Bergedorf. Skandalgeschüttelter Verein Sicheres Wasser mit neuem Vorstand. Viel Kritik am Ex-Chef Dennis Gladiator. Der schlägt zurück.

Scharfe Vorwürfe gegen den zurückgetretenen Vorsitzenden Dennis Gladiator, kein Kassenbericht, keine Entlastung des Vorstands: Die Hauptversammlung der Rettungsschwimmer vom Verein Sicheres Wasser (SiWa) war emotional wie noch nie. Aber genau so etwas hat es gebraucht, um das drohende Aus der rot-gelben Retter vom Allermöher See, dem Sommerbad Altengamme und dem Badesee in Müssen abzuwenden.

Mehr noch: Mit einem sehr jungen neuen Vorstand wird der komplette Neustart gewagt. Nach dem Totalausfall in der laufenden Rettungssaison will SiWa bis zum Start der Wachdienste am 1. Juni 2024 wieder komplett einsatzfähig sein: „Wir werden dann 35 Rettungsschwimmer am Start haben und wir wollen unseren Allermöher See zurück“, gibt Gründer Helge von Appen (62) die Richtung vor – jetzt aber nur noch als Berater des neuen Vorstands der Wasserretter.

Sicheres Wasser: Rettungsdienst 2022 zusammengestrichen – und 2023 ganz ausgefallen

Er war es auch, der in einer 20-minütigen Rede bei der Hauptversammlung nochmals alles zusammenfasste, was in den vergangenen zwei Jahren bei SiWa – nachdem er den Vorsitz an Dennis Gladiator übergeben hatte – aus dem Ruder gelaufen ist: Immer größere interne Querelen hätten Struktur und Teamgeist im Verein so untergraben, dass der Rettungsdienst schon 2022 zusammengestrichen werden musste und jetzt ganz ausgefallen sei.

Ist für ein Jahr Berater des neuen SiWa-Vorstands: Ex-Chef und Gründer Helge von Appen.
Ist für ein Jahr Berater des neuen SiWa-Vorstands: Ex-Chef und Gründer Helge von Appen. © BGZ | Jan Schubert

„Uns ist die Zuverlässigkeit abhanden gekommen“, attestiert von Appen, der den neuen Vorstand nun für ein Jahr noch als Berater unterstützt. „Wir haben alles Vertrauen verloren, das für eine ehrenamtliche Wasserrettung so wichtig ist. Es gibt einen sozialen Schaden im Stadtteil Neuallermöhe, der uns seit 2007 durch Spenden und Freundschaften getragen hat. Daraus resultiert ein interner Schaden, der die Zahl unserer Rettungsschwimmer von einst 45 auf heute nur acht zusammenschmelzen ließ.“

Rechtsstreit um die Übergabe von Rettungsstation und Rettungsgerät droht

Und zu allem Überfluss gibt es laut von Appen auch noch einen finanziellen Schaden, weil sämtliches Vereinsgerät vom Allermöher See mit samt der Rettungsstation kurz vor den Sommerferien durch den anschließend zurückgetretenen Vorsitzenden Dennis Gladiator an die DRK Wasserwacht als SiWa-Nachfolger weitergereicht worden sei. Ein Alleingang, der gegen die Vereinssatzung verstoßen würde. Der widerspricht: „Ich habe nur den Schlüssel der Rettungsstation an das Bezirksamt übergeben.“

Bild aus aktiven Tagen: SiWa-Rettungsschwimmer im Sommer 2018 am Allermöher See.
Bild aus aktiven Tagen: SiWa-Rettungsschwimmer im Sommer 2018 am Allermöher See. © BGZ | Jan Schubert

Dort sieht man sich indes nicht als Mittler: „Die Geräte wurden vom noch amtierenden SiWa-Vorsitzenden direkt an das DRK übergeben“, heißt es aus dem Rathaus auf Nachfrage. Zur rechtlichen Lage will man sich nicht äußern, auch wenn die gesamte Anlage samt ihrer Ausrüstung tatsächlich zu großen Teilen durch öffentliche Mittel finanziert worden ist. Und selbst die Spenden etwa für Funkgeräte, das Sonar des Rettungsbootes und das Rettungsbrett wurden zwar von SiWa eingeworben, gelten aber primär als Unterstützung der Badeaufsicht am Allermöher See.

„Ohne mich wäre der Verein schon 2021 aufgelöst worden“

Abgesehen davon fühlt sich Dennis Gladiator auch ganz grundsätzlich zu Unrecht an den Pranger gestellt: „Ich habe den Vorsitz 2021 übernommen, um SiWa vor dem drohenden Aus zu retten. Da hatte es trotz längerer Suche keinen Nachfolger für den langjährigen Chef Helge von Appen gegeben, der in jedem Fall aufhören wollte. Ohne mich wäre die sofortige Auflösung unabwendbar gewesen. So haben wir zumindest eine weitere Saison geschafft.“

Sie bilden den Kern des neuen SiWa-Vorstands: Dennis Demircan (2. Vorsitzender), Kassenwartin Elena Rupp und Vorsitzender Sergej Berger (v.l.).
Sie bilden den Kern des neuen SiWa-Vorstands: Dennis Demircan (2. Vorsitzender), Kassenwartin Elena Rupp und Vorsitzender Sergej Berger (v.l.). © BGZ | Ulf-Peter Busse

Gladiator bestätigt die hochkochenden internen Querelen – und sieht seinen Rücktritt vom Juli als Signal an seine jetzt gewählten Nachfolger und den zwischenzeitlich durch die Beisitzer geführten kommissarischen Vorstand: „Ich habe den Weg freigemacht, damit sie alle Gespräche und Verhandlungen selbst führen können.“ Die SiWa-Kasse könne er nicht mehr prüfen lassen. Das sei nun Sache des neuen Vorstands.

Keine Entlastung bei der Hauptversammlung: Alter Vorstand bleibt haftbar

Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, bleibt abzuwarten: Bei der Hauptversammlung haben die Vereinsmitglieder die Themen Kassenbericht und vor allem die Entlastung des alte Vorstands nur vertagt. Damit bleibt Gladiator samt seinem bereits vor einem Jahr zurückgetretenen 2. Vorsitzenden und der damals ebenfalls ausgeschiedenen Kassenwartin finanziell haftbar.

Dennis Gladiator bei der Übernahme des SiWa-Vorsitzes im September 2021.
Dennis Gladiator bei der Übernahme des SiWa-Vorsitzes im September 2021. © BGZ | Monika Retzlaff

Der neue Vorstand um Sergej Berger blickt aber vor allem in die Zukunft: „Es gibt viel zu tun: die Trainingsbahnen im Freizeitbad Reinbek buchen, die Aus- und Fortbildung organisieren bis hin zu vielen Gesprächen mit den alten und hoffentlich neuen Unterstützern in Wirtschaft, Politik und natürlich im Stadtteil Neuallermöhe. Aber wir werden das jetzt schnell und mit aller Kraft angehen.“

Das gilt natürlich besonders für das Anwerben neuer Rettungsschwimmer. Wer dabei sein will muss mindestens 14 Jahre alt sein und sollte natürlich schwimmen können. Die weitere Ausbildung bis hin zum Rettungsschwimmabzeichen in Silber, das für den Wachdienst am See qualifiziert, übernehmen die Trainer der SiWa. Alle Details zur Anmeldung und erste Informationen finden sich auf der Homepage www.siwa-ev.de.