Wattenscheid. Was in diesem denkwürdigen Jahr passiert ist, fällt gerade wegen der Einschränkungen unter dem Diktat der Corona-Pandemie umso mehr auf.
Die Kontaktbeschränkungen haben ab Mitte März vieles unterbunden, heruntergefahren - oder eben die Kreativität geweckt. Aber es wurde geplant und gebaut wie lange nicht mehr, und die Bürgerbeteiligung bei vielen Projekten erreichte eine neue Dimension, vielfach allerdings auch der Protest. Topthemen im Fokus:
Umgestaltung
Neues Leben soll im "runderneuerten" Eppendorf auch in die alte Schule an der Ruhrstraße 30 einziehen, sie wird zum Wohnhaus mit eigenem Anbau umgebaut. Wie der August-Bebel-Platz und der Kfz-Verkehr dort künftig aussehen soll, das wird heftig diskutiert; erst einmal wird der Durchgangsverkehr gezählt. Außerdem dort angedacht: ein soziokulturelles Zentrum - allerdings dann auch keins mehr am sanierten Holland-Förderturm, von dem aus sich Besuchern ein Panoramablick auf die umliegenden Zechen bieten soll.
Vom Stadion zum Quartier City-Süd
Wohin die Veranstaltungen umziehen können, wenn die Stadthalle Wattenscheid aufgemöbelt wird, ist unklar. Die Turnhalle an der Märkischen Schule macht jedenfalls schon Platz für einen Neubau. Der Umgestaltung des Parks am Ehrenmal weichen erneut zahlreiche Bäume; und dort liegt Kieselrot-Asche: Dioxin-Alarm. Die Modernisierung des Stadtgartens sieht u.a. vor, dass der Vogelpark durch einen Storchenerlebnispark ersetzt wird.
Neues Leben
Eine Kindertagesstätte soll an die Stelle der alten Hollandschule in Leithe kommen. Wenn auf dem ehemaligen Stadion an der Berliner Straße am Beckmannshof das Viertel "City-Süd" entsteht, muss der Tennisclub Rot-Weiß nicht weichen. Mit dem Neuen Bahnhofsquartier strebt die Bauverwaltung einen großen Wurf in Westenfeld an - es gibt Lob und Kritik für die Pläne zu den großen geplanten Wohngebieten.
Von Rewe bis WAT-Bahnhof
Der Aus- und Umbau des Rewe-Marktes an der Hochstraße verändert das Bild am Eingang zur Wattenscheider City. Am sanierten Bahnhof Wattenscheid geht endlich der neue Aufzug in Betrieb.
Waldbühne dicht
Ein Riegel schiebt sich dagegen vor das Tor zur Waldbühne im Höntroper Südpark: Die Verwaltung sperrt die Anlage wegen zahlreicher Mängel, nachdem im Sommer der eigens gegründete Verein aus Kolping-Reihen nach viel Arbeit dort ein Riesenpublikum von Märchenspiel-Fans begrüßt hatte.
Platz für Baumarkt und neue Bäume
Bauhaus hatte zurückgezogen, Toom kommt: An der Berliner Straße wird für den neuen Baumarkt Platz gemacht - und auf dem alten Aquella-Areal gerodet. Nachgepflanzt wird stattdessen endlich am kahlgeschlagenen Zeppelindamm. Und in der WAT-City blocken zahlreiche Steinquader die Einkaufszone gegen Falschparker und Autofahrer ab.
Kiosk, Kirmes und Polizei
Ein Kiosk mit Gastronomie soll das Holland-Areal nach der Ausgestaltung freizeittauglich aufwerten, ob auch die Gertrudiskirmes dort Platz finden kann, das geht kurz in die Diskussion. Neubau im Wattenscheider Süden für die NRW-Polizei-Reiterstaffel an der Zollstraße: Es gibt Lob, aber auch Kritik durch die "Freunde des Stadtwalds e.V."
Südpark-Schwimmbad
"Nebenan" im Südpark ist das Hallenbad schon lange geschlossen, auch das Freibad ist dicht - und ums Zukunftskonzept wird heftig gerungen. Im neugestalteten Ehrenmalpark werden 74 neue Bäume gepflanzt. Der Stadtgarten-Initiative ist aber vor allem jeder alte Stamm lieb - lieber als das Konzept der Verwaltung.
Farbenspiele und Blindgänger
Schwarz auf Weiß: 41 Millionen Euro werden für die Umgestaltung und den Ausbau des Lohrheidestadions zugesagt. Ein "grüner Diamant" ist auf Luftbildern dagegen der neue Kunstrasenplatz an der Lohackerstraße in Westenfeld, der vor allem dem Sportnachwuchs dienen soll.
Ein Nebeneffekt der zahlreichen Baumaßnahmen zeigt sich unter anderem am Aschenbruch in Günnigfeld und an der Lohackerstraße in Westenfeld auf ganz anderen Luftbildern: Im Boden werden Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Evakuierung im Zeichen von Corona wird aufwändig.
+++ Ein Schlagzeilen-Potpourri von Januar bis Dezember +++
"Rasselbande feiert Zeltkarneval" (nach der gelungenen Premiere 2019 bietet der dienstjüngste Karnevalsclub im FWK neuerlich die Drei-Tages-Sause auf dem Esch); der jecke WAT-Sonntagsumzug fällt aber dem Sturm zum Opfer.
"10. Rockparty unter freiem Himmel" ist geplant (aber auch die "Rock Classic Allstars" müssen sich dann mit ihrem traditionellen Sommerkonzert dem Corona-Diktat beugen)
"Chorverband Wattenscheid mit Jubiläum" (10. Februar, und legt ein buntes Programm zum 70-jährigen Bestehen auf)
"Frischer Wind in der Alten Lohnhalle" (15. Februar, das Knepper-Eventmanagement zeigt mit Flohmarkt und Halloween-Party, was auf dem Holland-Areal geht)
"Neue Initiative bietet Hilfe an" (26. März, auch die "Günnigfelder Kumpels" bieten Einkaufsservice und mehr wg. Corona)
"Erstes Hochhaus setzt Maßstäbe" (15. Mai, der Bau an der Marienstraße war der erste seiner Art in WAT)
"Abenteuer zwischen Ziegen und Erdbeeren" (4. Juni, der Abenteuer-Spielpatz an der Hüller Straße baut an und aus)
"Sängerinnen proben beim Bügeln und auf dem Balkon" (30. Juni, denn der Höntroper Frauenchor muss zu Hause bleiben)
"Metzgerei Müller schließt" (3. Juli, doch jede Wurst hat mehr als ein Ende, die Fans halten die Treue)
"Neue Runde für die Eckkneipe Wiesmann" (21. Juli, mit Kulturprogramm und Braukunst ziehen dort WAT-Werk und Leben ein)
"Kultkneipe Toffte schließt wegen Corona" (29. Juli, und auch dem Neustart am Hellweg funkt die Pandemie ins Konzept). Das im Januar wiedereröffnete Traditionslokal "Kümmel Kopp" am Wattenscheider Hellweg lässt sich in der Coronakrise einiges einfallen.
"Geldautomat gesprengt: Anwohner in Angst" (6. August, im Bereich Höntrop-Kirche gehen die Täter brachial vor)
"Marienhof wird zum Stadtteil-Treff" (5. September, und setzt damit die Schwerpunkt-Bildung in der Wattenscheider katholischen Gemeinde fort)
"Lokalpolitik verliert ein Urgestein" (16. Oktober, "Mister UWG" Klaus-Peter Hülder tritt nach 51 Jahren von der Polit-Bühne)
"1. WAT-Literaturwoche weckt Neugier auf Fortsetzung" (4. November, denn in der Pandemie ist kaum Publikum an "sieben Tagen, sieben Orten" zulässig)
Weitere Jubiläen in 2020: Der Verein "Kindergarten Wattenscheid Gambia" blickt auf 40 Jahre, der Lionsclub Wattenscheid auf 50 Jahre.