Hamburg. Nicht nur die Hauni zieht auf das Areal an der Autobahn 25 in Bergedorf. Funktionsplan bietet einige Überraschungen.
Mit diesen Planungen verändert Bergedorf sein Gesicht und wächst an die Autobahn heran: Der künftige Innovations- und Forschungspark im Dreieck Curslacker Neuer Deich/A25/Neuer Weg soll nicht weniger als ein Brückenschlag zu den umgebenden Quartieren werden – ein Gebiet, das zwar von Forschung und Gewerbe geprägt ist, das aber gleichzeitig Grünflächen, Sportanlagen und Gastronomie für alle Bergedorfer bietet.
So sieht es der Funktionsplan für den seit Langem diskutierten Innovations- und Forschungspark vor, den das federführende Büro Hosoya Schaefer Architects jetzt im Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss der Politik vorstellte. Und der dort auf fast einhellige Zustimmung stieß.
Plan für Innovations- und Forschungspark stößt auf viel Begeisterung
Die Architekten, die im Auftrag der Hamburg Invest arbeiteten, hatten es mit vielen Wünschen zu tun. Vordringlich dem, schnell Platz für die Hauni (jetzt Körber Technologies GmbH) zu schaffen, nachdem diese nun doch Bergedorf als Standort ihrer Fabrik der Zukunft erkoren hat. Das Maschinenbauunternehmen erhält wunschgemäß eine große Fläche in der Mitte des westlichen Areals.
Rund herum soll viel Platz für Gewerbe und vor allem Forschung sein. Gleichzeitig soll das Gebiet aber die Lücken schließen helfen, die zwischen der neuen Bebauung am Schleusengraben und bestehenden Quartieren wie Bergedorf-Süd klaffen. Nun könnten sich die vielen Jahre, die das Areal an der Autobahn 25 unter anderem aus Naturschutzgründen auf Eis lag, sogar auszahlen. Denn triste Gewerbegebiete mit riesigen Parkplätzen sind längst passé, moderne Arbeitsstätten sind gefragt.
Der Funktionsplan zeigt, wie das Gelände aufgeteilt werden soll – die Flächen der "Lifeline", die durch den Park führen, sind rosa unterlegt. 1: Die Hauni liegt in der Mitte des westlichen Teils. 2: Über das Gebiet verteilt liegen Gebäude für Forschung, Handwerk, Büros, aber auch Kitas und Gastronomie. 3: Ein Sportareal mit Multifunktionsspielfeld, Basketball und Umkleiden liegt im oberen Ende des Campusparks. 4: Der Innovationspark wird durch ein Bodendenkmal geteilt, das rechts und links "Pufferzonen" hat. Die Fläche bleibt geschützt, ein Holzsteg führt aber darüber hinweg. 5: Der Hainpark bietet Baumbestand, angrenzend weitere Gewerbeflächen.
Eine „Lifeline“ führt durch das Areal, das sich an der A25 erstreckt
Ausdruck findet das unter anderem in der Idee einer „Lifeline“, die das Areal durchqueren soll: Es ist eine Art Pfad für Fußgänger oder Radler, über den das Gebiet vom westlichen Ende am Curslacker Neuen Deich bis zum östlichen Ende Richtung Pollhof passiert werden kann.
Auf dem Weg zur Arbeit kommen die Menschen dabei an kleinen Plätzen, Gastronomie, Kitas, Sportflächen, Stadtrad-Stationen und viel Grün vorbei. Und an Wasserläufen: Denn da das Areal ohnehin entwässert werden muss, wird ein System aus Fleeten – hier Wettern genannt – den Innovationspark durchziehen.
„Die Idee ist, die Natur in den Arbeitsalltag zu integrieren“, so Planer Alexander Kneer, der den Funktionsplan vorstellte. Ohnehin wird die Natur eine große Rolle im Innovationspark spielen. Denn das Gebiet wird durch eine große, grüne Wiese, ein Bodendenkmal samt Pufferzone, ungefähr in der Mitte geteilt. Zudem hatten Experten, die 2021 einen Rahmenplan für ganz Bergedorf-Südost erarbeitet hatten, den Innovationspark schon mitgedacht und grüne Achsen namens Campus-, Linear- und Hainpark entworfen, die sich nun zwischen den Gebäuden wiederfinden. Alles verbunden durch die „Lifeline“.
48 Prozent des Flächenbedarfs im Innovationspark für Labore vorgesehen
All das Grün wird aber nicht verbergen können, dass im Innovationspark vorrangig Platz für Unternehmen geschaffen werden muss – vor allem für Forscher (Bedarf an Laborflächen: 48 Prozent), für Büros aller Art (33 Prozent) und in geringem Maße auch für Industrie (acht Prozent) und Handwerk (zwei Prozent).
Wie viele Gebäude es letztlich in welcher Anordnung werden, hängt wesentlich von der Hauni ab: Das Maschinenbauunternehmen, das mit seinem großen Quader die Mitte des westlichen Teils belegt, hat seine Zusage für den Standort an einen baldigen Baustart bis 2024 verknüpft.
Das wollen alle Beteiligte zwar auch erreichen – falls alle Stricke reißen, gibt es aber noch einen Funktionsplan ohne die Hauni. Er trägt ähnliche Grundzüge, böte dann aber deutlich mehr Platz für andere Betriebe.
Sportplätze, ein Yogadeck und Picknickplätze sind geplant
Geplant wird das Areal mit vielen Fuß- und Radwegen, mehreren Busrouten und Mobility Hubs samt Carsharingplätzen und Lastenrad-Verleih. Zudem gibt es „Schmankerln“ wie ein Sportareal samt Beachvolleyballfeld, Basketballfläche und Umkleide, ein Yogadeck mit Blick auf das Bodendenkmal, einen Holzsteg über diese Grünfläche, Picknickplätze und mehr.
Auch Platz für den Tierschutzverein „Looki“ soll weiterhin sein. Die Zufahrt zu dem Gebiet soll im Wesentlichen über den Curslacker Neuen Deich laufen – die Verkehrsanbindung wird allerdings in einem separaten Verfahren festgelegt.
Die Gebäudetypen sind noch nicht konkret geplant. „Das hat alles noch eine hohe Flexibilität“, so Planer Alexander Kneer. Die Regelbebauung auf dem Areal soll aber fünfgeschossig sein, an zwei markanten Punkten – den Entrees am Curslacker Neuen Deich und am Neuen Weg – wird jedoch je ein zehngeschossiges Gebäude empfohlen.
Bergedorfs Politiker beeindruckt, aber auch skeptisch
Politiker fast aller Fraktionen lobten den vom Architektenbüro im Auftrag der Hamburg Invest erstellten Funktionsplan ausdrücklich, freuten sich auch, dass der Innovationspark sich nicht als Gewerbegebiet abgrenzt, sondern auch Anreize für einen „normalen“ Besuch bietet.
„Wirklich eine tolle Planung“, befand etwa Petra Petersen-Griem (SPD), auch Maria Westberg zeigte sich „beeindruckt“. Ausschussvorsitzender Heinz Jarchow, sonst Freund großer Sachlichkeit, war „regelrecht begeistert“.
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Gleichwohl gab es auch kritische Stimmen. Stephan Jersch (Die Linke) erinnerte sich, dass es für den Campus am Schilfpark einst ähnliche vollmundige Planungen gab, in der Realität sehe das Gebiet aber anders aus. Ob es später wirklich so viel nette kleine Gastronomie im Park gebe, sei beispielsweise zu bezweifeln: Aktuell würden die Hauni-Beschäftigten ja auch nur eine Kantine und einen Imbisswagen nutzen.
Areal soll mit Querungen über die Gleise an Bergedorf angeschlossen werden
Und wie denn die Anbindung nach Norden Richtung Bergedorf und Bergedorf-Süd sei?, wollte Jersch wissen. Dort werde es drei Querungen für Fußgänger und Radfahrer über die Gleise geben, berichtete Stadtplaner Oliver Panz, der auch hofft, dass sich so eine Anbindung Richtung Mohnhof etabliert.
Das Votum für den Funktionsplan fiel dann einstimmig aus. Auf dieser Grundlage sollen nun die beiden Bebauungspläne für das Gebiet, Bergedorf 99 und Bergedorf 125, erarbeitet werden.