Hamburg. Das Derby gegen den SC Vier- und Marschlande zum Saisonstart der Fußball-Landesliga war eine klare Sache. Wer dabei besonders glänzte.
Wie sehr die Spieler des Fußball-Landesligisten SV Curslack-Neuengamme auf das Derby gegen den SC Vier- und Marschlande hingefiebert hatten, wurde Trainer Olaf Poschmann klar, als er am Sonnabend auf dem Sportplatz am Gramkowweg eintraf. „Viele waren schon vor der verabredeten Zeit am Treffpunkt, weil sie es einfach nicht mehr zu Hause ausgehalten hatten“, schilderte Poschmann.
Was für ein Saisonauftakt für die Vierländer! Derby, Heimspiel, strahlender Sonnenschein bei fast 30 Grad, 351 Zuschauer und ein TV-Team am Platzrand. Mehr Aufmerksamkeit für ein Fußball-Landesligaspiel geht kaum. „Die Mannschaft war schon die ganze Woche über im Training sehr fokussiert“, lobte Poschmann, der sich vor dem Anpfiff vornehm zurückhielt. Die Ansprache im Mannschaftskreis übernahm Marvin Schalitz.
Derbysieger! So schön jubelt der SV Curslack-Neuengamme
Und der 28-jährige Abwehr-Routinier, der in sein neuntes Jahr am Gramkowweg geht und schon viele Derbys mitgemacht hat, ließ dann auch keinen Zweifel daran, dass es an diesem Nachmittag um sehr viel mehr ging als nur um drei Punkte. „Wir wollen hundertprozentigen Einsatz“, ermahnte er seine Teamkollegen. „Wir sind Curslack. Und jetzt gehen wir da raus und hauen sie weg!“
Die Ansprache verfehlte ihre Wirkung nicht. Hoch konzentriert präsentierten sich die Hausherren von der ersten Minute an und spielten die Gäste vom SC Vier- und Marschlande förmlich an die Wand. Nach einer guten Viertelstunde war SVCN-Stürmer Maximilian Zoch zum ersten Mal auf und davon und überwand Gäste-Keeper Lasse Riege klug mit einem Lupfer (16.). Kurz darauf fiel fast das 2:0, als Stjepan Brkic auf Linksaußen einen Diagonalball vorbildlich annahm, sich bis zur Grundlinie durchspielte und klug auf Arwid Dykier zurücklegte, dessen Schuss ein SCVM-Verteidiger im letzten Moment blocken konnte.
Arwid Dykier knallte den Ball in den Winkel. Das war die Vorentscheidung
Wirbelwind Dykier, der einst beim SV Nettelnburg/Allermöhe das Kicken gelernt hat, avancierte in der Folge zum besten Mann auf dem Platz und krönte seine Leistung schließlich mit einem fulminanten Schuss zum 2:0 in den Winkel (28.). Jetzt schwamm der SCVM so richtig, und Curslack setzte eiskalt nach. Kapitän Witalij Wilhelm brachte eine Ecke in den Strafraum, am zweiten Pfosten stieg Jonas Holz hoch und köpfte zum 3:0 ein (31.).
Bereits zur Pause war somit schon alles entschieden. „Wir hatten einfach zu viel Respekt vor Curslack“, haderte SCVM-Trainer Christopher Leitlof mit der zaghaften Vorstellung seiner Elf. Die aber bewies Moral, als sie in der zweiten Hälfte zunächst durch Marlon Liem zum 1:3 (62.) verkürzte. „Wir haben uns etwas von der Hektik anstecken lassen, sind fahrig geworden“, analysierte SVCN-Coach Poschmann.
Pfosten, Pfosten, drin! Das kuriose Anschlusstor des Marlon Liem
Ein Beispiel dafür war eben jenes Gegentor zum 1:3, als die Curslacker Abwehr die Übersicht verlor, SVCN-Verteidiger Jonas Holz beim Versuch zu klären den Ball an den eigenen Pfosten schoss und Marlon Liem schließlich den Abpraller verwertete. Dabei traf er kurioserweise ebenfalls den Pfosten und hatte Glück, dass der Ball von dort ins Tor prallte.
Doch das waren nur Momente. Trotz des Aufbäumens der Gäste blieb die Partie stets eine klare Angelegenheit. Niemals gerieten die Curslacker in Gefahr, sich diese Begegnung noch aus den Händen reißen zu lassen. Der ebenfalls bärenstarke Mike Beldzik stellte mit seinem Tor zum 4:1 für Curslack den alten Abstand wieder her (78.). „Magic“ rufen sie ihn, und magisch war auch sein Treffer in den Winkel. Den Schlusspunkt setzte Paul Klie für den SCVM zum 2:4-Endstand (88.).
Das Durchschnittsalter der Curslacker Elf liegt gerade mal bei 23 Jahren
„Wir haben heute mit großer Leidenschaft gespielt“, freute sich Poschmann. Sein Kapitän Witalij Wilhelm brachte es auf eine einfache Formel: „Derbys sind dazu da, um sie zu gewinnen.“ Die ersten drei Punkte der Saison sind für den SVCN somit unter Dach und Fach. Die ersten drei Punkte auf dem Weg zu was? „Ach, man soll nicht vom Aufstieg reden. Das bringt nur Unglück“, blieb Wilhelm lieber vorsichtig.
Die Vorschau-Serie „Anstoß“ im Überblick
- TuS Dassendorf
- ETSV Hamburg
- SC Vier- und Marschlande
- SV Curslack-Neuengamme
- Düneberger SV
- SV Altengamme
- FC Voran Ohe
- VfL Lohbrügge
- SC Schwarzenbek
- Barsbütteler SV
- SV Börnsen
- SC Wentorf
- SV Hamwarde
- TSV Glinde
- SV Nettelnburg/Allermöhe
- Atlantik 97
- TuS Aumühle-Wohltorf
- TSV Reinbek
- Escheburger SV
- TSG Bergedorf
Schließlich hat die Saison gerade erst begonnen. Vieles scheint noch fragil zu sein. „Mit vielen jungen Talenten aus der Region wurde eine Mannschaft geformt, welche über einen wahnsinnigen Zusammenhalt verfügt und in der jeder für jeden einsteht“, betont der Sportliche Leiter Nils Marx im Stadionheft. „Mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren ist unsere Truppe aber noch sehr jung, sodass es auch mal zu Rückschlägen kommen kann.“ Doch erst einmal können sie den gelungenen Saisonstart genießen. Und sich vielleicht noch einmal in Ruhe im Fernsehen anschauen. Am Montagabend gibt es ab 19.30 Uhr in der Sportsendung „Rasant“ den Bericht zum Spiel, den das Fernsehteam von sportdirekt.tv erstellt hat.
SCVM-Coach Leitlof hat noch viel Arbeit vor sich, ist aber vom Potenzial des Teams überzeugt
Beim SCVM hingegen hat der neue Trainer Christopher Leitlof noch viel Arbeit vor sich. „Aber in der Mannschaft steckt ganz viel Potenzial, das kann man jetzt schon sehen“, ist er überzeugt. „Wir wollen eine bessere Saison spielen als zuletzt.“ In der vergangenen Serie hatten die Vier- und Marschländer als Aufsteiger erst spät den Klassenerhalt gesichert. Das Zeug dazu, dieses Mal sorgenfrei durchzukommen, haben sie.