Allermöhe. St. Pauli Coffee GmbH mit Sitz am Allermöher Deich vertreibt zwei neue Kaffeesorten - soziale Projekte sollen unterstützt werden.

Michael Funk verdient sein Geld mit einer ganzen Reihe von Firmen und Marken. Unter anderem betreibt er die Dassendorf-Funk-Objekt-Verwaltungsgesellschaft (DFO) mit den MyBed-Appartementhäusern. Eines der großen MyBed-Häuser steht am Kurfürstendeich in Allermöhe. Dort befindet sich auch der Sitz seiner St. Pauli Coffee GmbH. Sie entwickelt neue, edle Kaffeesorten und handelt damit – „eine Herzen­sangelegenheit“, sagt der Koffein-Freund.

Nun lässt der 51-jährige Unternehmer aus Brunstorf eine neue Sorte aus fair gehandelten Bohnen von kleinen Plantagen produzieren, „Clochard – Kaffee mit Herz“. Das Besondere: Rund 30 Prozent des Netto-Verkaufspreises gehen ungefiltert und ohne Abzüge an Projekte in der Obdachlosenhilfe.

Spendenaktion: 30 Prozent des Verkaufspreises gehen an die Obdachlosenhilfe

Bei der Bestellung im Online-Shop (www.st-pauli-coffee.de) wählt der Käufer aus, welche Organisation er unterstützen möchte. Wer eine ­250-Gramm-Tüte „Clochard“ für 9,80 Euro erwirbt, gibt 3 Euro an die ­Obdachlosenhilfe. Beim Kauf eines Kilos des Edelkaffees (29,90 Euro) werden 10 Euro gutgeschrieben – direkt nach der Bezahlung.

Das Konzept scheint zu funktionieren, zumindest legte die neue Kaffeesorte einen furiosen Start hin: Bereits fünf Tage nach dem Start des „Clochard“-Verkaufs waren 1350 Euro an diverse Projekte weitergeleitet worden, darunter die Bergedorfer Engel und Hinz & Kunzt.

Etiketten für das neue Produkt sind gedruckt, erste Chargen geröstet

„Die Weiterleitung des Geldes ­erfolgt automatisch und unver­züglich“, sagt Funk. Dabei legt er großen Wert auf Transparenz: Die Zahlenkombination der Gutschriftnummer ist identisch mit der der Rechnungsnummer. „So bleibt der Kunde anonym, kann er aber trotzdem nachprüfen, ob sein Geld bei der Hilfsorganisation angekommen ist“, sagt der Unternehmer.

Auf der Internetseite kann der Kunde aktuell zwischen sechs Hilfsorganisationen wählen. „Er kann uns aber auch eine Mail schreiben und ein weiteres Projekt vorschlagen“, sagt Funks Mitarbeiter Constantin Bodenstedt. Der Start der Produktion des „Kaffee mit Herz“ wurde von Funk und seinem Team länger als ein Jahr vorbereitet. Doch der Name der neuen Sorte musste erst ­gefunden werden. Er stammt von Zeitungsleser Stefan Krohn, dessen Namensvorschlag im Zuge eines Aufrufs in unserer Zeitung die Verantwortlichen der St. Pauli Coffee GmbH überzeugte. „Dann wurde der Name vom Patentamt geprüft, und nun ist auch die dreimonatige Einspruchsfrist vorbei“, sagt Funk. Etiketten sind entwickelt und ­gedruckt, die ersten Chargen der neuen Kaffeesorte sind geröstet, die Tüten abgefüllt.

„Wir haben eine hanseatische ­Mischung für größere Mengen kreiert“, sagt Funk. Der Geschmack wird variieren, denn die Bohnen stammen nicht – wie bei den anderen Sorten der Manufaktur – von einer bestimmten Plantage, sondern werden von verschiedenen Kaffeeplantagen etwa in Südamerika, Afrika und Indonesien bezogen. „Sonst könnten wir diese Sorte nicht permanent liefern“, sagt Funk. „Denn wenn die Plantage abgeerntet ist, müssen wir uns bis zur nächsten Saison gedulden. Deshalb sind nicht immer alle unsere zehn Sorten jederzeit lieferbar. Derzeit haben wir fünf im Programm.“

Verkauf von Davidwachen-Kaffee soll die Opferschutzhilfe unterstützen

Die Preise für seinen Edelkaffee seien seit Jahren nicht gestiegen, sondern „stabil hoch geblieben“, sagt Funk schmunzelnd – und das, obwohl er beim Einkauf des Rohkaffees nun „bis zu 25 Prozent mehr“ zahle. Dabei würden die Premiumbohnen sowieso deutlich mehr ­kosten als Standardware. „Ich zahle im Einkauf deutlich mehr als der Endverbraucher für Bio-Industriekaffee.“ Zudem sei es ein Unterschied, ob per Hand 20 Kilo Kaffee geröstet werden oder ob ein großer Kaffeeproduzent zehn Tonnen bei einem Röstvorgang bearbeiten lässt. Schuld an den gestiegenen Einkaufspreisen seien schlechte Ernten, „außerdem ist Kaffee an der Börse ein Spekulationsobjekt geworden“.

Mit der neuen Sorte will Funk nun deutschlandweit durchstarten. Im Januar soll bereits eine weitere neue Sorte auf den Markt kommen, „Davidwache“-Kaffee, an dem eine kleine Handschelle baumelt. „Er wird auf der legendären Wache auf St. Pauli bereits getrunken“, sagt der Brunstorfer, der dort einen Polizisten kennt und die neue Sorte deshalb vorerst nur an die Beamten verkauft. Auch bei der Sorte „David­wache“ werden mit einem Drittel des Verkaufspreises wohltätige Organisationen unterstützt, dann aber im Bereich der Opferschutzhilfe, ­also etwa der Weiße Ring.

Zwei neue "soziale" Kaffeesorten sollen bald mit eigener Maschine geröstet werden

Geröstet wird per Hand in kleinen Röstereien in Hamburg und Lübeck, 20 Kilogramm pro Röstung. Im kommenden Jahr sollen die beiden neuen „sozialen“ Sorten mit eigener Maschine geröstet werden, 30 bis 35 Kilogramm pro Vorgang, berichtet Funk. Ein Röstvorgang dauere etwa eine halbe Stunde.

Aufgestellt werden soll die bereits erworbene, eigene Röstmaschine, eine „Dutch Master“, in einer holländischen Galeriewindmühle aus dem Jahre 1876 in Hamfelde, die inzwischen Funk Immobilien gehört. „Dort wird gerade alles vorbereitet, werden etwa die Gas- und Stromanschlüsse gelegt.“ Die Röstmeister, die der Unternehmer dort beschäftigen will, werden auch Kaffeeseminare leiten, berichtet der 51-Jährige. Die anderen Kaffeesorten sollen weiter in den beiden Lohnröstereien in Altona und in Lübeck verarbeitet werden.