Wattenscheid-Mitte. Für 2,4 Millionen Euro soll der Stadtgarten in Wattenscheid runderneuert werden. Doch einige Bürger kritisieren die Pläne der Stadt.

Ulrike Beck, Andrea Wurzel und Udo Bonhoff von der Initiative Stadtgarten erklären: „Bei dem Konzept für die Sanierung des Stadtgartens, welches unter dem Motto des Erholungsbereichs im Charakter eines englischen Gartens firmiert, fallen weitere zehn vermeintlich kranke, alte Bäume attraktiven Sichtachsen zum Opfer.“ Diese sollen in gleicher Anzahl als Baumreihe aus Linden östlich der Teichanlage als Ersatz nachgepflanzt werden. Zu wenig aus Sicht der Initiative. „Das also ist aus der zugesagten Lindenallee geworden, die vor dem Sturm Ela 2014 ehemals aus mindestens 30 Linden bestand, die dekorativ und ökologisch wertvoll beidseitig des Weges standen.“

Stärkere Aufforstung wird gefordert

Gefordert wird eine stärkere Aufforstung. Durch den Sturm seien schließlich rund 200 Bäume im Stadtgarten gekippt bzw. im Anschluss gefällt worden. In den letzten fünf Jahren seien lediglich knapp zehn neue Bäume im Stadtgarten gepflanzt worden.

Start in diesem Jahr

In diesem Jahr will die Stadt die Runderneuerung der beliebten Anlage starten: 2,4 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen Fördermittel, sollen bis 2022 investiert werden. Die Maßnahme erfolgt im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“. Es herrscht Handlungsbedarf im Stadtgarten.

Ziel laut Stadt ist eine „Attraktivierung des Stadtgartens als zentrale, innerstädtische Grünfläche zu einem Erholungsort der Sinne mit Bewegungs-, Freizeit- und Erholungsangeboten“. Die Bürger seien im Vorfeld beteiligt worden, um die Entwurfsplanung zu erarbeiten. Weitere Bürgerbeteiligungen seien geplant. Ein Förderantrag ist zum Städtebauförderungsprogramm 2020 gestellt worden. Das war jetzt Thema in der Bezirksvertretung, die der Planung einstimmig zustimmte.

Dabei sei bei dieser Bilanz noch nicht einmal klar, wie viele weitere alte Bäume noch auf der Liste der Fällungen stehen. „Von einem ehemals englischen Garten mit einem abwechslungsreichen Baumbestand und umfangreichen Tiergehegen, was die Stadt Bochum der Tradition folgend als erhaltenswerten Charakter des Stadtgartens immer wieder propagiert hat, ist man jedenfalls weit entfernt.“

Erholungscharakter wichtig

Die Neugestaltung müsse stärker den Erholungscharakter betonen, nicht nur den Spielcharakter. „Dabei müssen sich Spielbereiche und Ökologie gar nicht ausschließen. Eine Nachpflanzung von den ursprünglichen Alleen und ausgesuchten Solitärgewächsen lassen sicherlich genügend Raum für Spielflächen mit Geräten und lehrreichen Stationen.“ Besonders Laubbäume, vor allem Buche und Linde, hätten einen hohen ökologischen Wert, was besonders dem Klimaschutz nutze. Rasenflächen könnten so etwas nicht ansatzweise leisten.

Pflege und Säuberung berücksichtigen

Wichtig sei auch die Sanierung der desolaten Toilettenanlage, um den Stadtgarten attraktiver zu machen. Das Stadtgarten-Konzept berücksichtige außerdem nicht die Aspekte der regelmäßigen Pflege und Säuberung der Grünanlage, vor allem diese Punkte hatten 2019 dazu geführt, dass sich die Initiative gegründet hat. Beck: „Das ist künftig umso wichtiger, weil die Sanierung des Stadtgartens sicherlich für mehr Besucher sorgen wird. Müllprobleme gab es schon im Vorjahr.“

Enttäuschend sei auch, wie nebeneinander her geplant werde. „Da erfolgt die Maßnahme ,Attraktivierung des Stadtgartens‘ separat zu den isolierten Planungen von ‚Umwandlung des Vogelparks in einen Storchenerlebnispark‘, die Nutzung der Fläche des ursprünglich den Papageienkäfigen zugehörigen Aquarienhauses und der Bewirtschaftung des Geländes der Freilichtbühne.“

Vogelpark erhalten

Die Umwandlung des Vogelparks in einen Storchenerlebnispark lehnt die Initiative ab. Statt wegzurationalisieren sollte man darüber nachdenken, wie man die Volieren und Tiere dort erhalten kann. Sie seien besonders bei den jungen Besuchern sehr beliebt.

Kritik an der Bürgerbeteiligung

Kritik gibt es an der Bürgerbeteiligung im Vorfeld. „Erst zur zweiten Begehung am 20.9.2019 wurden die Anrainer per Postwurfsendung informiert. Da war aber die Planung bereits abgeschlossen und man konnte maximal geringfügige Modifikationen vorschlagen.“ Zur ersten Begehung - als es um die grundlegende Konzeption ging - sei nicht eingeladen worden. „Ansonsten bestand auf Familienfesten im Stadtgarten die Möglichkeit, Ideen einzubringen. Pech gehabt, wer davon nicht wusste und nicht dort war. Die Einbringungen, die dann noch einmal im Bürgerbüro am 30.10.2019 von Anwohnern vorgebracht werden durften, fanden keine Berücksichtigung“, so Ulrike Beck, Andrea Wurzel und Udo Bonhoff, die Anwohner und seit vielen Jahren Stadtgarten-Besucher sind.