Hamburg. Hamburgs größter Bezirk will einen zentralen Ort attraktiver machen. Von anderen Projekten sollen vor allem Jugendliche profitieren.
Ein Donnerstagmorgen auf dem Wandsbeker Wochenmarkt: Nur ein paar Stände verlieren sich auf dem Quarree auf der Rückseite des gleichnamigen Einkaufszentrums – und nicht viel mehr Kunden. Am Nachmittag wird sich der 6000 Quadratmeter große Platz dann gänzlich leeren, und zurück bleibt eine karge Asphaltfläche. So etwas wie reges Markttreiben ist hier nur am Wochenende zu erleben.
Dass sich etwas ändern muss, ist klar. Um das Wie gab es monatelang Streit. Die Marktbeschicker machten gegen die Bebauungspläne mobil, war doch auch eine „ergänzende hochbauliche Entwicklung mit gemischter Nutzung“ Teil der ursprünglichen Planung: Etwa 40 Prozent des Platzes sollten demnach von einem Neubau mit Wohnungen, Büros und überdachtem Markt eingenommen werden.
1. Wandsbek Markt: Zentrales Projekt für 2024 in Hamburgs größtem Bezirk
Inzwischen scheint ein Kompromiss gefunden. „Neustart für den Wochenmarkt“ (Punkt 1 auf der Karte) heißt das Vorhaben, das die rot-grüne Koalition von Hamburgs größtem Bezirk im vergangenen Frühjahr ausgerufen hat – eines der zentralen Wandsbeker Projekte für 2024.
Das Bebauungsplanverfahren wurde ruhend gestellt, im Gegenzug ließen die Marktbeschicker ihr angestrebtes Bürgerbegehren fallen. In einem Wettbewerbsverfahren soll nun gemeinsam ein Weg gefunden werden, den schwindenden Wochenmarkt wiederzubeleben und den Platz beschaulicher und angenehmer zu gestalten.
Wandsbeker Wochenmarkt – Platz soll Aufenthaltsqualität haben
„Der Wochenmarkt braucht eine vernünftige Infrastruktur mit Strom und Wasser. Und der Platz soll auch außerhalb der Marktzeiten eine Aufenthaltsqualität haben“, sagt Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD). Fest steht: An den Ständen wird nicht gerüttelt. Auch ist ein „Hochpunkt“ auf der Marktfläche nicht mehr geplant – sieht man von den Bäumen ab, die den Platz künftig dauerhaft begrünen sollen. Zudem bleibt das Areal öffentliches Eigentum.
Eine Unwägbarkeit bleibt allerdings: Niemand weiß, wie es tief unter der Asphaltoberfläche des Quarrees aussieht. Sollte dort wie befürchtet Schutt aufgeschichtet sein, wäre eine aufwendige Sanierung notwendig – und mögliche Ausweichflächen für den Markt gibt es nicht.
Auch sonst wird sich hinter der denkmalgeschützten Fassade der früheren Karstadt-Filiale, die nach einer jahrelangen Zitterpartie im Frühjahr endgültig geschlossen wurde, einiges tun. Der 60er-Jahre-Anbau zur Wandsbeker Königstraße und das Parkhaus sollen dem neuen Quartier Wandsbek Markt mit mehr als 100 Wohnungen, Einzelhandel und Büros weichen. Der Bebauungsplan wird laut Bezirksamt derzeit aktualisiert.
2. Bezirk Wandsbek will 2024 zwei Großsiedlungen aufwerten
Neubauten sind das eine, „aber wir dürfen auch den Bestand nicht vergessen“, sagt Ritzenhoff. Deshalb sollen 2024 zwei Großsiedlungen im Zuge des Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) eine weitere Aufwertung erfahren. Ein Fokus liegt dabei auf dem Fördergebiet Tegelsbarg/Müssenredder, kurz TeMu, der sich über die Stadtteile Hummelsbüttel und Poppenbüttel erstreckt (2).
Im Frühjahr soll die Umgestaltung der großen Parkanlage beginnen. Zunächst sollen im südlichen Teil Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten geschaffen, das Wegenetz erneuert und teilweise beleuchtet werden. Im nördlichen Bereich soll eine Skater- und Pumptrack-Anlage – eine spezielle Mountainbike-Strecke – entstehen. Bis Ende 2025 sind eine Hundewiese, Kinderspielbereiche, ein Fußball- und Basketballfeld sowie eine Calisthenics-Anlage (spezielle Fitness-Anlage) geplant.
Großwohnsiedlung Tegelsbarg: Das alte Haus der Jugend wird im Frühjahr umgebaut
Apropos Sport: Auch auf der Anlage Tegelsbarg rücken 2024 Baumaschinen an. Im zweiten Halbjahr sollen die Kleinspielfelder umgestaltet werden, und es soll neben Fußball- und Basketballfeld eine weitere Calisthenics-Anlage entstehen. Zudem wird die Rundlaufbahn um den Fußballplatz erneuert.
Was die Jüngeren in der 70er-Jahre-Großwohnsiedlung Tegelsbarg und dem angrenzenden Wohngebiet Müssenredder ebenfalls freuen dürfte: Das alte Haus der Jugend wird noch im Frühjahr umgebaut und saniert. Ein angrenzender Neubau war bereits im Oktober fertiggestellt worden. Am 4. Mai soll der Gesamtkomplex feierlich eingeweiht werden. Finanziert werden diese Maßnahmen nicht nur aus RISE-Fördergeldern, sondern auch aus Mitteln des „Investitionspaktes Soziale Integration im Quartier“, der Hamburgischen Bürgerschaft, der Bezirksbehörde sowie des Bezirksamtes.
Für September ist auf dem zentralen Norbert-Schmid-Platz wieder die alljährliche Klimawoche geplant. Ein Schwerpunktthema dürfte dabei die energetische Sanierung des Quartiers sein: Wie können Gebäude umgestaltet, Strom- und Wärmeversorgung nachhaltig umgestellt sowie klimafreundlichere Mobilitätsangebote geschaffen werden? Ein entsprechendes Konzept wurde zusammen mit der Umweltbehörde in Auftrag gegeben und soll Ende 2024 vorliegen. „Wir sind darüber mit allen großen Playern im Gespräch“, sagt Ritzenhoff.
3. Bezirk Wandsbek: Jugendzentrum in Rahlstedt-Ost wird umfassend modernisiert
Bereits 2025 und damit zwei Jahre früher als am TeMu läuft das RISE-Programm Rahlstedt-Ost aus (3). Wurde der Grünzug südlich der Kielkoppelstraße bereits fertiggestellt, soll in den kommenden Monaten der Grünzug auf der nördlichen Seite folgen. Zudem sind unter Beteiligung der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga und der Umweltbehörde „weitere Wohnumfeldmaßnahmen und Spielplatzneugestaltungen“ geplant.
Die kürzlich begonnenen Modernisierungsarbeiten am Jugendzentrum Startloch werden sich über das gesamte Kalenderjahr erstrecken und sollen 2025 abgeschlossen sein. Sozial- und Umweltbehörde haben für das Programm zusätzliche Fördermittel freigegeben.
4. Einkaufszentrum Steilshoop – Bezirk will Aufenthaltsqualität steigern
Auch in Steilshoop, der wohl bekanntesten Großsiedlung des Bezirks, soll sich 2024 etwas tun (4). Das Einkaufszentrum leidet schon seit Langem unter Leerstand und wird immer weniger genutzt. Es fehlt an Aufenthalts- und Gestaltqualität, so die Erkenntnis. Reteam, die neue Eigentümerin des EKZ, will in die heruntergekommene Immobilie am Schreyerring investieren.
Erklärter politischer Wille ist, das Sanierungsgebiet nördlich und südlich der Gründgensstraße so zu gestalten, dass es zu einem „identitätsstiftenden Ort“ für die Menschen im Stadtteil wird – noch bevor der eines fernen Tages an das U-Bahn-Netz angeschlossen wird. Das Wettbewerbsverfahren wurde im September eingeleitet, das Preisgericht soll im kommenden Mai über die Beiträge entscheiden.
Vorangehen soll es zudem bei den Plänen, den Fußballplatz des 1. FC Hellbrook vom Edwin-Scharff-Ring zu verlegen und neu zu bauen. Mit einem Baubeginn noch 2024 sei allerdings nicht zu rechnen.
Lesen Sie auch
- Deckelpark und Sportanlagen – was der Bezirk Eimsbüttel 2024 plant
- Bezirk Hamburg-Nord hat 2024 große Pläne – wer davon vor allem profitiert
- Hamburg-Wandsbek: Aus für Regionalliga-Stadion – was stattdessen geplant wird
5. Bezirk Wandsbek: Klimapark Eichtalpark soll Modellcharakter bekommen
Wandsbek ist nicht nur der Hamburger Bezirk mit den meisten Einwohnern, sondern auch der mit den meisten Bäumen. Doch diese leiden zunehmend unter dem Klimawandel. Wie die Grünanlagen gegen die sich häufenden Extremwetterereignisse wie Starkregen, lange Trockenheit und Hochwasser gewappnet werden können, will der Bezirk modellhaft im sogenannten Klimapark Eichtalpark (5) erproben.
Unter Beteiligung der Bürger wurden in den vergangenen Monaten Vorentwürfe entwickelt. Sie werden aktuell mit der Umweltbehörde und dem Bundesbauministerium abgestimmt, das das gut 3,7 Millionen Euro teure Projekt zu 90 Prozent finanziert. Drei Wetterstationen wurden bereits installiert.
Die weiteren Maßnahmen sollen im Lauf des Jahres 2024 umgesetzt werden. Unter anderem sollen resistente Bäume gepflanzt, die Wandse naturnah umgestaltet und artenreiche Lebensräume geschaffen werden. Im besten Fall soll das Projekt Vorbildwirkung weit über Wandsbek hinaus haben.