Dassendorf. Das „beste Aufgebot der Vereinsgeschichte“ legt in der Fußball-Oberliga einen Stotterstart hin. Wer dem Branchenprimus den Tag rettete.

Michael Funk war bester Laune. „Ich will zehn nackte Friseusen“, sang der Mäzen des Fußball-Oberligisten TuS Dassendorf, als er rund eine halbe Stunde vor Beginn der Partie des Hamburger Vizemeisters gegen den FC Alsterbrüder auf der Sportanlage am Wendelweg ankam. „Heute ist Mallorca-Wetter“, freute sich der Geschäftsmann, schränkte aber sogleich ein, eigentlich mit dem Party-Tourismus an den „Ballermann“ und dem vom ihm zuvor besungenen Hit von Mickie Krause nicht viel anfangen zu können: „Da sind alle betrunken. Das ist nichts für mich.“

Sprachs, begrüßte viele der rund 400 anwesenden Schaulustigen und setzte sich wie immer ganz an den Rand der Dassendorfer Auswechselbank. Von dort aus sah er eine Partie, die in etwa den Spannungsbogen des Auftritts eines maximal untalentierten Nachwuchssängers am „Ballermann“ hatte. Einziger Trost für Funk an einem trostlosen Fußball-Nachmittag: Seine TuS Dassendorf gewann mit 1:0.

Bei Mallorca-Wetter gab‘s nur fußballerische Magerkost: TuS Dassendorf enttäuscht

Gegen die gesamte Distanz über tief stehende und sehr diszipliniert verteidigende Gäste erlöste Sven Möller die Hausherren in der 87. Minute mit einem platzierten Rechtsschuss ins kurze Eck von der Gefahr eines Fehlstarts. Die Vorlage hatte in dem früheren Bundesliga-Spieler Ashton Götz ebenfalls ein Akteur gegeben, der vermutlich in jedem anderen Oberliga-Team eine unumstrittene Stammkraft wäre.

Dassendorfer Jubel nach dem 1:0 durch Sven Möller (Nr. 7.). Mit dem Torschützen jubeln Martin Harnik (2.v.l.), Fabian Graudenz (2.v.r.) und Kerim Carolus (r.), während Rinik Carolus (l.) mit den Feierlichkeiten schon durch ist.
Dassendorfer Jubel nach dem 1:0 durch Sven Möller (Nr. 7.). Mit dem Torschützen jubeln Martin Harnik (2.v.l.), Fabian Graudenz (2.v.r.) und Kerim Carolus (r.), während Rinik Carolus (l.) mit den Feierlichkeiten schon durch ist. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Aber im „besten Aufgebot der Vereinsgeschichte“ (Sportchef Jan Schönteich) müssen nun auch verdiente Kicker wie Möller (seit 2014 bei der TuS) um ihre Pfründe kämpfen. „Über eine Saison brauchst du jeden Spieler. Und es ist doch schön, wenn man Jungs bringen kann, die qualitativ auf einem gleichen Level sind“, sagte TuS-Coach Thomas Seeliger.

Langjährige Leistungsträger sind im „besten Aufgebot der Vereinsgeschichte“ nur Ersatz

Der ehemalige Bundesliga-Fußballer steht vor jedem Spieltag vor der schwierigen Aufgabe, aus seinem 22 Mann starken Kader 18 Kicker auszuwählen. Mehr dürfen nicht im Spielberichtsbogen eingetragen werden. Gegen die Alsterbrüder strich Seeliger die allesamt sehr erfahrenen Zhi-Gin Lam, Jordan Brown, Hamajak Bojadgian (alle verletzt) sowie Kristof Kurczynski aus dem Aufgebot. Am kommenden Sonnabend bei Vorwärts-Wacker Billstedt (15 Uhr, Öjendorfer Weg) könnte es andere für Fünftliga-Verhältnisse prominente Spieler treffen.

Unsere Vorschau-Serie „Anstoß“ im Überblick

Was Seeliger aus dem ereignisarmen Duell mit den Alsterbrüdern mitnehmen wird? „Ich glaube, das wird uns die ganze Saison erwarten: Tief stehende und aufopferungsvoll kämpfende Gegner“, mutmaßte der 57-Jährige. Sein Team habe „viel investieren“ müssen, um die drei Punkte zu holen, ergänzte der Coach. Eine Kampfansage an die Konkurrenz im Kampf um die Meisterschaft (ETSV Hamburg, ETV Hamburg, Altona 93) kam von Seeliger nicht.

Wie stark ist die TuS Dassendorf wirklich? Das bleibt weiter ein Rätsel

Dafür war es zum einen viel zu früh. Und zum anderen gab das Duell mit den destruktiven Alterbrüdern auch nur bedingt Aufschluss darüber, über welche Leistungsstärke die TuS in dieser Serie verfügt. Mit Dassendorf scheint es in dieser Serie so zu sein wie mit einem vermeintlichen „Malle-Hit“: Entweder es singen alle mit – oder er wird zum „Rohrkrepierer“.

TuS Dassendorf: Babuschkin – Büyüksakarya, Palo (90.+1 Sowah), K. Carolus, R. Carolus – Kurt, Dettmann (70. Möller), Graudenz (90.+4. Akkus), Strömer (70. von Haacke) – Maggio (46. Götz), Harnik