Gevelsberg. Im Rupprecht-Haus Gevelsberg sind 27 Flüchtlinge untergebracht. Stadt prüft die Option, bei Bedarf, weitere Etagen als Unterkunft vorzubereiten.
Fast vier Jahre ist es her, dass die Stadt Gevelsberg das Rupprecht-Haus für einige Millionen Euro erworben hat. Das ehemalige Kaufhaus soll eine zentrale Rolle für die Zukunft der Gevelsberger Innenstadt spielen und im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts Gevelsberg 2030 ein soziokulturelles Zentrum werden. Die Idee ist, dass die Musikschule und die Stadtbücherei dort einziehen. Was genau mit der Immobilie in bester Lage passieren wird, darüber sollen aber die Bürgerinnen und Bürger entscheiden. Doch erst kam Corona, dann der Ukraine-Krieg. Es ist viel passiert in der Welt, dafür gab es Stillstand bei der Weiterentwicklung der Immobilie in Gevelsberg. Nun steht fest, wie es weiter gehen soll.
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Der aktuelle Stand
Seit mehr als einem Jahr Zeit dient das Rupprecht-Haus als Unterkunft für Geflüchtete. Laut Auskunft der Verwaltung am 17. Oktober sind derzeit 27 Personen im ersten Obergeschoss untergebracht. „Es stehen aber laufend weitere Zuweisungen an, sodass sich die Zahl perspektivisch wieder sehr schnell nach oben entwickeln kann. Zeitweilig waren in den vergangenen Monaten bis zu 49 Personen dort untergebracht, sodass die erste Etage, die 50 Belegungen zulässt, von ihren Kapazitäten her quasi voll ausgeschöpft war“, heißt es auf Nachfrage dieser Redaktion.
Im Frühjahr und Sommer sah es so kurzzeitig so aus, dass die Flüchtlingsunterkunft im Rupprecht-Haus nicht mehr benötigt wird, weil zeitweise nur noch sieben geflüchtete Menschen im Haus untergebracht waren. „Diese Perspektive ist mit einem deutlich verstärkten Zuwanderungsgeschehen allerdings wieder verloren gegangen, sodass in Abwägung aller Unterbringungsmöglichkeiten, die im Stadtgebiet vorhanden sind, einer weiteren Belegung des Rupprecht-Hauses mit Flüchtlingen der Vorzug gegeben wurde“, so die Verwaltung.
Die weitere Perspektive
An eine Aufgabe der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Kaufhaus ist also erst einmal nicht zu denken. Die Stadt teilt mit: „Angesichts der weltweiten Kriegs- und Krisensituationen und der Tatsache, dass eine wirksame Steuerung und Minderung der Zuwanderungszahlen bundes- und europapolitisch leider nicht absehbar sei, muss die Stadtverwaltung die vollständige Nutzung des Rupprecht-Hauses als Option weiterhin aufrechterhalten.“ Wenn die Zahl der Menschen, die außerhalb des Rupprecht-Hauses nicht untergebracht werden können, über 50 Personen ansteigt, müsste auch die zweite Etage des Rupprecht-Hauses als Flüchtlingsunterkunft hergerichtet werden. Sollte die Zahl insgesamt 100 Personen übersteigen, was auch nicht ausgeschlossen werden könne, müsste sogar noch die dritte Etage beansprucht werden. Weiter heißt es: „Um jederzeit handlungsfähig zu sein, ist in die Heizungsanlage vorbereitend investiert worden, um dessen vollständige Nutzung während der Wintermonate sicherstellen zu können.“ Insgesamt leben, nach Auskunft der Stadt, derzeit 299 Geflüchtete in städtischen Unterkünften und 171 Personen in angemieteten, im gesamten Stadtgebiet verteilten, Wohnungen.
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Die Verwaltung macht deutlich, dass ohne die Nutzung des Rupprecht-Hauses die Stadt Gevelsberg, vergleichbar der Situation in anderen Städten, schon längst Containerstandorte errichtet oder Turnhallen belegt hätte, da auch freier Wohnraum derzeit nicht mehr generierbar sei. „So wenig es ursprünglich auch geplant war, ist es derzeit der Verfügbarkeit des Rupprecht-Hauses zu verdanken, dass Gevelsberg seinen inneren Frieden wahren kann“, teilt Bürgermeister Claus Jacobi mit. Dennoch: Die Stadt prüfe derzeit intensiv, wie alternative Immobilien im Stadtgebiet jenseits von Containerlösungen generiert werden könnten, um eine Aufgabe des Rupprecht-Hauses als Unterkunft möglich zu machen. Die Stadt versichert: „Sobald sich hier eine Option ergibt, soll das ehemalige Kaufhaus freigezogen werden, um auf seine städtebauliche Zielperspektive hin vorbereitet zu werden.“
So geht es mit der Planung weiter
Als nächster Schritt steht eine Beschlussfassung der Politik über die konkreten Nutzungen im Rupprecht Gebäude an. Diese Beschlussfassung sei zwingend erforderlich, um im Rahmen des danach anschließenden Architektenwettbewerbs ein Raumprogramm vorgeben zu können, teilt die Verwaltung mit und kündigt die lang erwartete Bürgerbeteiligung durch Bürgerworkshops an, die auch trotz fehlender Begehbarkeit des Hauses für Workshopteilnehmer kurzfristig beginnen soll. „Spätestens im Januar soll eine Bürgerbeteiligung durchgeführt werden und die Beschlussvorlage zur konkreten Nutzung erfolgen.“
Und wie geht es mit den bereits bewilligten Fördermitteln weiter? „Die Stadt Gevelsberg hält in der aktuellen Phase des Rupprecht-Hauses ständigen Kontakt zum Fördermittelgeber, damit keine Fördermittelschädlichkeit durch die aktuelle Nutzung eintreten kann.“