Gladbeck. Die Baugesellschaft und der Verein „Allerlei Leben“ kommen beim Mehrgenerationen-Wohnen nicht mehr überein. Verein hat neues Grundstück im Blick.

Im Alter nicht alleine leben, nicht vereinsamen. Stattdessen in einer Gemeinschaft leben und wohnen, in der die Menschen füreinander da sind und aufeinander achten. Diesen Traum von einem individuellen Mehrgenerationen-Wohnprojekt, umgesetzt auf dem Grundstück der alten Hermannschule in Zweckel, verfolgt eine Gruppe von Menschen aus dem Gladbecker Verein „Allerlei Leben“ bereits seit Jahren. Nun scheint nach einer Phase des Stillstands wieder Bewegung in das Projekt zu kommen. Allerdings sind auch Probleme aufgetaucht, die am Ende die Frage aufwerfen: Wird der Wohntraum von „Allerlei Leben“ tatsächlich an der Hermannschule verwirklicht?

Schon vor Monaten hat der Investor das Gladbecker Projekt Hermannschule vorübergehend gestoppt

Die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) hat die alte Grundschule an der Schulstraße nebst Grundstück bereits vor einigen Jahren gekauft. Mit der MWB als Investor und Bauträger wollte der Verein „Allerlei Leben“ das besondere Wohnprojekt auf dem Areal in Zweckel umsetzen. Bereits vor einigen Monaten schon hat die Wohnungsbaugenossenschaft allerdings die Pläne für die Hermannschule erst einmal auf Eis legen müssen. Zinsentwicklung und gestiegene Kosten in der Baubranche, hieß es aus Mülheim, würden eine Finanzierung aktuell unmöglich machen.

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Nun könnte es aber wohl doch in absehbarer Zeit losgehen an der Schulstraße, wie die Redaktion jetzt auf Anfrage bei der MWB erfuhr. Die Rahmenbedingungen würden sich allerdings anders darstellen, als vor einigen Jahr noch gemeinsam mit dem Gladbecker Verein angedacht und geplant. Bedeutet: Rechnen ließe sich die Baumaßnahme nur, wenn alle Wohnungen, die dort entstehen sollen, mit öffentlichen Mitteln, also sozial gefördert, gebaut werden können, so MWB-Pressesprecher Andreas Winkler.

Diese Pläne verfolgt die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft nun in Gladbeck

Geplant sei nach wie vor, an der Schulstraße 24 Mietwohnungen zu bauen: Sechs davon in dem alten Schulhaus, das komplett umgebaut werden soll, und 18 weitere in einem Neubau. Ebenfalls weiter vorgesehen sei der Bau von zwei Doppelhäusern, die zum Kauf angeboten werden sollen.

Das war so auch schon die Grundlage für die Pläne des Mehrgenerationen-Wohnens an der Schulstraße. Allerdings ging es ursprünglich dabei noch um einen Mix aus sozial geförderten und frei finanzierten Wohnungen. Das bestätigt auch Angelika Körber vom Verein „Allerlei Leben“. Zudem sei abgesprochen gewesen, die Wohnungsgrößen mehr oder weniger individuell nach den Vorstellungen der Vereinsmitglieder zu gestalten, die dort einmal einziehen wollen.

Was der Verein „Allerlei Leben“ sagt

Vor anderthalb Jahren bereits, so Körber weiter, habe die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft dem Verein dann aber erklärt, nun alle Wohnungen mit öffentlicher Förderung finanzieren zu wollen. „Das war auch noch genauso der Tenor in einem Gespräch, das wir vor vier oder fünf Wochen geführt haben“, bestätigt Angelika Körber. „Wir wissen aber nicht, was da jetzt konkret passieren soll.“ Fest stehe aber für den Verein „Allerlei Leben“, „dass man als Gruppe, wie ursprünglich geplant, unter diesen veränderten Bedingungen wohl nicht an der Schulstraße einziehen werden kann.“

Körber erläutert: In der Gruppe gebe es beispielsweise Leute, deren Einkommen zu hoch ist, um überhaupt für eine sozial geförderte Wohnung in Frage zu kommen. Zudem würden die Förderrichtlinien ja auch bestimmte Wohnungsgrößen vorgeben. Sprich, 80 Quadratmeter seien beispielsweise für zwei Personen gar nicht darstellbar. „Da müsste dann eine große Familie einziehen. Bei uns im Verein gibt es aber gar keine Familien, sondern nur Paare und Einzelpersonen“, erklärt Angelika Körber.

Es gibt noch ein alternatives Grundstück in Rentfort-Nord

Die Konsequenz: Man habe bei „Allerlei Leben“ schon vor einiger Zeit aufgehört, das Wohnprojekt Hermannschule zu bewerben, um weitere Interessenten darauf aufmerksam zu machen. Darüber hinaus habe man auch parallel nach einem neuen Investor gesucht. Mit Erfolg übrigens. Ein alternatives Grundstück zur Umsetzung der besonderen Wohnpläne sei ebenfalls bereits gefunden. Nicht in Zweckel, sondern in Rentfort-Nord. Dabei handelt es sich um das Grundstück, auf dem noch die aufgegeben Kirche St. Franziskus steht. Sie soll abgerissen werden. Ein Investor wird dann auf dem Grundstück eine Kita und Wohnungen bauen. Wohnungen für den Verein „Allerlei Leben“. Schon im nächsten Planungsausschuss soll das Projekt zur Sprache kommen, wie Angelika Körber bestätigt.

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Natürlich, sagt sie weiter, hätten nicht alle aus der Wohnprojekt-Gruppe Interesse an dem alternativen Vorhaben in Rentfort-Nord. Im Verein gebe es auch Leute, die weiter die Hermannschule favorisieren würden. So sieht es auch Andreas Winkler von der MWB. Man würde sich freuen, betont er, auch Vereinsmitglieder als Mieter an der Schulstraße begrüßen zu können. Aber eben neben weiteren Interessenten, die auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Gladbeck seien.

Schon Ende Februar könnte es weitere Informationen zur Hermannschule geben

Ende Januar, so Winkler weiter, plane die Wohnungsgenossenschaft einen Workshop, um das Vorhaben auf dem Areal der alten Hermannschule voranzubringen. Nach einigen anschließenden internen Prüfungen, könne man dann vielleicht schon Ende Februar öffentlich machen, wie es in Gladbeck an der Schulstraße weitergehen soll.

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