Gladbeck. Im Rathaus arbeiten zwei neue Führungskräfte. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Was oben steht auf der Agenda von Ralph Kalveram und Özcan Zopi.
Die beiden Neuzugänge in der Stadtverwaltung Gladbeck sind waschechte Männer des Ruhrgebiets. Und da gleichen sich die Herausforderungen; einerlei ob in Gelsenkirchen, Oberhausen, Duisburg oder eben Gladbeck. Finanznot, Kita-Krise, Leerstände, um nur einige der Aufgaben zu nennen. Doch der frisch eingestiegene Beigeordnete Ralph Kalveram und Özcan Zopi als neuer Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften haben Pläne zur Verbesserung der Situation.
Bürgermeisterin Bettina Weist zeigt sich unübersehbar erfreut, dass die gerade frei gewordenen Positionen im Rathaus nahtlos wiederbesetzt werden konnten. Dabei ist ihr Ralph Kalveram, der die Nachfolge von Rainer Weichelt antritt, keineswegs ein Fremder: „Wir kennen uns von der Städtetag-Ebene.“ Und da habe Weist erlebt, dass der 56-Jährige „ein Macher“ sei.
Neuer Gladbecker Beigeordnete Ralph Kalveram verantwortet einen Riesen-Bereich
Diese Qualität dürfte mit Blick auf den Riesen-Zuständigkeitsbereich Kalverams auch gefordert sein: Bildung und Erziehung, Jugend und Familie, Soziales, Senioren und Gesundheit, Migration und Zusammenleben plus Jobcenter. Insgesamt rund 650 Beschäftigte der Stadtverwaltung arbeiten in diesen Ressorts. Auf seinem bisherigen Posten – der diplomierte Finanz- und Betriebswirt leitete zuvor zwölf Jahre das Amt für Schulische Bildung in Duisburg – waren es ungefähr 400.
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Er werde, so Weist, „ganz zentrale Bereiche unserer Stadtgesellschaft“ mitgestalten. Und genau das hat Kalveram zum Orts- und Amtswechsel bewogen. Er sagt: „Nach 31 Jahren Wirken in einer Großstadt hat es mich gereizt, umfassender eine Stadtgesellschaft mitgestalten zu können. Da in Gladbeck bereits ganz viel im Hinblick auf die Gestaltung des Zusammenlebens erfolgt ist, haben mich die Zielsetzungen in dieser Stadt sehr angesprochen.“ Insbesondere durch die Bündelung der gesellschaftlichen Ämter sieht der Oberhausener eine Chance, „im Zusammenspiel der kommunalen Aufgaben“ einen „Mehrwert“ für die Bürgerschaft zu erzielen, Angebote zu verbessern.
„Die Gesellschaft wird bunter und älter.“
„Mich interessiert die Frage: Wohin entwickelt sich eine Gesellschaft?“, sagt Kalveram, „was passiert mit Kommunen, die Zuwachs haben?“ Wie Duisburg steige auch die Bevölkerungszahl in Gladbeck – und damit einhergehen die Herausforderungen. Immer eingedenk, dass Gladbeck wie viele Kommunen im „Pott“ finanziell nicht auf Rosen gebettet ist.
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„Die Gesellschaft wird bunter und älter.“ Da müssen neue Pfade beschritten werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Kalveram: „Wie schaffe ich Multifunktionalität von Räumen?“ Ein Gebäude könne beispielsweise erst als Schule oder Kindergarten, später vielleicht als Altenheim genutzt werden. Der Dezernent will alle Akteure an einen Tisch bringen, um Lösungen zu finden und für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.
„Die Unternehmen haben Wünsche, die wir nicht erfüllen können.“
Nicht zu vergessen der Aspekt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dieser Faktor mache einen guten Standort aus, weiß die Bürgermeisterin. Stimmen die Bedingungen, könne das den Ausschlag für eine Stadt geben.
Es gibt Schnittmengen zwischen den Ressorts
Es ergeben sich Schnittmengen von Kalverams Zuständigkeiten mit dem Handlungsfeld des zweiten „Neuen“ in der Gladbecker Stadtverwaltung. Özcan Zopi, der in Buer zuhause ist, war gut acht Jahre im Gelsenkirchener Referat Wirtschaftsförderung tätig, zuletzt als Teamleiter des Gebietes „Flächenmanagement“. Jetzt ist er Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Weist findet: „Die Herausforderungen in Gladbeck sind mit unserer Nachbarstadt vergleichbar. Ein großes Problem ist die Flächenknappheit. Die Unternehmen haben Wünsche, die wir nicht erfüllen können.“
„Unternehmer müssen uns wahrnehmen als Kümmerer. Wir müssen proaktiv auf Unternehmen zugehen.“
Das kennt der 39-jährige Nachfolger von Peter Breßer-Barnebeck. „Ich habe gleich gespürt, dass Sie einen guten Bezug zu unserer Stadt und unserer DNA haben“, konstatiert Weist.
Wirtschaftsförderer sieht Netzwerken als das Fundament seiner Arbeit
Zopis Ansatz: „Unternehmer müssen uns wahrnehmen als Kümmerer. Wir müssen proaktiv auf Unternehmen zugehen.“ Das Netzwerken sei für ihn das Fundament seiner Arbeit. So knüpft er an vielen Ecken und Enden Kontakte, sei es auf dem Feierabendmarkt und bei der Werbegemeinschaft, sei es bei Besuchen in Betrieben und beim Verein zur Förderung der Gladbecker Wirtschaft. Der Diplom-Ökönom, der mit seinen Teams im Kreativamt am Jovyplatz arbeitet, weist auf zwei Beispiele in Steinwurfweite des Rathauses hin: „Leerstände gab‘s immer. C&A steht seit geraumer Zeit leer.“ Gelungen sei hingegen Hoch10. Zopi setzt auf ein starkes Standortmarketing und ein strukturiertes Gewerbeflächenmanagement. „Besonders die Belebung der Innenstadt ist wichtig für ganz Gladbeck. Hier muss alles daran gesetzt werden, Leerstände zu beseitigen, das Innenstadterlebnis zu stärken, attraktive Angebote und Veranstaltungen in die City zu holen.“
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Was nützen jedoch Betriebe und Firmen, wenn sie einen Sitz finden, allerdings Personal fehlt? Das Problem hat Zopi direkt „vor der Nase“, nämlich in den Bereichen, die er verantwortet. Das Team in der Wirtschaftsförderung zählt vier Köpfe, das für Liegenschaften drei. Eine Stelle sei unbesetzt, berichtet Weist, insgesamt sollen es zwei mehr sein. Die Verwaltungschefin räumt ein: „Unbesetzte Stellen sind auch für uns ein Problem.“
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Der Wirtschaftsförderer zum Kollegen Kalveram: „Er hat die Fachkräfte, die wir brauchen.“ Zopi peilt unter anderem an: „Wir laden Unternehmen ein, die sich in Schulen vorstellen.“
Er hat sich eine nachhaltige Arbeit vorgenommen. Das städtische Wirtschaftsförderungskonzept und das Innenstadtkonzept sieht Zopi als „gute Anknüpfungspunkte“.
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