Gladbeck. Der Neujahrsempfang in Gladbeck stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Gastronomie vor Ort. Warum Wirte sich noch mehr Lokale wünschen.
Gladbeck bietet noch Luft und Platz für weitere Gastronomiebetriebe. Das sagt nicht etwa die Stadt, die für den Standort Gladbeck werben möchte, nein, es sind die Gastronomen selbst, die diese Auffassung vertreten. Das wurde am Freitagabend beim städtischen Neujahrsempfang deutlich. Der stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der hiesigen Gastronomie. Die kam in Filmbeiträgen und in einer Talkrunde auf der Bühne ausführlich zu Wort.
Es war unter anderem Goran Koscevic vom Wasserschloss Wittringen, der das auf der Bühne deutlich aussprach. Zuvor hatte Christiane Schmidt, die Kommunikationschefin im Rathaus, ihn gefragt, ob die Gastronomie in Gladbeck nicht auch an Grenzen stoße, es mit der Konkurrenz zu viel werde. Er lobte vielmehr das Miteinander unter den Gladbecker Gastronomen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, man unterstützt sich gegenseitig.“ Das liege aber sicherlich an den Menschen, die hier aktiv seien und in der Branche arbeiteten. Mit anderen Worten, es passt wohl auch zwischenmenschlich.
Mit Mezzomar und Café Extrablatt stehen die nächsten Gastro-Betriebe in Gladbeck parat
Unterstützung erhielt der Wittringen-Pächter von Andriana Gajic vom Jammerkrug. Sie verwies auf die unterschiedlichen Geschmäcker der Gäste. „Jeder probiert doch gern Neues aus, daher wäre es schön, wenn noch was dazukäme.“ Tatsächlich sei der Kuchen in Gladbeck groß genug für weitere Betriebe, diese Auffassung vertrat auch Joel Markmann (Joe’s Café). „Eigentlich haben wir hier vor Ort noch zu wenig Vielfalt bezogen auf die Einwohnerzahl.“ Mit dem Mezzomar, das demnächst in der Alten Post eröffnen soll, und dem Café Extrablatt, das am Markt entsteht, stünden ja aber schon interessante Konzepte bereit.
Tatsächlich, so der Standpunkt der Gastronomen, die zu Wort kamen, befruchte sich die Szene gegenseitig. Letztlich gilt wohl für diese Branche die alte Binsenweisheit, wonach Konkurrenz das Geschäft belebt, in besonderer Weise.
Hohe Kosten und Personalmangel sind auch in Gladbeck Thema
Doch selbstverständlich bedeutet das nicht, dass in der Gladbecker Gastro-Szene alles in Ordnung ist und nur eitel Sonnenschein herrscht. Die Probleme vor Ort unterscheiden sich da nicht von denen in anderen Städten. Da sind zum einen die hohen Kosten, etwa für Energie und Lebensmittel. Die könne man nicht mehr unbedingt an die Kunden weitergeben.
Dazu fehlt es vielfach weiterhin an Personal. Zwar gelinge es durchaus, Aushilfen zu finden, berichtete Kerstin Prasinos vom Restaurant Poseidon. „Aber wir brauchen eben auch Fachkräfte.“ Und daran, so schilderte sie in einem Statement, mangele es eben vielfach.
In Gladbeck gibt es in der Gastronomie noch viele Familienbetriebe
Wohl dem, der dann auf eine Familie zurückgreifen kann. Denn häufig sind die Gladbecker Gastro-Betriebe Familienbetriebe, teils schon über Generationen. Im Artemis etwa ist inzwischen die zweite Generation eingestiegen, arbeitet im Team mit den Eltern und der Tante. Auch im Jammerkrug arbeitet die Familie zusammen. Das habe den Vorteil, dass man sich aufeinander verlassen könne, sicher sei, immer genügend Unterstützung zu haben, erläuterte Andriana Gajic. Doch manchmal sei es auch schwierig: „Denn gleichzeitig fehlt manchmal eben auch die Trennung von Arbeit und Privatleben. Man nimmt alles mit nach Hause.“
Längst ist auch klar, welche Bedeutung die Gastronomie und gastronomische Events für eine Stadt haben. Das betonte auch Özcan Zopi, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung. Schließlich sorgt Gastronomie für Frequenz, bringt die Leute etwa in die Innenstadt. „Das muss man unterstützen, denn wenn Leben in der Innenstadt ist, fühlt man sich wohl.“ Er machte jedoch auch keinen Hehl daraus, dass dafür noch viel zu tun sei. Ein positives Beispiel hatte er aber auch parat, verwies auf den Feierabendmarkt. „Das war ein ganz klares Zeichen: Die Leute sind gewillt, in die Stadt zu gehen.“ Man müsse ihnen aber etwas bieten.
Weitere Events in der Gladbecker Innenstadt geplant
In diese Kerbe hatte zuvor schon Bürgermeisterin Bettina Weist geschlagen. In ihrer Rede hatte sie die Veranstaltungen als einen wichtigen Standortfaktor für die Innenstadt und damit für Gastronomie wie Handel identifiziert. Aus diesem Grund plane die Stadt für 2025 weitere Events in der Stadt. Dazu gibt es private Initiativen: So hatten zuletzt auch Joel Markmann und Stavros Vassiliou mit „Gladbeck glüht“ ein weiteres neues Event für die Vorweihnachtszeit angekündigt.
Weist verwies auf das Gastronomiekonzept, das die Stadt schon 2021 vorgestellt habe. Befragungen in dem Zusammenhang hätten gezeigt, dass die Gladbeckerinnen und Gladbecker das Angebot schätzten und sehr gut bewertet hätten.
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Gleichwohl kam man in dem Konzept, ähnlich wie die Gastronomen selbst, zu dem Schluss, dass es in der Stadt Luft für weitere Angebote gebe. So fehlten unter anderem „trendgeprägte Angebote“ für ein jüngeres Publikum, etwa vegetarische oder vegane Lokale, oder Läden. Auch die Systemgastronomie sei in Gladbeck nicht stark vertreten. Mit dem bereits erwähnten Extrablatt im ehemaligen Möbelhaus Niessing steht aber nun einer der Großen der Branche parat. Und so sieht die Bürgermeisterin die Stadt bei der Vielfalt in der Gastronomie auf einem guten Weg.
Darüber hinaus warb sie dafür, 2025 zu einem „Jahr der Chancen“ zu machen. Mit Blick auf die Innenstadt setzte Weist ein klares Ziel: „Wir wollen mit der Innenstadt einen Ort schaffen, der Menschen zusammenbringt, an dem Gastronomie und Kultur lebendig sind und an dem man sich sicher fühlt.“
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