Gladbeck. Eine Gladbeckerin erinnert sich an ein Weihnachten, als ihr großer Wunsch in Erfüllung ging. Doch manches blieb damals auch unerfüllt.

„Ein Fahrrad!“ Noch heute strahlt Ilsegret Schmeken, wenn sie an dieses Weihnachtsgeschenk denkt. Mit leuchtenden Augen erinnert sich die 94-jährige Gladbeckerin an das Weihnachtsfest, als sie sechs Jahre alt war. „Ich hatte mir immer ein Fahrrad gewünscht. Meine Eltern fuhren leidenschaftlich gerne Rad und ich saß zu Hause.“ Dann aber habe sich dieser große Wunsch erfüllt: „Das war etwas ganz Besonderes.“

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Für die damals sechsjährige Ilsegret war das Fahrrad auch ein großer Schritt in die Selbstständigkeit. Sie war fortan unterwegs, mit dem Rad ging’s bis nach Buer zu Tante Lotte – im Zweifel auch ohne Mama und Papa. „Es gab ja zu der Zeit noch nicht viel Verkehr“, sagt die 94-Jährige. Und: „Meine Eltern haben mir die rechts-vor-links-Regel eingeprägt und dann bin ich losgefahren“, schildert Ilsegret Schmeken mit einem Lächeln.

Der Weihnachtswunsch nach der dunkelhäutigen Puppe ging nie in Erfüllung

Dabei war die Kindheit, waren die Weihnachtsfeste kein Zuckerschlecken, ist die Gladbeckerin doch auch in NS- und Kriegszeit groß geworden. Damals ging längst nicht jeder Wunsch in Erfüllung. Sie erinnere sich gut, dass sie sich sehnsüchtig eine Puppe gewünscht habe. Allerdings sollte es eine dunkelhäutige Puppe sein. „Die habe ich nie bekommen und wir haben nie darüber gesprochen, warum nicht.“ Heute wisse sie selbstverständlich, dass ein solches Geschenk in diesen Zeiten zu Problemen hätte führen können.

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Sie erinnert sich, dass ihre Eltern für damalige Zeiten schon recht liberal gewesen seien. Der Kirchgang gehörte zum Weihnachtsfest selbstverständlich trotzdem dazu. Aber: Anders als andere Kinder mussten Ilsegret vor dem Gottesdienst nicht nüchtern bleiben, erinnert sie sich. Überhaupt habe es meist gut und genug zu essen gegeben zum Fest. „Man weiß gar nicht, wo die Mutter das alles herzauberte?“, fragt sie sich noch heute.

Vor allem für die Mütter war Weihnachten mit viel Arbeit verbunden

Zu der Zeit, so sagt Ilsegret Schmeken, sei das Weihnachtsfest noch viel stärker vor allem für die Mütter mit Arbeit verbunden gewesen. „Vater hat den Baum besorgt. Er hatte einen Bekannten aus Kinderzeiten, die sind zusammen losgezogen und haben den Baum geschlagen.“ Zu Hause wurde er dann eingestielt. Die größte Sorge sei immer gewesen, dass er nicht umkippt. Der Christbaumständer sei ein wenig kippelig gewesen.

Sie erinnert sich, dass Musik eine große Rolle gespielt habe: „Mein Großvater spielte hervorragend Klavier“, und so habe die Familie immer mit instrumentaler Begleitung gesungen. Ihr Favorit zu der Zeit? „Ihr Kinderlein kommet, das konnte man so schön schmettern“, verrät Ilsegret Schmeken mit einem verschmitzten Lächeln.

Doch auch bei ihr vermengen sich die Weihnachtserinnerungen mit den Kriegserfahrungen. Mit der gesamten Klasse seien sie nach Garmisch geschickt worden, erzählt Ilsegret Schmeken. Dort, so die Hoffnung der Eltern und Lehrer, seien die Kinder sicher vor dem Krieg und den Angriffen. Einige Weihnachtsfeste habe sie auch da erlebt. Sie seien besonders gewesen, mit dem Schnee in den Bergen. Die Weihnachtstage, die sie als Kind erlebt habe, seien immer schön gewesen, sagt sie. „Wir wurden von den Eltern immer beschützt und behütet.“

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