Hamburg. Im neuen Jahr legt der Bezirk den Schalter um: Die wichtigsten Projekte für Leben, Arbeiten, Wohnen und Freizeit in Bergedorf.

Das Jahr 2024 wird in Bergedorf entscheidende Weichen stellen – erstmals seit langer Zeit nicht allein dominiert vom Wohnungsbau. Während dort die Krise am Immobilienmarkt deutliche Lücken in die anvisierten 800 Genehmigungen reißt, zieht der Bezirk an anderer Stelle nach.

Vor allem bei der Versorgung der jetzt auf deutlich mehr als 130.000 Menschen gewachsenen Bevölkerung mit Schulen. Aber auch mit der Entwicklung der City und nicht zuletzt durch die Ansiedlung hochmoderner Arbeitsplätze im neuen Innovationspark rund um die „Fabrik der Zukunft“ des Körber-Konzerns.

Hamburg-Bergedorf: Im Bezirk entsteht mit Oberbillwerder der 105. Stadtteil

Auch in Oberbillwerder tut sich was. An diesem 105. Stadtteil Hamburgs für 15.000 Menschen soll vom Spätsommer an direkt nördlich der S-Bahn-Station Allermöhe gebaut werden.

Und: Bei derart vielen Neu-Bergedorfern lohnt sich der Blick auf die Freizeit: Wie steht es angesichts Zehntausender Gäste an Bergedorfs Badeseen im kommenden Sommer eigentlich mit der professionellen Aufsicht durch Rettungsschwimmer?

1. Hamburg-Bergedorf: 2024 wird entscheidendes Jahr für City-Management

Seit die beiden Bergedorfer Karstadt-Häuser im Dezember 2020 für immer geschlossen wurden, haben auch die letzten Zweifler begriffen, dass es der Einzelhandel allein nicht mehr schafft, eine attraktive Innenstadt zu garantieren. Seither ziehen Politik, Verwaltung und Wirtschaft an einem Strang, haben mit dem City-Management eine wichtige Weichenstellung geschafft. Das Jahr 2024 ist dabei entscheidend, läuft die Finanzierung doch im Frühjahr 2025 schon wieder aus.

Bergedorfs City-Managerinnen Julia Staron (l.) und Tanja Tribian vor dem „Plietsch“ in der Fußgängerzone Sachsentor.
Bergedorfs City-Managerinnen Julia Staron (l.) und Tanja Tribian vor dem „Plietsch“ in der Fußgängerzone Sachsentor. © BGZ | Johannes Kramer

Herz des Projekts ist das „Plietsch“, der Veranstaltungs- und Ausstellungsraum mitten in der Fußgängerzone, wo auch die City-Managerinnen ihren Sitz haben (siehe Punkt 1 auf der Karte). Hier laden sie regelmäßig zu Innenstadt-Foren ein, um Ideen aus anderen Städten auf die mehr als einen Kilometer langen Fußgängerzonen Bergedorfs und Lohbrügges samt ihres Umfelds vom Mohnhof bis hinauf zum Lohbrügger Markt zu übertragen.

Innenstadt: Millionen liegen im Fördertopf für die Stadtteilentwicklung

Was hier angeschoben wird, kann dann sogar bis zum Ende des Jahrzehnts mit umfangreicher Förderung angepackt werden. Denn die Innenstadt ist zum Gebiet der Regionalen integrierten Stadtteilentwicklung (Rise) erklärt worden, dessen Millionen Euro schwerer Fonds jeweils die Hälfte der Kosten übernimmt – sofern die restlichen 50 Prozent anders finanziert werden.

Der Gradmesser des Fortschritts in der City liegt allerdings außerhalb der Zuständigkeit der Managerinnen: Es geht um die Zukunft der beiden ehemaligen Karstadt-Häuser, von denen das kleinere bereits seit dem Abriss vor mehr als einem Jahr nur noch eine Baugrube ist.

Hier kündigte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann gerade an, dass die Funktionsplanung des Neubaus im Frühjahr vorgestellt werden soll. Deutlich länger werde es allerdings mit dem noch stehenden „großen Karstadt“ dauern, den die Polizei jetzt als Übungsraum für Einsätze nutzt.

Sorgt sich um die Verschattung des Bergedorfer Marktes durch den Karstadt-Nachfolgebau: Dieter Willhoeft vom benachbarten Herrenausstatter.
Sorgt sich um die Verschattung des Bergedorfer Marktes durch den Karstadt-Nachfolgebau: Dieter Willhoeft vom benachbarten Herrenausstatter. © Bergedorf | Ulf-Peter Busse

Ziel ist zudem, das Grün des benachbarten Schlossparks in Bergedorfs Innenstadt der Zukunft zu ziehen. Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick ins Umfeld der Kirche St. Petri und Pauli: Mit Ausnahme der Kopflinden vor ihrem Portal gehen hier, mitten im Zentrum von Bergedorfs City, gerade 17 Straßenbäume ein. Das Bezirksamt will kurzfristig nachpflanzen.

2. Schulen: 100 Millionen Euro werden in Bau von drei Standorten investiert

Gleich drei neue Schulen hat der Senat dem Bezirk versprochen, für zusammen rund 100 Millionen Euro. Bereits begonnen haben die Arbeiten am sechsten Gymnasium des Bezirks an der Billwerder Straße (2). Läuft alles nach Plan, soll die drei- bis vierzügige Schule 2027 eröffnet werden.

Visualisierung der künftigen Stadtteilschule Leuschnerstraße.
Visualisierung der künftigen Stadtteilschule Leuschnerstraße. © Schulbau Hamburg | Schulbau Hamburg

Los geht es im Frühjahr 2024 nun auch mit dem Bau der sechsten Stadtteilschule im Bezirk Bergedorf: Das 48 Millionen Euro teure Bauwerk wird auf dem Schulhof der Grundschule Leuschnerstraße errichtet (2). Die ersten der künftig bis zu 880 Schülerinnen und Schüler sollen hier ebenfalls im Sommer 2027 starten.

Dann startet auch die neue Grundschule am Sander Damm (2). Die Verhandlungen der Schulbehörde mit dem Eigentümer des ehemaligen Opel-Dello-Geländes hatten sich über mehr als ein Jahr hingezogen.

3. Hamburg-Bergedorf: „Fabrik der Zukunft“ wird ab 2024 gebaut

Damit Bergedorf keine Hamburger Schlafstadt wird, rückt 2024 der Innovationspark nordöstlich der A25-Anschlussstelle Bergedorf (3) in den Fokus: Pünktlich zu Weihnachten hat die Bezirksversammlung dem Körber-Konzern gerade grünes Licht für den Bau seiner „Fabrik der Zukunft“ gegeben. Die neue Hauni soll hier mit ihren rund 2000 Mitarbeitern schon 2027 die Arbeit aufnehmen. Ihr neuer Name: „Körber Technologies“.

So könnte einer der Innenhöfe der „Fabrik der Zukunft“ des Körber-Konzerns im Innovationspark aussehen.
So könnte einer der Innenhöfe der „Fabrik der Zukunft“ des Körber-Konzerns im Innovationspark aussehen. © Bergedorf | Hauni/Körber Technologies

Rund um den mehrere 100 Millionen Euro teuren Neubau sollen sich zahlreiche weitere Unternehmen ansiedeln, die sich mit Zukunftstechnologien befassen, schließlich trägt das Areal den Namen Innovationspark – und soll mit Flächen für Sport, Gastronomie und Platz für Kitas sowie viel Grün und sogar einem Bahnanschluss alle Voraussetzungen für moderne Unternehmen bieten.

4. Oberbillwerder: Bebauungsplan steht kurz vor dem Abschluss

Hochmodern wird auch der Zukunftsstadtteil Oberbillwerder (4). Mit seinen rund 6500 Wohnungen, dem Gesundheitscampus der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) für 5000 Studenten, zudem einer Einkaufsstraße, dem Schwimmbad, viel Grün und etlichen Sportanlagen plant die städtische IBA Hamburg den 105. Stadtteil der Hansestadt.

Ab dem 9. Januar 2024 gibt es immer dienstags und donnerstags von 13.30 bis 17.30 Uhr in der Haspa-Filiale am Fleetplatz in Neuallermöhe-West alle Infos zum künftigen Stadtteil Oberbillwerder. Kay Gätgens (IBA, v.l.), Petra Wittenhagen (Haspa) und Lars Rosinski (Baudezernent) bei der Einweihung des Info-Points. 
Ab dem 9. Januar 2024 gibt es immer dienstags und donnerstags von 13.30 bis 17.30 Uhr in der Haspa-Filiale am Fleetplatz in Neuallermöhe-West alle Infos zum künftigen Stadtteil Oberbillwerder. Kay Gätgens (IBA, v.l.), Petra Wittenhagen (Haspa) und Lars Rosinski (Baudezernent) bei der Einweihung des Info-Points.  © bgz | Ulf-Peter Busse

Nach acht Jahren der Vorplanung sollen die Arbeiten im Spätsommer 2024 beginnen. Den Anfang macht die Sandaufschüttung, bis zum Bau der ersten Häuser im sogenannten Bahnquartier gleich nördlich der S-Bahn-Station Allermöhe wird es allerdings noch bis 2027 dauern.

Gegenwärtig läuft die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans, der im Bergedorfer Rathaus und im Internet unter bauleitplanung.hamburg.de noch bis einschließlich 8. Februar 2024 eingesehen und kommentiert werden kann. Es ist die letzte Chance, die Pläne noch grundsätzlich zu verändern.

5. Hamburg-Bergedorf: Rettungsschwimmer bereit – doch Bezirk fehlt Geld

Einen guten Ruf genießt der Bezirk Bergedorf in ganz Hamburg und weit darüber hinaus wegen seiner Badegewässer, die oft auch über einen ausgedehnten Sandstrand verfügen. Dazu gehören neben dem besonders beliebten Allermöher See zwischen Neuallermöhe-Ost und -West auch der Hohendeicher See in Oortkaten an der Elbe (5), der See Hinterm Horn am Allermöher Deich (5) und eigentlich auch das zuletzt lange gesperrte Sommerbad Altengamme (5).

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Doch bei allem Spaß im kühlen Nass birgt das Wasser für ungeübte Schwimmer auch große Gefahren, wie leider immer wieder Badeunfälle belegen – manchmal auch mit tödlichem Ausgang. Der chronische Mangel an Rettungsschwimmern und damit einer verlässlichen Badeaufsicht dürfte 2024 etwas entzerrt werden: Erstmals überhaupt gibt es mit der DLRG, der 2023 nach Bergedorf geholten DRK Wasserwacht und dem wieder auferstandenen Verein „Sicheres Wasser“ (SiWa) drei Bewerber.

Retter bergen im Juni 2023 einen ertrunkenen Familienvater aus dem See Hinterm Horn. Eine Badeaufsicht gab es hier nicht. 
Retter bergen im Juni 2023 einen ertrunkenen Familienvater aus dem See Hinterm Horn. Eine Badeaufsicht gab es hier nicht.  © Christoph Leimig | christoph leimig

Ob das Budget des Bezirks Bergedorf aber ausreicht, die trotz des grundsätzlich ehrenamtlichen Engagements der Rettungsschwimmer anfallenden laufenden Kosten zu decken, mag Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann nicht garantieren. Deshalb werde neben der gerade gestarteten Suche nach einem Betreiber für das komplett sanierte Sommerbad Altengamme am Horster Damm wohl nur der Rettungsdienst am Allermöher See und am Hochendeicher See ausgeschrieben.