Schwelm. Als Michael Cunzemann für die Freiwillige Feuerwehr um 5 Uhr morgens in Schwelm im Rettungseinsatz ist, wird ihm sein Quad geklaut.
Montag, kurz vor 5 Uhr morgens. Der Alarmmelder beendet seine Nacht abrupt. Mal wieder. Michael Cunzemann ist seit 45 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dieses Mal wird er zu einer Hilfeleistung in Schwelm gerufen und fährt wenige Minuten später mit seinem Quad zur Wache. Als er nach zwei Stunden wieder zurück ist, ist sein Quad verschwunden. Geklaut, an der Straße vor der Schwelmer Feuerwache, während er für andere Menschen im Einsatz ist. Auf Facebook schreibt er: „Mittlerweile ist ja schon häufig in den Medien darüber berichtet worden, dass wir Retter auf übelste Art beschimpft oder sogar körperlich angegriffen werden. Doch am Montag erlebte ich eine noch größere Dreistigkeit. Ich finde das schon eine große Schande und bin zutiefst enttäuscht.“ Er bittet um Mithilfe, postet ein Foto von seinem Quad. Viele Menschen nehmen Anteil, teilen seinen Beitrag, bis jemand das geklaute Fahrzeug wiedererkennt.
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„Ich bin sehr froh und dankbar, dass mein Quad wieder da ist“, sagt Michael Cunzemann. Mit dieser Resonanz hatte er nicht gerechnet, und schon gar nicht, dass es jemand finden würde. Er habe lange überlegt, ob er seine Geschichte öffentlich machen soll. Doch die Wut über den Diebstahl war zu groß. „Ich habe das Quad erst am 17. September angemeldet, hatte mir mit dem Kauf einen langgehegten Traum erfüllt.“ Er hatte es gebraucht erstanden - ein echter Hingucker in Anthrazit und dazu noch gut in Schuss.
Jetzt ist davon leider nicht mehr viel zu sehen. Das Lenkradschloss wurde aufgebrochen, die Maschine kurzgeschlossen, wie die Polizei erklärt. Und auch sonst sei sein Quad in einem üblen Zustand und muss erstmal in die Werkstatt. Dennoch ist die Freude von Michael Cunzemann groß, dass es wieder da ist. „Dank aufmerksamer Anwohner der Ehrenberger Straße in Schwelm konnte das Quad von der Polizei sichergestellt werden“, schreibt er erneut auf Facebook, nachdem die Polizei es ihm wiedergebracht hatte. „Mir war es wichtig, dass ich danke sage, für diese riesige Unterstützung, dass so viele Menschen mir helfen wollten. Danke wird nämlich leider viel zu selten gesagt“, meint er im Gespräch mit dieser Zeitung. Noch etwas, das er während seiner Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr immer wieder erlebt hat.
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„In den vergangenen 20 Jahren ist es vielen Menschen verloren gegangen, sich umeinander zu kümmern“, sagt er. Doch die Hilfsbereitschaft, die er in den vergangenen Tagen erlebt, die stimmt ihn glücklich. Auch die Polizei habe die Erfahrung gemacht, dass Aufrufe über die sozialen Medien auf eine große Resonanz stoßen, erklärt Polizeisprecherin Isabell Kircher. Vor allem, wenn es um Vermisste geht. „Dann gibt es oft extrem viele Hinweise.“
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Auch Michael Cunzemann hat viele Nachrichten erhalten. Aufmunternde, mitfühlende Reaktionen auf seinen Facebook-Beitrag. Der entscheidende Tipp kam am Donnerstag. Anwohner an der Ehrenberger Straße, die den Facbook-Post gesehen haben, erkannten das auffällige Quad wieder und riefen die Polizei. Michael Cunzemann vermutet, dass es die Rollerbande gewesen sein könnte, die das Quad geklaut hat. In den vergangenen Wochen sorgten die Täter für viele Schlagzeilen, weil sie immer wieder Motorrolle entwendeten, die dann an anderer Stelle wieder auftauchten. Ein Quad ist ein motorradähnliches Fahrzeug mit vier Rädern, und es sind in den vergangenen Tagen gleich zwei verschwunden. Das von Michael Cunzemann und von einem Ennepetaler an der Wilhelmshöher Straße am vergangenen Samstag. Auf Nachfrage bei der Polizei heißt es, dass es derzeit keine Anhaltspunkte oder Hinweise gebe, dass diese Diebstähle mit denen der Roller in Verbindung stehe. Aber die Ermittlungen dauern an.
Für Michael Cunzemann kehrt jetzt erstmal Ruhe ein, die Versicherung ist informiert, die Erleichterung überwiegt den Ärger. Der 61-Jährige arbeitet in Remscheid, ist bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schwelm, seit er 16 Jahre alt ist. Weil er helfen will, weil er es als seine Aufgabe sieht. Er ist dankbar dafür, dass er nun so viel Unterstützung erhalten hat, dass seine Geschichte ein gutes Ende finden konnte.