Oberhausen. Die Ambulante Krankenpflege an der Lothringer Straße sieht sich wegen der neuen Parkgebühren in Oberhausen in ihrer Existenz bedroht.

Nach vielen hitzigen Diskussionen ist zum 1. Februar die neue Parkraumbewirtschaftung in Oberhausen in Kraft getreten. Wirklich entspannt hat sich die Stimmungslage in den betroffenen Straßen bei näherer Betrachtung jedoch nicht. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt Nicole Kock, Leiterin der Zentralen Ambulanten Krankenpflege (Z.A.K.). Das seit 30 Jahren an der Lothringer Straße ansässige Unternehmen sieht sich in seiner Existenz bedroht und hofft nun auf die Hilfe von Oberbürgermeister Daniel Schranz.

„Es geht uns nicht darum, dass wir umsonst parken wollen. Wir möchten nur eine Lösung finden, die uns und allen Mitarbeitern weiter hilft“, macht Inhaberin Elke Vermöhlen deutlich. Zwar habe Z.A.K. entsprechende Sondergenehmigungen für die elf Einsatzfahrzeuge beantragt und erhalten. Diese gelten aber nur für das Parken am Wohnort der jeweiligen Patienten, nicht aber für die Bestückung der Fahrzeuge vor der Einsatzzentrale. „Das ist für uns eine wirklichkeitsfremde Regelung“, sagt Vermöhlen.

„Brötchentaste“ reicht nicht aus

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Die Mitarbeiter, die beispielsweise die Spätdienste ab 15 Uhr antreten, würden deshalb ihre Fahrzeuge an der etwa zehn Minuten entfernten Landwehr abstellen, um von dort ihre Touren zu starten. „Wenn diese die Medikamente bis dorthin tragen müssen, ist das wertvolle Zeit, die uns bei der Krankenpflege natürlich fehlt“, sagt Nicole Kock. „Wir haben sowieso schon im Bereich der Pflege eine Unterversorgung, die noch zunehmen wird.“ Elke Vermöhlen ergänzt, dass so um die 100 Arbeitsstunden verloren gingen. „Fast eine Vollzeitstelle.“

Eine gebührenfreie Parkzeit von 15 Minuten durch die sogenannte „Brötchentaste“ sei als Parkticket für die Einsatzfahrzeuge häufig zu kurz bemessen. „Eine Viertelstunde reicht kaum aus. Allein um das Ticket zu ziehen und ins Auto zu legen sind drei Minuten bereits weg“, sagt Kock, deren Mitarbeiter nicht allein mit dem Abholen der Medikamente im Büro beschäftigt sind. „Es fallen Telefonate mit Angehörigen und Ärzten und andere Erledigungen an, die auch mal gerne bis zu zwei Stunden dauern.“

In Styrum eine feste Größe

Konzept 2017 entwickelt

Die Planungen für das seit dem 1. Februar umgesetzte Parkraumbewirtschaftungs-Konzept, wie es offiziell heißt, hatte die Stadt bereits 2017 in Auftrag gegeben. Ein externer Gutachter führte aufwändige Analysen durch und erstellte daraufhin das Konzept.

Bürger hatten bei mehreren Veranstaltungen die Möglichkeit, sich in die Diskussion einzubringen – die Resonanz fiel allerdings gering aus.

Einige Mitarbeiter hätten bereits über eine Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses nachgedacht. „Die finanzielle Mehrbelastung, aber auch die schwierigen Pendelwege zwingen viele zu dieser Überlegung“, erklärt Inhaberin Daniela Jablonka, die es sehr bedauern würde, wenn das Unternehmen den Standort wechseln müsste. „Wir sind in Styrum eine feste Größe und wir fühlen uns hier sehr wohl.“ Auch deshalb hat sich die Ambulante Krankenpflege mit einem persönlichen Schreiben an Oberbürgermeister Daniel Schranz gewandt.

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In der Stadtkanzlei hat man den Brief bereits gelesen. „Wir nehmen die Sorgen unserer Bürger sehr ernst und werden das Schreiben schnellstmöglich beantworten“, heißt es von Seiten der Stadt auf Nachfrage dieser Redaktion. Jedoch sei im Bereich der Sondergenehmigung die Stadt an die Vorgaben des Landes NRW gebunden, die kein Parken vor der Einsatzzentrale vorsehen.

Als Alternative schlägt Z.A.K. die Einführung von Tages- oder Monatstickets auf der Lothringer Straße vor. „Die Kosten für die Mitarbeiter würden wir übernehmen“, erklärt Nicole Kock.

So berichteten wir über höhere Parkgebühren in Oberhausen

11. Januar 2020: Oberhausen tüftelt an Regeln für neue Besucher-Parkausweise

7. Januar 2020: Neue Parkgebühren treten am 1. Februar 2020 vollständig in Kraft

16. Dezember 2019: Rat senkt Tagestarif für City-Parkplatz stark ab

19. November 2019: Stadtrat Oberhausen beschließt höhere Parkgebühren

31. Oktober 2019: Oberhausen mildert Parkgebühren-Verteuerung in der City ab

23. September 2019: Oberhausener Rat knickt vor Parkgebühren-Protest vorerst ein

20. September 2019: Parkgebühren: SPD will Sonderregeln für Berufspendler

7. September 2019: Stadt dreht an den Stellschrauben der neuen Parkgebühren

15. August 2019: Hohe Parkgebühren: Autofahrer kochen vor Wut

13. August 2019: Kommentar: Warum höhere Parkgebühren in der Klimakrise notwendig sind

12. August 2019: Handel gegen höhere Parkgebühren

12. August 2019: Oberhausener Grüne wünschen sich noch höhere Parkgebühren

3. August 2019: Ärger über höhere Parkgebühren in Oberhausener Innenstadt

11. Juli 2019: Krankenhaus-Belegschaft protestiert gegen Parkgebühr am EKO

2. Juli 2019: Stadtsparkasse Oberhausen erhöht Parkgebühr um 50 Prozent

21. Mai 2019: Oberhausen verdoppelt Parkgebühren ab Juni

7. März 2019: Parken in Oberhausen wird Mitte des Jahres teurer

17. April 2018: Wutbrief aus dem Oberhausener Rathaus zu teuren Parkplätzen

16. April 2018: Höhere Parkgebühren in Oberhausen gelten für Politiker nicht

5. April 2018: Stadtbedienstete ärgern sich über höhere Parkgebühren

20. März 2018: Oberhausen erhöht die Parkgebühren an vielen Orten deutlich

19. März 2018: Brötchentaste für Kurzparker gehört nun zum Parkgebühren-Konzept

27. Juni 2018: Autofahrer sollen Parkschein künftig mit dem Handy zahlen können

14. November 2017: SPD-Politiker sehen höhere Parkgebühren kritisch

11. Oktober 2017: Bürgerring blickt skeptisch auf höhere Parkgebühr

9. September 2017: Parken bleibt in Osterfeld kostenlos

8. September 2017: Sterkrader Kaufleute laufen Sturm gegen neue Parkgebühr

29. Juli 2017: Neue Parkregelung für Sterkrade ist heftig umstritten

7. Juli 2017: Kostet Parken in der Oberhausener City bald doppelt soviel?

2. Juli 2017: Mit der Brötchentaste 15 Minuten kostenlos parken

29. Juni 2017: Das Handy soll bei der Parkplatzsuche in Oberhausen helfen

21. Juni 2017: Das Parken in Oberhausen soll künftig teuer werden

28. Oktober 2014: Bürger in Oberhausen zahlen neues Notopfer

17. September 2012: Städte in NRW machen das parken teurer

16. Mai 2012: Wie die Stadt Oberhausen jährlich 40 Millionen Euro einsparen will

22. März 2012: Freies Parken in der City adé

19. März 2012: Oberhausen – ein Paradies für Parker?