Wattenscheid-Westenfeld. Das „Neue Bahnhofsquartier“ soll ein Meilenstein in Wattenscheids Stadtentwicklung werden. In der Bürgerversammlung flogen aber die Fetzen.

Südlich des Bahnhofs soll mit dem „Neuen Bahnhofsquartier Wattenscheid“ ein großes, gemischt genutztes Quartier entstehen, „das vorhandene und neue Gewerbe- und Wohnnutzungen verträglich miteinander kombiniert“, so die Stadt. Zwischen 450 und 600 Wohneinheiten sind geplant. Das Quartier soll u.a. durch eine Verlängerung des Personentunnels fußläufig an den Bahnhof angebunden werden. Die Haupterschließung für den Kfz-Verkehr soll über Kant-, Isenbrock- und Ridderstraße sowie Wilhelm-Leithe-Weg erfolgen.

Stadt: Bedarf an Wohnraum

Die Stadt betont, dass sich an der Planung möglichst viele beteiligen sollen. Dazu gehörte auch die Bürgerinformation und -anhörung am späten Dienstag im Forum des Louis-Baare-Berufskollegs. Hier flogen regelrecht die Fetzen, denn viele Besucher verschafften ihrem Unmut über die Planung und die Bürgerbeteiligung gehörig Luft. Eine Woche zuvor hatte die Stadt den Termin öffentlich kundgetan. „Viel zu kurzfristig, um sich ordentlich vorbereiten zu können. Es geht doch um ein Zukunftsprojekt für Wattenscheid“, schimpft ein Teilnehmer.

Blick auf die Pläne.
Blick auf die Pläne. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Viele Kritikpunkte der Bürger

Damit nicht genug. Es geht auch darum, ob die Bebauung der bisherigen Grünflächen in Westenfeld überhaupt sein müsse. „Es gibt so viele Leerstände in maroden Häusern in der Innenstadt. Und die Stadt verfügt nach den massiven Schulschließungen der letzten Jahre über viele große Standorte, die endlich bebaut werden könnten. Aber nichts passiert“, so ein weiterer Kritikpunkt. „320.000 Quadratmeter werden in Westenfeld versiegelt, dabei spricht die Stadt doch immer von Klimanotstand und Grünerhalt.“ Eine weitere Sorge: „Es droht, dass hier durch eine dichte Bebauung eine Art Slum entsteht. Soll der soziale Brennpunkt Wattenscheid-Mitte, den wir ja definitiv haben, jetzt hierhin verlagert werden?“, fragt eine Anwohnerin.

Am Anfang der Bürgerbeteiligung

Claudia Dick vom Büro „Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH“, sie moderiert im Auftrag von Stadt und DZ Immobilien den späten Nachmittag, versucht die Wogen zu glätten, verweist darauf, dass man am Anfang der Bürgerbeteiligung stehe, der Bebauungsplan werde ja noch aufgestellt. Burkhard Huhn (Stadtplanungsamt) erklärt ebenso wie Bezirksbürgermeister Manfred Molszich, dass in Wattenscheid Wohnraum fehle. In Arbeitsgruppen sollen an diesem Abend Einzelheiten erörtert werden.

Tunnel wird verlängert

Im Rahmen der „Wohnbaulandentwicklung Wattenscheid“ soll durch die Verlängerung des Personentunnels am Bahnhof das Umfeld mit dem geplanten Baugebiet „Wilhelm-Leithe-Weg Nord“ fußläufig angebunden werden.

Zudem ist geplant, südlich der Gleise im Anschluss an den Bahndamm in einem 20 Meter breiten Grundstücksstreifen, der später auch als Abschirmungsgrün fungieren soll, den Fuß-/Radweg „Fröhliche Morgensonne“ weiterzuführen bzw. auszubauen.

Kritisiert wird in der Versammlung auch die Beteiligung der Bürger. „Für einen Meilenstein in Wattenscheids Stadtentwicklung werden nur jeweils zwei Stunden Bürgerversammlung einkalkuliert“, so ein Teilnehmer mit Blick auf diesen Dienstag und den weiteren Termin am 4. Mai („Öffentliche Zwischenbilanz“). Und: „Warum sind keine Bürger in dem Empfehlungsgremium vorgesehen?“ Das Gremium soll den Prozess begleiten, die Bezirksvertretung will hier mit ihrem Ältestenrat eingebunden werden. Der Stadtrat wird dazu am 12. März entscheiden.

Auch an Tafeln wurden die Bürger informiert.
Auch an Tafeln wurden die Bürger informiert. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Insgesamt sollen in dem Bereich drei Flächen bis 2026 entwickelt werden. Die Stadt will gewerbliche Nutzungen und gemischt genutzte Flächen für Wohnen sowie Dienstleistungen, Gastronomie und sonstige Nutzungen einrichten. Die Fläche südlich des Wilhelm-Leithe-Wegs (diese hat DZ Immobilien erworben) soll vor allem als neuer Wohnstandort entwickelt werden. Die NRW.Urban Kommunale Entwicklungs GmbH ist bei der Entwicklung des Bereichs Wilhelm-Leithe-Weg Nord mit im Boot. Das Bebauungsplanverfahren „Wilhelm-Leithe-Weg/Ridderstraße“ soll 2022 abgeschlossen sein. Vier Planungsbüros sollen jetzt städtebauliche Entwürfe erarbeiten und vorlegen.

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