Oberhausen. Nach dem Unterschriften-Protest von Autofahrern reagieren SPD und CDU: Sie reduzieren den Tagestarif für Pendler an wichtigen Straßen deutlich.

Der vorerst letzte Akt im politischen Streit über die Höhe und den Umfang der Parkgebühren in Alt-Oberhausen ist vollzogen: Die Mehrheit im Rat der Stadt Oberhausen, nämlich SPD und CDU, stimmte am Montag einem Kompromiss-Vorschlag zu. Dabei gibt es für Autofahrer gute Nachrichten, für Umweltfreunde eher weniger.

Haben politisch viel erreicht: Anwohner Klaus Otto (re) überreicht Oberbürgermeister Daniel Schranz fast 23.000 Unterschriften gegen die Erhöhung der Parkgebühren Mitte November 2019.
Haben politisch viel erreicht: Anwohner Klaus Otto (re) überreicht Oberbürgermeister Daniel Schranz fast 23.000 Unterschriften gegen die Erhöhung der Parkgebühren Mitte November 2019. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Wenn man dem Rat am späten Montagnachmittag zuhörte, konnte man je nach persönlicher Einstellung hoffen oder befürchten: Sollten die gewählten Oberhausener Ratspolitiker noch länger und länger über die Parkkosten für Pendler diskutieren, dann wird es für Autofahrer billiger und billiger, wenn sie ihren Pkw den ganzen Tag im öffentlichen Straßenraum abstellen. Denn statt ursprünglich neun Euro für einen ganzen Tag Parkplatz-Nutzung von 9 bis 18 Uhr zahlen Autofahrer künftig auf zwei großen Parkplätzen und neun wichtigen zentralen Straßenabschnitten in Alt-Oberhausen (siehe Kasten) ab Februar 2020 erst einmal nur noch drei Euro – für den gesamten Tag.

Stadt Oberhausen schlug als Tagestarif vier Euro vor

Vorgeschlagen waren von der Stadtspitze allerdings vier Euro – die SPD unterbot den Betrag noch einmal um einen Euro und setzte sich damit durch. Denn auch die CDU wollte das leidige Thema endgültig beenden und stimmte – vielleicht ebenfalls aus Sorge vor der Kommunalwahl im nächsten Jahr – dem Billigangebot für Autofahrer zu. Der Drei-Euro-Tarif soll erst einmal für ein Jahr gelten, um dann noch einmal darüber nachzudenken, ob man den Billigparkpreis einer Großstadt behält.

Erst im Mai 2019 Verteuerung der Parkgebühren beschlossen

Ursprünglich hatte der Rat im Mai 2019 bei nur sieben Gegenstimmen auf Grundlage eines Gutachtens und eines im Frühjahr 2018 beschlossenen Parkraumbewirtschaftungskonzepts eine deutliche Anhebung und Ausweitung der Parkgebühren beschlossen: Statt 50 Cent pro Stunde werden in Sterkrade und Alt-Oberhausen nun ein Euro je Stunde verlangt – und zwar von 9 bis 18 Uhr statt wie zuvor von 10 bis 16 Uhr. Seit Juni wird dieser Betrag von den alten Parkautomaten berechnet.

Hier gilt künftig der Drei-Euro-Tagestarif

Auf den folgenden Parkplätzen und Straßenabschnitten gilt ab 1. Februar 2020 ein Tagestarif von drei Euro statt wie bisher fünf Euro oder wie geplant neun Euro:

Auf dem sogenannten DGB-Parkplatz (Friedrich-Karl-Straße/ Concordiastraße) und dem Düppel-Parkplatz nahe der EVO-Zentrale (Düppel-/Gewerkschaftsstraße) muss man statt fünf Euro, wie noch im Mai 2019 von der Politik genehmigt, künftig nur noch drei Euro am Tag bezahlen.

Vor dem neuen Parkraumbewirtschaftungskonzept waren es allerdings nur zwei Euro.

Auf diesen Straßenabschnitten wird ab 1. Februar 2020 ebenfalls nur der Drei-Euro-Tarif berechnet: Mülheimer Straße von Brücktorstraße bis Grenzstraße, Brücktorstraße von Mülheimer Straße bis Lipperheidstraße, Tannenbergstraße von Mülheimer Straße bis Ebertstraße, Friedrich-List-Straße von Ebertstraße bis Schwartzstraße, Friedrich-Karl-Straße von Poststraße bis Grenzstraße, Grenzstraße von Mülheimer Straße bis Blumenthalstraße, Ebertstraße von Friedrich-List-Straße bis Mülheimer Straße, Falkensteinstraße von Mülheimer Straße bis Körnerstraße, Josefstraße von Lothringer Straße bis Nohlstraße.

Die SPD-Ratsfraktion wollte diese Liste noch um weitere fünf Straßenabschnitte erweitern, setzte sich damit allerdings in der Ratssitzung am 18. Dezember 2019 nicht durch, weil die CDU dagegen stimmte.

Die vorher verwirrende Mischung aus Parkscheiben-Regelung, Tagestarifen und Stundenberechnung wurde damals vereinheitlicht und die Parkplätze verteuert, um drei Ziele zu erreichen: Den lästigen Suchverkehr von Autofahrern nach dem billigsten Parkplatz zu vermindern, die Pendler zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen und die Einnahmen der Stadtkasse zur Sanierung zu erhöhen. Dazu wurden die bewirtschafteten Parkflächen in Alt-Oberhausen deutlich ausgeweitet – und etwa östlich der Mülheimer Straße neue Parkautomaten aufgestellt.

Große Protestwelle in Alt-Oberhausen

Doch durch eine unerwartete Protestwelle mit Tausenden von Gegenunterschriften in Alt-Oberhausen, darunter viele Pendler, knickte der Rat im Herbst ein – allen voran die SPD-Ratsfraktion. Schrittweise wurde die Verteuerung der Parkgebühren stark abgemildert, vor allem mit Blick auf die vielen per Auto pendelnden Beschäftigten im Stadtgebiet sowie Anwohnerbesuchern.

Kostet bald drei Euro pro Tag: Der DGB-Parkplatz in der Nähe der Oberhausener Innenstadt an der Friedrich-Karl-Straße.
Kostet bald drei Euro pro Tag: Der DGB-Parkplatz in der Nähe der Oberhausener Innenstadt an der Friedrich-Karl-Straße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

So soll nun per Ausnahmegenehmigung ein Besucherparkausweis eingeführt werden, der Anwohnern erlaubt, 24 Tageskarten für zehn Euro zu erwerben. An der Turbinenhalle richtet die Stadt zügig einen neuen günstigen Beschäftigten-Parkplatz ein – für 100.000 Euro. Zudem sollten Pendler auf Vorschlag der SPD ebenfalls für Parkplätze in bestimmten Straßen mit vielen Arbeitgebern verbilligte Monatskarten für 50 Euro und Wochenkarten für 20 Euro kaufen können. Doch Rechtsdezernent Frank Motschull hält das für rechtswidrig, weil Autofahrern für diese Gebühr keine Leistung, also hier ein freier Parkplatz, garantiert werden könne. So kam die Stadtspitze auf den Einfall, an mehreren Straßen (siehe Infokasten) einen verbilligten Tagestarif von allen zu verlangen.

Grüne: Parkticket muss teurer sein als ein VRR-Ticket

Die Grünen lehnten die Absenkung der Parkgebühren angesichts der Klimakrise am Montag im Rat erneut ab. „Ein Parkticket muss teurer sein als eine ÖPNV-Fahrkarte. Je billiger man die Parkplätze macht, desto mehr Leute nutzen Autos“, sagt Grünen-Ratsherr Norbert Axt enttäuscht. Anwohner würden nun wieder keinen Parkplatz am Tag finden, da viele Plätze durch Dauerparker blockiert würden.

FDP-Gruppenchef Hans-Otto Runkler bedauerte, dass man so das Ziel nicht erreichen könne, den Nahverkehr im Vergleich zum Auto attraktiver zu machen. Linken-Ratsherr Martin Goeke kritisierte, dass nun wieder der Parkraum-Suchverkehr einsetze. „Von Anfang an hatte das Parkraumkonzept große Mängel: Es fehlte eine soziale Komponente. Und man beginnt Umweltschutz nicht mit teureren Parkkosten, sondern mit einem besseren Nahverkehr.“

So berichteten wir über höhere Parkgebühren in Oberhausen

11. Januar 2020: Oberhausen tüftelt an Regeln für neue Besucher-Parkausweise

7. Januar 2020: Neue Parkgebühren treten am 1. Februar 2020 vollständig in Kraft

16. Dezember 2019: Rat senkt Tagestarif für City-Parkplatz stark ab

19. November 2019: Stadtrat Oberhausen beschließt höhere Parkgebühren

31. Oktober 2019: Oberhausen mildert Parkgebühren-Verteuerung in der City ab

23. September 2019: Oberhausener Rat knickt vor Parkgebühren-Protest vorerst ein

20. September 2019: Parkgebühren: SPD will Sonderregeln für Berufspendler

7. September 2019: Stadt dreht an den Stellschrauben der neuen Parkgebühren

15. August 2019: Hohe Parkgebühren: Autofahrer kochen vor Wut

13. August 2019: Kommentar: Warum höhere Parkgebühren in der Klimakrise notwendig sind

12. August 2019: Handel gegen höhere Parkgebühren

12. August 2019: Oberhausener Grüne wünschen sich noch höhere Parkgebühren

3. August 2019: Ärger über höhere Parkgebühren in Oberhausener Innenstadt

11. Juli 2019: Krankenhaus-Belegschaft protestiert gegen Parkgebühr am EKO

2. Juli 2019: Stadtsparkasse Oberhausen erhöht Parkgebühr um 50 Prozent

21. Mai 2019: Oberhausen verdoppelt Parkgebühren ab Juni

7. März 2019: Parken in Oberhausen wird Mitte des Jahres teurer

17. April 2018: Wutbrief aus dem Oberhausener Rathaus zu teuren Parkplätzen

16. April 2018: Höhere Parkgebühren in Oberhausen gelten für Politiker nicht

5. April 2018: Stadtbedienstete ärgern sich über höhere Parkgebühren

20. März 2018: Oberhausen erhöht die Parkgebühren an vielen Orten deutlich

19. März 2018: Brötchentaste für Kurzparker gehört nun zum Parkgebühren-Konzept

27. Juni 2018: Autofahrer sollen Parkschein künftig mit dem Handy zahlen können

14. November 2017: SPD-Politiker sehen höhere Parkgebühren kritisch

11. Oktober 2017: Bürgerring blickt skeptisch auf höhere Parkgebühr

9. September 2017: Parken bleibt in Osterfeld kostenlos

8. September 2017: Sterkrader Kaufleute laufen Sturm gegen neue Parkgebühr

29. Juli 2017: Neue Parkregelung für Sterkrade ist heftig umstritten

7. Juli 2017: Kostet Parken in der Oberhausener City bald doppelt soviel?

2. Juli 2017: Mit der Brötchentaste 15 Minuten kostenlos parken

29. Juni 2017: Das Handy soll bei der Parkplatzsuche in Oberhausen helfen

21. Juni 2017: Das Parken in Oberhausen soll künftig teuer werden

28. Oktober 2014: Bürger in Oberhausen zahlen neues Notopfer

17. September 2012: Städte in NRW machen das parken teurer

16. Mai 2012: Wie die Stadt Oberhausen jährlich 40 Millionen Euro einsparen will

22. März 2012: Freies Parken in der City adé

19. März 2012: Oberhausen – ein Paradies für Parker?