Schwelm. Das Ibach-Haus in Schwelm ist knapp 200 Jahre alt. Und doch eignet es sich für eine Wärmepumpe. So funktioniert es.
Ist es möglich, in einem Altbau aus dem 19. Jahrhundert eine Wärmepumpe effizient zu betreiben und angenehme Temperaturen zu erreichen? Ohne Fußbodenheizung, ohne große Umbaumaßnahmen und ohne zusätzliche Dämmung? „Ja“, sagt Andreas Winkelsträter. Alles andere könnte er den vielen Gästen im Leo Theater auch nicht zumuten. Wer will schon während einer Vorstellung frieren? Und schwitzen muss nun auch keiner mehr, denn auch das regelt das neue Klimagerät im Ibach-Haus. Das rote Backsteinhaus ist knapp 200 Jahre alt.
Seit sieben Jahren spielt das Ensemble im Ibach-Haus, fühlt sich wohl in Schwelm und unterhält tausende Besucherinnen und Besucher pro Spielzeit. „Doch die Kosten für Energie sind völlig aus dem Ruder gelaufen“, sagt Andreas Winkelsträter. Das Theater habe nicht mehr verbraucht, doch die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Energiekrise hätten den Preis in die Höhe getrieben. „Der Abschlag an die AVU wurde verdoppelt.“ So wie bei vielen anderen Mietern und Hauseigentümern.
Es musste eine energiesparende Lösung her, bezahlbar für das private Theater, aber auch komfortabel für die Gäste. „Wir haben uns von der Firma Kälte Controlling Jäger/Siepmann GmbH aus Schwelm beraten lassen“, sagt der Theaterchef. Und schon beim ersten Gespräch wurde deutlich: Der Gedanke, dass nur für neue oder energetisch optimierte Häuser eine Wärmepumpe in Frage kommt, ist falsch. Einer der Geschäftsführer der Firma, Jan Jäger, erklärt, dass es zwei Arten von Wärmepumpen gibt. Einmal die Luft-Wasser-Pumpen, die die Wärme an das Wasser abgeben, das dann eine Fußbodenheizung beheizt. Daran würden die meisten denken. Die andere ist eine Luft-Luft-Wärmepumpe, diese holt sich die Wärme aus der Luft und gibt diese auch an die Luft ab. „So eine Anlage ist auch im Leo Theater verbaut. Eine Fußbodenheizung ist da nicht möglich, aber die Fenster und Wände sollten schon eine gewissen Isolierung haben.“
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Im Ibach-Haus sind die Wände 60 bis 90 Zentimeter dick. „Eine Dämmung ist da nicht notwendig, die Mauern sorgen dafür, dass die Wärme nicht so schnell verloren geht“, erklärt Christian Bockholt. Er ist Vertreter der Vits Vermögensverwaltung, die seit 1988 im Besitz des Ibach-Hauses ist. Irgendwann zwischen 1830 bis 1850 sei das Gebäude gebaut worden, 1794 wurde die Klavierfabrik Ibach in Wuppertal gegründet, Mitte der 1880er Jahre zog sie nach Schwelm und blieb bis zur Auflösung. Der Schriftzug an der Wand erinnert an die traditionsreiche Geschichte.
Es ist ein riesiger Komplex, in dem sich mittlerweile zahlreiche Unternehmen angesiedelt haben - auf etwa 8700 Quadratmetern Fläche. Allein der Bereich, in dem das Publikum im Leo Theater sitzt, wo die Bühne ist, wo sich das Leben abspielt, umfasst 450 Quadratmeter. „Mit der neuen Anlage wird der Raum innerhalb von 20 Minuten auf 20, 21 Grad geheizt. Mit der Gasheizung haben wir vier Stunden gebraucht“, sagt Andreas Winkelsträter.
Per Smartphone wird alles geregelt, die drei Klimageräte an der Decke legen per Knopfdruck los. Warme und kalte Luft strömt seitlich aus der Anlage, zirkuliert und wird nicht nach unten geblasen, dort wo die Zuschauer sitzen. „So bekommt keiner einen steifen Hals oder sitzt in der Wärme“, erklärt Andreas Winkelsträter. Und noch ein Vorteil, den der Theaterchef sieht: Beim Heimatfestabend waren mehr als 300 Besucherinnen und Besucher da, es wurde schnell warm. In 20 Minuten sei der Raum nicht nur um 2 Grad abgekühlt und die Luftfeuchtigkeit wurde auch innerhalb kürzester Zeit reduziert. „Es war sofort wieder angenehm“, sagt Andreas Winkelsträter, denn Luftfeuchtigkeit wirke sich ebenfalls auf das Wärme- und Kälteempfinden aus.
„Etwa 36.000 Euro haben wir in die Anlage investiert“, sagt Christian Bockholt. „Wir sind bei dem Preis dem Eigentümer entgegen gekommen“, sagt Regina Rodrigues-Jäger. Als Beitrag zur Kulturförderung. Denn wenn die Energiekosten weiter so massiv geblieben wären, dann wäre im Theater irgendwann das Licht ausgegangen. „Auch wir als Eigentümer haben eine Verantwortung, mehr auf regenerative Energien zu achten. „Wir wollen weg vom Gas, da, wo es möglich ist“, sagt Christian Bockholt.
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Im Leo Theater ist das möglich - zumindest teilweise. Jan Jäger von der Firma Kälte Controlling macht deutlich, dass diese Wärmepumpen-Lösung nur als Ergänzung dient. „In Übergangszeiten, wenn es draußen nicht zu lange Minustemperaturen gibt.“ Der Fachmann erklärt, dass die Außengeräte, die die Luft einziehen, nämlich auch gefrieren können. Während der Abtauphase wird nicht geheizt. Es gilt, je kälter es ist, desto häufiger muss abgetaut werden. Er sagt, die Anschaffung lohnt sich: Wärmepumpen sind energieeffizienter als herkömmliche Anlagen. Und auch die Kosten sind erschwinglich.
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Wer einen etwa 25 Quadratmeter Raum kühlen oder heizen möchte, der benötige eine 2 KW-Kühlleistung und eine 2,7 Heizleistung, erklärt Jan Jäger. Ein Gerät koste ohne Steuern und Montage etwa 1500 Euro. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass es eine Ersatzteilgarantie von mehreren Jahren gibt, rät der Fachmann.
Und die Stromkosten? Die seien zwar gestiegen, sagt Andreas Winkelsträter, aber die Einsparung sei sehr viel höher. „Es hat sich gelohnt.“ Für das Theater und die Zuschauerinnen und Zuschauer, da ist sich Andreas Winkelsträter sicher.
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