Schwelm. Geschäftsmann Jürgen Rahmer hat in der Prinzenstraße ein Gebäude mit topmoderner Wärmetechnik errichtet. Doch nicht alles lief glatt.
Nicht nur optisch grenzt sich das moderne, weiße Gebäude an der Prinzenstraße in Schwelm von den umliegenden Gebäuden ab. Hier wird ganz anders Energie eingespeist und verwertet. Auf der Hinterseite sowie auf dem Dach stehen – auf den ersten Blick unscheinbar – Absorber. Und im Keller eine Wärmepumpe. Was zudem vorhanden, aber nicht sichtbar ist: ein Eisspeicher eineinhalb Meter unter der Erde. Über dieses gesamte System wird Energie für Heiz- und Gebrauchswasser gewonnen. Geschäftsmann Jürgen Rahmer hat dieses Modell mithilfe des Experten Udo Frohn umgesetzt und ist zufrieden. Es gebe aber noch Luft nach oben.
„Ich musste mich anfangs erst mühsam durchkämpfen. Es gab keine Beratungsstelle, obwohl wir keine Pioniere waren“, erzählt der Geschäftsführer der Karl Krebs GmbH, die in dem Gebäudekomplex ihre Räumlichkeiten hat. Es gab zunächst Anlaufschwierigkeiten, große sogar. Denn: „Die Firma, die das System geliefert hat, hatte sich bei der Kostenberechnung ziemlich vertan und die Kosten zu hoch angesetzt. Da es ein Viessmann-System ist, hat mir ein ehemaliger Projektingenieur von Viessmann die genauen Kosten ausgerechnet“, erzählt Jürgen Rahmer, der nämlich anfangs skeptisch auf die Zahlen blickte.
Der Mitarbeiter ist Udo Frohn, eigentlich schon im Ruhestand. Doch durch das Projekt von Rahmer ist er mit seiner Expertise hinzugekommen. In einen juristischen Streit wollte der Initiator nämlich nicht treten. „Das war im Endeffekt auch gut, selbst wenn es nicht schön war.“ Trotz der Hürden unterhalten sich Rahmer und Frohn beim Ortstermin sehr angeregt, sie haben sichtlich Spaß.
Durch Kreislauf gelangt Energie zurück in die Umwelt
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Nach anfänglichen Sorgen laufe das System sehr zufriedenstellend. Zum Hintergrund: Eine Wärmepumpe stellt keine Wärmer her sondern sammelt Energie aus der Umwelt – durch Absorber aus der Luft – und wandelt sie in Wärme um. An der Prinzenstraße sind die Absorber über Rohre mit der Pumpe im Keller verbunden. „Somit ist es ein Kreislauf, durch den die Energie wieder an die Umwelt zurückgelangt“, beschreibt es Rahmer.
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Wärme oder Kälte entweicht nämlich durch Fenster und Türen wieder an die frische Luft – und kann wieder aufs Neue verwertet werden. Zudem sind am Gebäude die Wände gut isoliert, damit nicht riesige Mengen an Energie zu- und abgeführt werden (müssen).
Durch eine separate Photovoltaikanlage auf dem Dach wird übrigens auch ein Teil des Strombedarfs selbst abgedeckt. Sonst bezieht das Gebäude aus dem Netz der AVU den Strom. Die restliche Energie wird selbstständig aus dem modernen System eingespeist. Immer verfügbar ist Energie für Heiz- und Gebrauchswasser für die ausschließlich gelegte Fußbodenheizung sowie Leitungswasser. Dafür sorgt zudem der frostsichere Eisspeicher, in dem Flüssigkeit zirkuliert und vor allem direkt kühle Luft ins Gebäude geleitet werden kann. „Es sind keine riesigen Energieströme, es wird nur wenig verbraucht“, merkt Udo Frohn an. Nach den kühlen Monaten endet die Heizperiode, ehe es Kühlphasen bedarf. Dies hat Frohn nach genauen Messungen auf einem Diagramm festgehalten. Die Fußbodenheizung muss natürlich dauerhaft reguliert werden, um beispielsweise Schimmelbildung oder Kondenswasser zu vermeiden. Der Vorteil ist insgesamt, dass die Energie- und auch Wartungskosten gering sind. „Das kommt den Mietern zugute. Wir können aus der Energie das Vierfache herausholen statt auf Gas oder Öl zurückgreifen zu müssen. Sonst erreichen nur Erdwärmepumpen solche Werte. Die haben wir aufgrund der Bodenbeschaffenheit unter dem Haus aber nicht verbaut, ein Nachbarhaus nutzt sie zum Beispiel und dort funktioniert das System gut“, sagt Rahmer.
Mit dem Nachbarhaus ist die Agentur für Arbeit gemeint. Ein Vergleich der Systeme sei allerdings schwierig, da zudem im Arbeitsamt kaum Brauchwasser benötigt wird. Somit sagen reine Zahlen nichts aus. „Man muss ein Wärmepumpensystem auch immer individuell nach den vorliegenden Gegebenheiten bewerten“, merkt Rahmer an.
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An kalten Tagen wird Wärme aus der sich im Eisspeicher befindenden Flüssigkeit gewonnen. Der Eisspeicher befindet sich 80 Zentimeter unter Erde. Zu tief darf er nicht eingesetzt werden, da sonst die Erdwärme zu hoch wäre. Der Speicher zieht sich aus dem Erdreich befindende Wärme und gibt gleichzeitig Wärmeverluste wieder ins Erdreich ab. Das Volumen des Speichers: 120 Kubikmeter.
Was im ersten Moment für ein Stirnrunzeln sorgt:: Die Flüssigkeit wird durch einen Wärmetauscher an die Pumpe weitergeleitet, wo sie verdichtet wird. Und bei heißen Außentemperaturen wird durch die Fußbodenheizung kühles Wasser transportiert. „Es ist nicht vergleichbar mit einer Klimaanlage, die den gesamten Raum herunterkühlt. Aber der Effekt macht sich angenehm bemerkbar“, freut sich Rahmer. Dennoch sei noch mehr herauszuholen. Es reiche noch nicht, um schon autark zu sein: „Aktuell sind wir aber am maximal Möglichen.“
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Nun werden Zeiträume der Energienutzung beobachtet und ausgewertet, um Automatismen zu programmiert. Wann sich alles endgültig rechnen werde, hänge dazu von der Umweltpolitik der Bundesrepublik ab.
Investiert hatte der Geschäftsmann anfangs eine niedrige sechsstellige Summe. „Das war aber vor fünf Jahren. Wo die Preise aktuell liegen, kann ich nicht sagen. Es kommt zudem immer auf die Größe des Systems an, auf die Isolierung des Gebäudes, die Nutzung und die zu beheizenden Quadratmeter“, erklärt er.
Rückblickend ist sich Rahmer trotz alldem mehr als sicher: „Ich würde es nochmal machen, auch wenn ich Lehrgeld gezahlt habe. Wir haben mit dem großen Projekt schwankende Erde betreten, aber sie ist fester geworden.“
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