, dass das meist nicht viel bringt, man danach nicht klüger ist. Das galt auch schon früher: „Immer wenn wir gefragt haben, haben wir nur zur Antwort bekommen: ,Wir haben doch alles, haltet euer Geld mal für euch zusammen.‘“

Und wie feiert sie in diesem Jahr das Fest? Sie freue sich schon auf eine schöne Familientradition, verrät Hannelore Czerwinski. Jedes Jahr gehe die ganze Familie gemeinsam in einem Restaurant in Grafenwald essen. „Wir sind dann auch oder neun Leute, meine Schwester, die Nichten und Neffen, es ist ein großes Familientreffen.“ Schließlich ist Weihnachten ja auch das Fest für die Familien.

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