Gevelsberg. Probleme bei alten Gebäuden und der Wartung von Wärmepumpen - Experte Oliver Lück aus Gevelsberg hält das Heizungsgesetz nicht für durchführbar.
Lohnt sich eine Wärmepumpe? Kann ich jetzt noch eine Gasheizung einbauen? In Hinblick auf das Gebäudeenergiegesetz (GEG) herrscht vielerorts große Verunsicherung. Diese bekommen vor allem die Sanitär- und Heizungsbetriebe deutlich zu spüren. Oliver Lück, Vorstand der Innung Sanitär-Heizung-Klima imEnnepe-Ruhr-Kreis und Geschäftsführer von „Heizung und Bad Lück“ aus Gevelsberg, sieht die aktuellen Entwicklungen zum Heizungsgesetz kritisch.
Lesen Sie auch
Die meistgelesenen Artikel
„Die Pläne der Regierung mit dem GEG können in der Praxis kaum umgesetzt werden.“ Der Experte blickt mit Skepsis auf das neue Heizungsgesetz, das am 8. September im Bundestag beschlossen wurde. Mit Inkrafttreten des Gesetzes dürfen ab Anfang 2024 in Neubauten nur noch solche Heizungen installiert werden, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Dazu zählen neben elektrischen Wärmepumpen unter anderem auch Stromdirekt- oder Hybridheizungen, Solarthermie-Systeme oder Biomasseheizungen. Auch Gasheizungen, die auf einen Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden können, dürfen weiterhin installiert werden. Bestehende Gas- und Ölheizungen dürfen demnach zunächst weitergenutzt werden, sofern sie ordnungsgemäß funktionieren und nicht älter als 30 Jahre sind. Gasheizungen, die vor dem 1. Januar noch eingebaut werden, müssen bis 2040 schrittweise auf einen Betrieb bis zu 60 Prozent mit klimaneutraler Energie umgestellt werden.
Diskussionen um das Heizungsgesetz belasten Heizungsbauer
Für die Sanitär- und Heizungsbetriebe sei das eine herausfordernde Zeit, so Lück. Der unstete Kurs der Regierung sorge für starke Schwankungen in den Aufträgen und Auftragsstaus, Lieferengpässe und der Fachkräftemangel tragen ihren Teil dazu bei. So sei zum Beispiel die Nachfrage nach Wärmepumpen mit der Gaspreisbremse im vergangenen Frühjahr schlagartig gesunken: „Quasi von 100 auf 0. Das hat natürlich die Betriebe und Hersteller getroffen.“ Viele Sanitär- und Heizungsbetriebe, die sich auf eine weiterhin erwartete hohe Nachfrage mit einem Materialvorrat vorbereitet haben, fänden nun nicht genügend Abnehmer für die Anlagen. Lücks Einschätzung nach werde sich das in Zukunft aber wieder ändern: „Der Trend geht auf lange Sicht weg von fossilen Brennstoffen und hin zur Wärmepumpentechnik. Ich bin mir sicher, dass die Nachfrage bald überall wieder steigen wird.“ In den meisten Fällen seien es Hybridanlagen, die in Zukunft zum Tragen kommen werden. „Das sind vor allem Öl- und Gasheizungen, die mit einer Wärmepumpe zur Hybridanlage nachgerüstet werden.“
+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm+++
In seinem eigenen Betrieb gebe es in Hinblick auf die Nachfrage nach Wärmepumpentechnik derzeit jedoch keine Flaute. Im Gegenteil seien die Auftragsbücher voll, durch andauernde Lieferengpässe reiche die Auftrage bis ins kommende Frühjahr. Auch die Nachfrage an Gasanlagen sei weiterhin sehr hoch, in seinem Betrieb auf einem Rekordstand seit den letzten 40 Jahren.
Heizungsgesetz: Kundenberatung ist für Sanitärbetriebe schwierig
Probleme gebe es aber in Hinblick auf die Kundenberatung. „Es ist derzeit nicht möglich, Kunden richtig zu beraten.“ Zu groß sei die Unsicherheit durch den ständig wechselnden Kurs der Regierung und die Energiekrise. „Die Kunden sind alle verunsichert. ‘Wie werden sich die Preise entwickeln? Bleib ich beim Gas? Was soll ich machen?’ Und wir können da aktuell nicht wirklich beraten.“ Deshalb und auch aufgrund der fehlenden zeitlichen und personellen Ressourcen wegen der hohen Auftragslage könne sein Betrieb derzeit gar keine Beratungstermine durchführen.
Skepsis bei Heizungspolitik: „In der Praxis nicht durchführbar“
Dass die Vorgaben des GEG so in der Praxis umgesetzt werden können, bezweifelt Lück. „Wir sind alle gespannt, was in den nächsten Jahren passieren wird.“ Im Jahr 2022 seien bundesweit bereits 234.000 Wärmepumpen installiert worden, die Regierung kalkuliere zukünftig mit mehr als doppelt so vielen Neuinstallationen jährlich. Auch hier sieht Lück ein großes Problem: „All diese Geräte müssen gewartet und repariert werden. Allein für die Instandhaltung der bereits installierten Wärmepumpen fehlt aber das Fachpersonal.“ Für die fachgerechte Wartung der Anlagen sei Erfahrung nötig, über die nicht jede Sanitärfachkraft verfüge. Deshalb seien viele Störfelder zu erwarten, die weiter steigen werden. Lück halte es sogar für wahrscheinlich, dass die Regierung mit dem Gesetz zurückrudern oder viele Anpassungen vornehmen werde. „Was die Regierung mit dem Gesetz plant, ist in der Praxis nicht durchführbar. Ein Fernwärmenetz zum Beispiel hier in den ländlichen Gegenden des Ennepetal Ruhrkreises ist utopisch, das wird es in den nächsten zwanzig Jahren nicht geben.“