Hamburg. „Anstoß“: Was ein Dinosaurier-Logo im Gepäck der Vierländer zu suchen hat, wie sie ihre Neuzugänge fanden und wo der Dino jetzt ist.
Fahnen von Sportclubs aus ganz Deutschland sind am Strand von Playa de Palma im Sommer ein gewohntes Bild. Schließlich übt der Ferienort auf Mallorca seit Jahrzehnten eine geradezu magische Anziehungskraft auf Mannschaften aus, die ihre Saison feucht-fröhlich ausklingen lassen wollen. Auch die Landesliga-Fußballer des SV Altengamme sind Stammgäste am berühmt-berüchtigten „Ballermann“.
Natürlich hatten auch die Vierländer in diesem Sommer Flaggen dabei. So ganz originalgetreu waren diese jedoch nicht. Denn der Festausschuss des Teams hatte zwei Fahnen anfertigen lassen, auf denen nicht nur das Vereinslogo, sondern auch noch ein Dinosaurier gestickt worden war. Das sah nicht nur lustig aus, sondern zog auch noch die Aufmerksamkeit vieler anderer Urlauber auf sich.
Die Dinosaurier der Fußball-Landesliga kommen vom SV Altengamme
Unzählige Male musste die Altengammer erklären, was denn das furchterregende Tier neben dem Clubwappen zu suchen habe. Die simple Antwort: „Wir sind in Hamburg der Landesliga-Dino.“ Nun weiß so mancher Mallorca-Tourist, was am fernen Gammer Weg für viel Stolz sorgt: Der SV Altengamme ist der Verein mit der längsten Landesliga-Zugehörigkeit. Die Vierländer gehen bereits in ihre elfte Saison in Folge in der Hansa-Staffel.
Viel fehlte in der vergangenen Spielzeit allerdings nicht, und Altengamme hätte – wie vor Millionen von Jahren die Dinosaurier auf unserem Planeten – in Liga sechs das Zeitliche gesegnet. Erst am vorletzten Spieltag sicherte sich das Team durch ein 3:2 gegen den bereits feststehenden Meister Vorwärts-Wacker den Klassenerhalt. Das Bild des nach dem Schlusspfiff völlig erschöpft auf allen vieren auf dem Rasen liegenden Ligaobmanns Philipp Mohr zeugte davon, wie groß die Erleichterung war.
Frühes Pokal-Aus und Talfahrt in der Liga: Coach Carstensen muss gehen
„Es gab ja praktisch keine Woche, in der wir nicht unter Druck standen“, erinnert sich Mohr an eine Saison zurück, die unter keinem guten Stern stand. Der Auftakt misslang mit einer 1:5-Pleite im Derby gegen den SV Curslack-Neuengamme und dem Pokal-Aus beim Escheburger SV. Hernach stabilisierte sich das Team zwar ein wenig, blieb in seinen Leistungen aber sehr wechselhaft.
Der Ausfall von wichtigen Stammkräften wie Niko Reimers oder Peer Wegner war die eine Sache. „Aber es fehlten einfach auch in vielen Bereichen Nuancen. Sei es nun körperlich oder taktisch“, sagt Mohr.
Der bisherige Co-Trainer Marco Theetz wurde befördert
Schweren Herzens trennte sich der Ligaobmann nach der Hinrunde von Coach Ingo Carstensen, mit dem ihn ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Der bisherige Co-Trainer Marco Theetz wurde befördert und ihm in Alexander Müller, der Monate zuvor beim SC Vier- und Marschlande sein Amt niedergelegt hatte, ein Mann zur Seite gestellt, der primär für die Taktik zuständig ist.
Die Rechnung ging auf. Unter dem Duo sammelten die Vierländer die nötigen Punkte für den Ligaverbleib und machten auch fußballerisch Fortschritte.
Ligaobmann Philipp Mohr hält am Trainerduo Theetz/Müller fest
„Die beiden ergänzen sich gut. Jeder hat auf seine Art und Weise einen sehr guten Zugang zu den Jungs“, lobt Mohr das Trainerteam. Folglich geht er nun auch mit Theetz und Müller in die kommende Serie. „Wir haben uns in der Rückrunde in die richtige Richtung entwickelt und wollen daran anknüpfen“, erklärt der Ligaobmann. Trotz des Aufwärtstrends und des Abgangs von nur einem Stammspieler (Sebastian Peters) sahen sich die Verantwortlichen gezwungen, durch Zugänge neue Reizpunkte im Kader zu setzen.
So wurden aus der 3. Herren die Zwillinge Laurin und Julian Pax hochgezogen. Vom SC Wentorf kam in Lars Hak ein schon erfahrener Mittelfeldmann, und vom Düneberger SV konnten mit Tjark Mika Hänsch sowie den Zwillingen Adrian und Oliver Zodel drei hochveranlagte Youngster verpflichtet werden. „Wir hatten in der Kaderbreite ein Problem. Und uns hat die Balance zwischen Alt und Jung gefehlt. Ich glaube und hoffe, dass wir jetzt gut aufgestellt sind“, sagt Mohr.
Bei der Suche nach Verstärkung bei den Alten Herren fündig geworden
Hatte der Ligaobmann vor einem Jahr durch den Transfer des langjährigen Oberliga-Spielers Florian Rogge vom Nachbarn Curslack für Furore gesorgt, fehlen diesmal die ganz großen Namen. Wobei: Daniel Wulff kann immerhin auf über 100 Oberliga-Einsätze zurückblicken. Diese liegen allerdings lange zurück. Eigentlich hatte „Butsche“, wie der Verteidiger gerufen wird, seine Liga-Karriere 2017 beendet. Seitdem kickte er in Curlsacks Alter Herren. Nun aber feiert Wulff mit 38 Jahren beim SV Altengamme sein Landesliga-Comeback.
Die Serie „Anstoß“ im Überblick
- SV Nettelnburg/Allermöhe: Mit 20 Mann auf Mallorca gefeiert
- Atlantik 97: Klappt es dieses Mal mit dem neuen Trainer?
- TuS Aumühle-Wohltorf: Achterbahnfahrt der Gefühle
- Escheburger SV: Der Aufstiegsfavorit, der keiner sein will
- TSV Reinbek: Traumlos und Hammerstart
- SC Wentorf ist der Europameister in Sachen Vereinstreue
- TSV Glinde: Verwirrspiel um Innenverteidiger Dominik Heikaus
- Barsbütteler SV ist raus aus dem Schatten anderer Vereine
- FSV Geesthacht: Der Trainer tritt auf die Euphoriebremse
- SV Börnsen möchte sich in der Spitzengruppe etablieren
- SC Schwarzenbek geht als krasser Außenseiter in die Saison
„Er war zu Jahresbeginn mit einigen von uns im Ski-Urlaub. Da hat man schon gemerkt, dass er noch einmal Lust hat, wieder bei uns zu spielen“, erzählt Mohr. Wulff, der mit Coach Theetz noch gemeinsam für Curslack auflief, sei bereits jetzt durch die Art seiner Kommunikation und sein ganzes Auftreten ein großer Gewinn für die „ansonsten ziemlich junge Mannschaft“, so der Ligaobmann.
Das Dinosaurier-Logo befindet sich noch immer auf Mallorca
Bei der kommenden Mallorca-Ausfahrt könnte der Routinier als „Papa der Kompanie“ Gold wert sein. Denn in ihrem jugendlichen Leichtsinn ließen die Altengammer im Sommer einiges zurück an der Playa de Palma. Zum Beispiel die Flaggen mit dem Vereinslogo und dem Dinosaurier drauf. „Die hängen wahrscheinlich noch irgendwo in einer Disco“, mutmaßt Mohr.