Gevelsberg. Dieses System, das auf dem Golfplatz in Gevelsberg eingesetzt wird, gibt es sonst nirgends: Sensoren zeigen an, wann der Rasen Wasser benötigt.
Wie viel Wasser benötigt ein Rasen? Diese Frage ist entscheidend, wenn es um die Pflege von Grünflächen geht. Bei einem Golfplatz, der 80 Hektar groß ist, ist diese um so wichtiger, weil der Verbrauch von zu viel Wasser unnötig Geld kostet und vor allem Ressourcen verschwendet. Der Gevelsberger Meinolf Haarhaus erklärt, dass der Gevelsberger Golfclub zusammen mit der Firma Hait aus Iserlohn spezielle Sensoren entwickelt hat, die genau ermitteln können, wann es zu trocken ist und wann nicht. Ein Patent, das bereits im ersten Jahr 50 Prozent Wasser eingespart hat und für das der Verein mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurde.
44 Sensoren sind auf dem Golfplatz flächendeckend im Boden eingelassen, in etwa zehn Zentimetern Tiefe. Dort, an der Wurzel der Grashalme, messen sie, wie der Feuchtigkeitsgehalt ist und melden, ob gewässert werden muss oder nicht. Die Daten sind bequem per Handy abrufbar. „So ein System gibt es nirgends“, sagt Meinolf Haarhaus.
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Er ist seit etwa fünf Jahren Präsident des Golfclubs Gut Berge Gevelsberg/ Wetter e.V. und hat sich Gedanken gemacht, wie man den Verein nachhaltiger aufstellen kann. Zusammen mit der Firma Hait, für die er tätig ist, hat er sich einiges überlegt. „Wir müssen täglich wässern, um den Platz in Schuss zu halten, und wir versuchen mithilfe der Digitalisierung Lösungen zu finden, um massiv einzusparen“, sagt Haarhaus. Denn irgendwann, da ist er sich sicher, wird es immer weniger Wasser geben. Er sagt: Auf Mallorca sei es schon jetzt so, dass kein Trinkwasser zur Bewässerung der Golfplätze genutzt werden dürfe.
Wasserspar-System ist gefragt
Meinolf Haarhaus ist begeistert von dem Golfplatz in Berge, der Streuobstwiesen hat, besondere Biotope und landschaftlich vielfältig ist. Die Pflege übernimmt die Betreiberin des Gevelsberger Golfplatzes, Julia Wehberg. Der Golfclub pachtet die Anlage, der Großteil des Mitgliedsbeitrag fließt in die Pflege der Grünflächen. Acht Greenkeeper sind auf dem Platz unterwegs und sorgen dafür, dass der Rasen die richtige Höhe hat und bespielbar ist. Die Bewässerungsrohre sind in den Rasen eingelassen und fahren automatisch heraus, wenn Wasser benötigt wird.
Etwa 90 Kubikmeter Wasser werden in einem besonders heißen und trockenen Jahr verbraucht. Das sei die Höchstmarke, sagt Julia Wehberg, und das war, bevor die Sensoren zum Einsatz kamen. In diesem Jahr wird es aufgrund des Regens erheblich weniger sein, erklärt Julia Wehberg. Und durch das neue Sensor-System wird außerdem noch eingespart, dass sehr punktuell und so effizient wie nur möglich bewässert werden kann. Sie spricht von einer Wassereinsparung von etwa 50 Prozent. Perspektivisch soll es noch mehr sein.
„Wir arbeiten auch mit dem Unternehmen Ricion zusammen.“ Diese Firma, erklärt Haarhaus, stellt hochwertigen Mutterboden her, der noch besser Wasser speichern kann als normale Erde und dazu auch noch bei der Herstellung kein Co2 freisetze. Terra Preta, so der Name der Erde, bringe vor allem im Sommer viele Vorteile, erklärt Meinolf Haarhaus.
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Das sensorgestützte Wasserspar-System hat zwar noch keinen Namen, und doch hat es sich schon rumgesprochen. „Wir haben schon einige Anfragen von Golfclubs, die unsere Technik auch haben möchten“, sagt Meinolf Haarhaus. Wenn es alle 720 Golfplätze im Deutschland im Einsatz hätten, dann könnte so viel gespart werden. Es ist aber auch auf anderen Grünflächen anwendbar. Zur Corona-Zeit sei das System entwickelt und in Gevelsberg montiert worden. Eine Entwicklung, den der Deutsche Golf Verband mit dem Innovationspreis 2022 bedacht hat.
In den Räumen auf dem Golfplatzgelände wurden zudem CO2 -Sensoren installiert, die anzeigen, wann gelüftet werden muss und wann nicht. Auch so soll gespart werden, ebenso wie mit der Software, die alle Heizkörper steuert, dafür sorgt, dass nie zu hoch aufgedreht wird, es aber auch nicht zu kalt wird.
Frühwarnsystem in Arbeit
Das nächste Projekt steckt ebenfalls schon in den Startlöchern, verrät Meinolf Haarhaus. „Wir arbeiten an einer KI, die die Luft und Wetterbedingungen im Blick hat.“ Das ist wichtig, um zum Beispiel einen Pilzbefall auf den Flächen rechtzeitig zu verhindern und bestenfalls so auf die Nutzung von Chemie zu verzichten. Der Golfclub gehöre mit seinen 1200 Mitgliedern zu den größten Vereinen in Gevelsberg. Haarhaus betont, dass jeder willkommen sei, der gerne Golf spielt und in der Natur unterwegs sein will. Und damit diese auch erhalten wird, und das Ganze auch bezahlbar bleibt, setzt der Golfclub immer mehr auf grüne Technologien und neue Technik, die dabei hilft, sich nachhaltig aufzustellen - und damit zukunftsfähig.