Bergedorf. Im „Plietsch“ tauschen Bürger Ideen zur zukünftigen Gestaltung des Stadtbildes aus. Projektleiterinnen äußern erste konkrete Ideen.

Im neuen Kunst- und Handwerkerhaus „Plietsch“ herrscht am frühen Abend reges Treiben. Rund 50 Menschen drängen sich durch die gläserne Eingangstür. Innen hängen bekritzelte Plakate an kargen Wänden, auf den Tischen liegen Filzstifte und bunte Zettel. Drei Mitarbeiter schenken an einer Bar Wasser, Cola und Weißwein aus. Eines ist klar: Diese Form der Bürgerbeteiligung soll alles andere sein als langweilig, sondern zur Kreativität anregen. Der Titel „Plietsch, der für die Adjektive produktiv, lebendig, innovativ, eigen, traditionell, smart, charmant und herzlich stehen soll, ist nicht zu unrecht gewählt worden.

Beim Innenstadtforum im Sachsentor 23 waren Besucher aus Kunst, Handwerk und Gewerbe sowie Interessierte eingeladen, ihre Ideen zur Gestaltung der Bergedorfer Innenstadt kundzutun. „Ich bin sehr zufrieden. Wir hatten eine große Beteiligung mit viel Tiefgang“, sagt Citymanagerin Julia Staron, die mit ihrer Kollegin Tanja Tribian das Projekt „Bergedorf Now“ verantwortet, nach der Premiere.

„Bergedorf Now“: Was Bergedorfs Citymanagerinnen für die Innenstadt planen

Doch so plietsch es auch zugehen mag – am Ende zählen Resultate. Das Projekt wird bis Herbst 2025 mit 850.000 Euro aus dem Bundesfonds zur Belebung der Innenstädte finanziert. Nach der aktuellen Veranstaltung sind die Citymanagerinnen überzeugt, die bisher in Workshops entwickelten Ideen „greifbarer gemacht“ zu haben.

An vier Tischen beschäftigen sich die Gäste mit den Themen „Attraktivierung und Aktivierung“, „Leerstand“, dem aktuellen Stand des „Plietsch“ sowie der Planung einer City-App. „Die Bergedorfer sind sehr interessiert an dem, was in ihrer Stadt passiert“, beschreibt Tanja Tribian. Gewünscht hätten sich die Besucher vor allem, freie Räume für mehr Gemeinwohl zu nutzen. Auch die Integration von Flüchtlingen solle dadurch verbessert werden.

„Müssen Konzept entwickeln, das trägt und Zukunft sichert“

„Bergedorf hat einen unglaublich eigenen Charme. Die Stadt hat ein großes Potenzial. Nun gilt es, gemeinsam daran zu arbeiten“, sagt Thorsten Kausch, Geschäftsführer der Stadtmanufaktur, die zusammen mit der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) Träger des Projektes ist. „Eine Innenstadt funktioniert nie durch den Einzelnen, sondern nur, wenn alle zusammenarbeiten“, betont Kausch. „Die Fördersummen werden nicht von Dauer sein. Wir müssen deshalb ein Konzept entwickeln, das trägt und die Zukunft sichert.“

Das „Plietsch“ gilt dabei als eines der Vorzeigeprojekte. Die offizielle Eröffnung der früheren „Only“-Filiale ist für Ende August geplant. Der Ort soll die Vielfalt der Bergedorfer Gewerke zeigen und auch Treff- und Anlaufpunkt sein. Einige Bereiche sollen für Ateliers, andere für Werkstätten genutzt werden. „Wir müssen noch einige Möbel reintragen“, sagt Julia Staron. Für das Innenstadtforum hat sich das 240 Quadratmeter im Erdgeschoss und 190 Quadratmeter im Obergeschoss große Gebäude immerhin schon geeignet.

Citymanagerinnen bitten um Teilnahme an Umfrage

Maßnahmen, die die Citymanagerinnen noch in diesem Jahr umsetzen wollen, sind unter anderem ein Event mit einer langen Tafel im Sachsentor sowie der Bau eines Sandkastens im Innenstadtbereich. Für die Zeit nach den Sommerferien planen sie zudem die Fertigstellung einer Internetseite, auf der über den aktuellen Stand von „Bergedorf Now“ informiert wird.

Bereits online ist unterdessen eine Umfrage, durch die Staron und Tribian ein genaueres Meinungsbild zur Situation und Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt erhalten möchten. Interessierte können den digitalen Fragebogen unter https://bergedorf.stadtentwicklung.live/umfrage/ ausfüllen. Im Herbst 2025 soll es eine zweite Umfrage geben. „Dadurch wollen wir erfassen, inwiefern die Bürgerinnen und Bürger Veränderungen im Stadtbild wahrgenommen haben“, erklärt Tribian.

Stärkere Verbindung zwischen Lohbrügge und Bergedorf ein Ziel

In absehbarer Zeit werden sich auch die Arbeitsbereiche der beiden Citymanagerinneren, die seit März im Dienst sind, weiter spezialisieren, wie die 48-Jährige beschreibt. „Wir machen momentan noch vieles gemeinsam, thematisch wird sich das bald aber unterscheiden.“ Während Tribian (DSK) Expertin für Stadtentwicklung ist, hat Staron (Stadtmanufaktur) vorrangig den Bereich Tourismus im Blick.

„Ich hoffe, dass zwischen uns viele Synergieeffekte entstehen“, sagt Tribian. Ein wichtiges Anliegen ist ihnen auch, eine stärkere Verbindung zwischen Bergedorf und Lohbrügge zu schaffen. Trotz des fließenden Überganges stelle vor allem der Bahnhof eine Barriere dar, durch die beiden Bezirke getrennt würden.

Sommerferien sollen zur weiteren Analyse genutzt werden

Als die letzten Gäste das „Plietsch“ verlassen, ist es bereits 21.30 Uhr. Ursprünglich hätte die Veranstaltung nur bis 20 Uhr gehen sollen. „Wir haben auch super viele Mails bekommen“, betont Staron. Die Sommerferien wollen sie nun nutzen, um alle Vorschläge in Ruhe auswerten.