Ennepetal. Ein Energieberater gibt Tipps: So dämmt man richtig. Neben größeren Maßnahmen zeigt er auch kleine Tricks, wie man Geld sparen kann.

Nina und Andreas Springorum haben sich vor zwei Jahren den Traum von einem Eigenheim in Ennepetal erfüllt. Doch die Energiekosten in ihrem 70er-Jahre-Haus sind hoch, und sie merken, dass es an zu vielen Stellen zieht, unnötig Wärme entweicht. Zusammen mit Energieberater Manfred Beinhauer sind sie den Schwachstellen im Haus auf der Spur. Der Fachmann zeigt den Hausbesitzern Lösungen auf, wie in Zukunft erheblich Energie eingespart werden kann.

Hier gibt es alle Serienteile

„Hier ist schon viel richtig gemacht worden“, sagt Manfred Beinhauer, als er vor dem Haus der Familie steht. Eine nicht gedämmte verschieferte Doppelhaushälfte mit etwa 170 Quadratmetern Wohnfläche aus dem Baujahr 1973. Das Dach ist neu, die Fenster auch, elektrische Rollos sind montiert. Eine wärmegedämmte Haustür ist zu sehen, die auch Einbruchsschutzstandards erfüllt, neue Heizkörper mit smarter Steuerung sind im Einsatz. „Wir hatten viele Handwerker im Haus“, sagt Nina Springorum. „Und es gibt noch eine lange Liste mit Dingen, die wir noch vorhaben“, sagt Andreas Springorum. Das Thema Wärmedämmung liegt den beiden besonders am Herzen.

Der erste Hinweis von Manfred Beinhauer: „Sorgen Sie dafür, dass alle Rollokästen gedämmt sind. Denn wenn hier kalte Luft reinzieht, nutzen auch die besten Fenster nichts.“ Er rät der Familie, einen Blower-Door-Test zu machen. Mit diesem Verfahren wird geschaut, ob die Gebäudehülle dicht ist. Verkürzt gesagt, nebelt man die Räume dabei ein. Wenn der Nebel entweicht, ist die Schwachstelle ausgemacht. Neben Rollokästen sind es meist auch Schalter, schlecht verputzte Wanddurchbrüche, nicht fachgerecht eingebaute Fensterrahmen, Fensterbänke, Balkone, nicht gedämmte Dächer.

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Einfach nur eine Dämmung auf die Fassade zu packen, sei nicht der richtige Weg. Aus mehreren Gründen, wie Manfred Beinhauer erklärt: Erstens müsse die Dämmung zum Gebäude passen, die Dicke genau ausgerechnet werden, damit man sich nicht Schimmel in die Wohnung holt. Zweitens: Eine Fassadendämmung sei nicht die Lösung für alle Undichtigkeiten. Manfred Beinhauer weist darauf hin, dass als Dämmung lieber natürliche Stoffe genutzt werden sollten. Styropor als Wärmedämmungsverbundsystem halte nicht so lange, es würden sich dort oftmals Vögel einnisten und die Entsorgung sei in der Regel sehr teuer.

Was der Energieberater dem Paar ebenfalls vorschlägt, ist, einen Sanierungsfahrplan aufzustellen. Dafür gibt es Fördermittel und man hat schwarz auf weiß auf Papier, was in welcher Reihenfolge angegangen werden sollte. „Ein Zwang steckt nicht dahinter. Es ist jedem selbst überlassen, was er davon umsetzt“, erklärt Manfred Beinhauer.

Immer mal wieder die Fenster justieren lassen, ist ein weiterer Tipp des Energieberaters. Kältebrücken im Blick halten. Wie im Kinderzimmer der Familie. Manfred Beinhauer erkennt schnell, was hier das Problem ist. Die Fensterbank setzt nicht auf der Mauer auf, unter den Rahmen sammelt sich die Kälte. Außerdem ist der Heizkörper unter dem Fenster in einer Nische. Er rät: Zumauern und Heizkörper nach vorne ziehen, und den Fensterbauer anrufen.

Weiter geht es ins nächste Zimmer auf der gleichen Etage. Auf dem Obergeschoss liegt eine Dämmung. „Das ist wichtig und ist immer zu empfehlen. Aber auch auf die Gauben achten, die Dämmung kann auch nachträglich vom Dachdecker eingeblasen werden.“ Die To-Do-Liste der Familie wird immer länger. „Also Dachdecker anrufen“, sagt Nina Springorum. Nicht nur das Dach, auch den Keller müsste man immer im Blick haben, sagt der Energieberater und geht mit der Familie nach unten. Die Zeiten, in denen die Heizungsanlagen für warme Füße im Erdgeschoss sorgten, seien vorbei. Die Gasheizung der Springorums ist gerade einmal drei Jahre alt und auf dem neusten Stand.

Wärme ist hier nicht zu spüren, es ist kälter als im Haus. Manfred Beinhauer schlägt vor, vier bis fünf Zentimeter dicke Platten an die Decke zu bringen. „Entweder schrauben oder kleben, und schon wird der Boden im Wohnzimmer wärmer.“ Ein Blick an die Wand: Nicht alle Heizungsrohre sind verkleidet. Im Baumarkt gebe es die Schaumstoffummantelungen, die die Wärme im System halten. Noch etwas, das mit wenig Aufwand viel bewirkt. Auch das alte Fenster im Keller macht der Energieberater als unerwünschte Kältequelle aus. Er rät, die Glasbausteine mit einer Platte abzudecken. Manfred Beinhauer schaut auf das Fenster im Bad, klemmt ein Stück Papier zwischen Fenster und Rahmen. Wenn es fest ist, dann ist auch das Fenster dicht. Kann man es rausziehen, sollte der Fensterbauer es nachjustieren. Es ist dicht. Und noch ein Hinweis des Energieberaters: Auf Kipp sollte es nie stehen, auch nicht im Sommer, sagt Manfred Beinhauer. Stoßlüften sei die einzige richtige Art, die Feuchtigkeit rauszubringen. Kippstellung bringe nichts, außer Schimmel und feuchte Wände. Und wenn die Feuchtigkeit zu hoch ist, dann gibt es auch die Möglichkeit, auf Feuchtigkeit reagierenden hydraulischen Raumlüfter zu montieren. Er befördert die Luft nach draußen.

Doch nicht nur die Fassade ist wichtig für ein warmes und energetisch effektives Zuhause, sondern auch das Heizverhalten. Räume sollten gleichmäßig aufgewärmt sein. Wer sparen will, sollte nicht genutzte Räume maximal um drei Grad absenken: „Wenn erst einmal die Mauern kalt sind, dann kostet es viel Energie wieder Wärme aufzubauen, mehr als nötig“, sagt Manfred Beinhauer.

Der Energieberater hat der Familie viele mögliche Maßnahmen mitgegeben – auf den Weg zum energieeffizienteren Haus. Vieles, worüber nachgedacht werden muss, aber auch einiges, das mit einfachen Mitteln selbst gemacht werden kann. Der Besuch des Energieberaters wird der Familie Springorum viel Geld sparen.