Bergedorf. Einstimmiges Votum der Bezirksversammlung. Nun muss der Konzern liefern und die neue Hauni bis 2027 im Innovationspark bauen.

Donnerstagabend um 18.37 Uhr war die historische Entscheidung perfekt: Einstimmig folgte die Bezirksversammlung der Empfehlung ihres Fachausschusses für Stadtentwicklung und machte so endgültig den Weg frei für den Bau der neuen Hauni. Damit ist sicher, dass der Körber-Konzern seine „Fabrik der Zukunft“ im neuen Innovationspark nordöstlich der A25-Anschlussstelle Bergedorf bauen kann.

So könnte einer der Innenhöfe der „Fabrik der Zukunft“ aussehen.
So könnte einer der Innenhöfe der „Fabrik der Zukunft“ aussehen. © Bergedorf | Hauni/Körber Technologies

Nun richten sich alle Augen auf den Körber-Vorstand um Stephan Seifert sowie Hauni-Geschäftsführer Jürgen Spykman. Denn sie hatten vor einem Jahr nach großem Druck der Mitarbeiter, ihres Betriebsrats und Bergedorfs Bevölkerung versprochen, den mehrere 100 Millionen Euro teuren Neubau hier zu realisieren – wenn es Politik und Verwaltung im Bezirk gelingt, die Baugenehmigung bis Anfang 2024 vorzulegen. Jetzt ist die Vorweggenehmigungsreife sogar schon ein Weihnachtsgeschenk geworden.

Hauni-Betriebsrat begeistert: „Ein wirklich historisches Votum“

Großes Lob gab es vom Hauni-Betriebsrat, der die Entscheidung der Bezirksversammlung von den Zuschauerrängen im großen Sitzungssaal des Bergedorfer Rathauses an der Wentorfer Straße mitverfolgte. „Ein wirklich historisches Votum“, sagte Vorsitzender Uwe Zebrowski in einer ersten Stellungnahme Augenblicke später und erinnerte an die Kehrtwende des Konzerns: „2020 war noch von einer möglichen Verlegung des Fertigungsbereichs der Hauni ins Ausland die Rede. Jetzt steht fest, dass sowohl die Produktion, als auch die Montage hier bleiben. Das kann nicht hoch genug bewertet werden.“

Hauni-Betriebsratsvorsitzender Uwe Zebrowski (re.), der gleichzeitig den Körber-Gesamtbetriebsrat leitet, mit Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) vor einem Jahr im Sachsentor bei der Unterschriftensammlung für den Verbleib der Hauni in Bergedorf.
Hauni-Betriebsratsvorsitzender Uwe Zebrowski (re.), der gleichzeitig den Körber-Gesamtbetriebsrat leitet, mit Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) vor einem Jahr im Sachsentor bei der Unterschriftensammlung für den Verbleib der Hauni in Bergedorf. © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Was genau in der „Fabrik der Zukunft“ produziert werden soll, lässt der Konzern bisher offen. Als sicher gilt nur, dass in der neuen, bereits in „Körber Technologies“ umbenannten Hauni auch die Tradition der Zigarettenmaschinen fortgesetzt wird. Immerhin ist der Konzern hier Weltmarktführer. Doch reicht das für eine „Fabrik der Zukunft“?

Grüne erinnern daran, dass neben der neuen Hauni auch der Innovationspark entwickelt werden muss

Antworten könnte es schon im Januar geben, wenn Betriebsrat und Geschäftsführung in Gespräche über die Zukunft der rund 2000 Arbeitsplätze eintritt. „Eine echte ,Fabrik der Zukunft‘ kann nur mit der Belegschaft entwickelt werden“, betonte auch Bergedorfs DGB-Vorsitzender Ernst Heilmann, der für die Linken in der Bezirksversammlung sitzt.

Am Curslacker Neuen Deich entsteht bereits die Baustraße zur Errichtung von Körbers „Fabrik der Zukunft“, die auf dem Bauschild hier „Körber-Campus“ heißt.
Am Curslacker Neuen Deich entsteht bereits die Baustraße zur Errichtung von Körbers „Fabrik der Zukunft“, die auf dem Bauschild hier „Körber-Campus“ heißt. © bgz | Ulf-Peter Busse

Grünen-Fraktionschefin Lenka Brodbeck erinnerte, daran, dass die neue Hauni zwar ein entscheidender Faktor im neuen Innovationspark sei, nach ihrer für 2027 anvisierten Fertigstellung aber weitere zukunftsträchtige Unternehmen nach Bergedorf gelockt werden sollen. „Dieses Ziel dürfen wir bei aller Freude jetzt nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn das noch viel Arbeit bedeutet.“

Körbers Visualisierung der im künftigen Innovationspark geplanten „Fabrik der Zukunft“. 
Körbers Visualisierung der im künftigen Innovationspark geplanten „Fabrik der Zukunft“.  © Bergedorf | Körber Technologies

CDU will 2024 über die Zukunft der heutigen Hauni-Flächen diskutieren

Ebenso kritisch blickt ihr CDU-Kollege Julian Emrich auf die heutigen Hauni-Flächen beiderseits der Kurt-A.-Körber-Chaussee: „Bis zum anvisierten Umzug sind es nun kaum noch mehr als drei Jahre. Deshalb muss das Thema Nachnutzung in 2024 so schnell wie möglich auf die Tagesordnung der Bezirksversammlung.“ Seine Vorstellung für dieses sehr zentral gelegene Areal: „Natürlich wird hier auch Wohnungsbau möglich sein. Aber ein Großteil muss Gewerbefläche bleiben.“

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Hier stellte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann klar, dass Körbers Neubau der „Fabrik der Zukunft“ in Bergedorf mit keinerlei Zusagen für die alten Flächen verbunden sei: „Es hat keinen Deal hinter verschlossenen Türen gegeben. Die Nachnutzung ist bis heute völlig offen“, konterte sie Gerüchte, die möglichst viel Wohnungsbau befürchten, um den Verkaufspreis hochzutreiben. Denn das gesamte Hauni-Areal befindet sich im Eigentum des Körber-Konzerns.

Die auf der Roten Liste stehende Zierliche Tellerschnecke beschäftigte Bergedorf vor 13 Jahren. Sie verhinderte seinerzeit den geplanten Logistik-Park an der A25-Anschlussstelle Bergedorf.
Die auf der Roten Liste stehende Zierliche Tellerschnecke beschäftigte Bergedorf vor 13 Jahren. Sie verhinderte seinerzeit den geplanten Logistik-Park an der A25-Anschlussstelle Bergedorf. © www.aufwind-luftbilder.de | Holger Weitzel

Mit Blick auf den Neubau schloss sich die Bezirksamtsleiterin der allgemeinen Begeisterung an: „Ich hatte mich im September 2022 ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt mit der Ansage, dass wir innerhalb eines Jahres Baurecht schaffen.“ Aber anders hätte der Körber-Konzern damals wohl nicht von seinen Abwanderungsabsichten nach Harburg oder Stapelfeld abgebracht werden können. „Und eigentlich müssen wir heute der Zierlichen Tellerschnecke dankbar sein. Denn nur weil diese auf der Roten Liste stehenden winzigen Tierchen vor über einem Jahrzehnt auf dem künftigen Innovationspark nachgewiesen wurde, waren damals die Pläne für einen großen Logistik-Park gescheitert – und haben die Fläche so für die ,Fabrik der Zukunft‘ aufgespart.“