Gladbeck. Aus einem Fördertopf des Landes flossen Finanzspritzen in Gladbecks Innenstadt. Das ist die Bilanz, so geht‘s weiter.
Beim ehemaligen Askania-Standort an der Lambertistraße in Gladbeck geht‘s voran. Fast alles rund um Schönheit und Wohlbefinden soll hier demnächst einen Platz haben. Damit wäre ein Leerstand in der Innenstadt passé. Aber: Dafür wird ein anderes Loch im Geschäftsbesatz gerissen, das gestopft werden will – nämlich an der Goethestraße. Denn die Betreiberin des neuen Studios zieht von hüben nach drüben. Ein Instrument, um leerstehende Ladenlokale zu reaktivieren, steht der Stadtverwaltung Gladbeck zur Verfügung: das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ des Landes Nordrhein-Westfalen, das bis Ende 2023 lief. Was hat es bisher gebracht? Wie geht‘s weiter? Und: Was müssen Interessenten tun, um in den Genuss finanzieller Unterstützung zu kommen?
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Wer im Schatten des Rathauses durch die Fußgängerzone und Umgebung schlendert, kann die Ladenlokale, in denen (erst einmal) das Licht ausgegangen ist, kaum übersehen. NanuNana auf der Hochstraße: dicht. Ein paar Schritte weiter C&A: dicht. Um die Ecke an der Postallee der einstige Shop für Video- und Computerspiele: dicht. Der Nachbarladen ebenfalls. Aber da ist wenigstens ein Zettel am Schaufenster angebracht mit der Information, dass hier bald Seifen verkauft werden sollen.
Das Geld aus dem bisherigen Fördertopf wurde in Gladbeck nicht vollständig abgerufen
Während Scheiben anderswo mit Zeitungsseiten zugeklebt sind oder sichtbar gähnende Leere herrscht, schaut‘s schon ums Eck bunter aus. Retro-Objekte aus den 1960/70ern, die zum Teil getrost als Kult bezeichnet werden können, bilden die Auslage in einem Laden an der Rentforter Straße. Plastikstühlchen in Quietschorange, ein Paar Hush Puppies, ein Kerzenständer in Blumenform, gehäkelte Tischdecken in den typischen Farben jener Zeit – Brauntöne in allen Nuancen, Gelb, Wollweiß und das unverzichtbare Orange. Wer eines der guten Stücke erstehen möchte, muss zum Telefon greifen.
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Mit Blick auf die Leerstände stellt sich die Frage: Wohin sind die Fördergelder geflossen? Die Stadtverwaltung Gladbeck konnte nach Aussage von Sprecher David Hennig bis Ende 2023 gemeinsam mit den Eigentümern elf leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt einer neuen Nutzung zuführen. „Die meisten Verträge wurden bereits in den Jahren 2021 und 2022 abgeschlossen. Da das Förderprogramm zum 31. Dezember 2023 ausgelaufen ist, wurde in dem Jahr nur ein neuer Mietvertrag im Rahmen des Förderprogramms neu abgeschlossen.“
Förderung ist an Bedingungen geknüpft
Stadtsprecher David Hennig sagt: „Wir hatten insgesamt drei Bewilligungsbescheide mit einer Summe von 518.570 Euro erhalten. Davon wurden für die Vermietung und die Schaffung von Innenstadtqualitäten 345.752 Euro aufgewendet.“ Die Mittel seien nicht vollständig abgerufen worden und „müssen wieder zurückgeführt werden“.
Vermieter müssen kooperiern, damit es mit der Finanzspritze klappt
Die Gründe dafür, dass Geld nicht abgerufen wurde, seien vielschichtig: „Die Nutzung des Programms war und ist an konkrete Förderbedingungen geknüpft, was die Möglichkeiten einer Förderung einschränkt.“
Dank eines neuen Förderprogramms ist weitere Unterstützung möglich
Ein Beispiel: Die betreffenden Ladenlokale dürfen nach Verwaltungsangaben maximal eine Größe von 300 Quadratmetern haben. „Auch musste eine Bereitschaft der Vermieterinnen und Vermieter gegeben sein, die Miete entsprechend der Vorgaben zu reduzieren – hier mussten unter dem Strich Angebot und Nachfrage zusammen passen“, sagt Hennig.
Drei geförderte Ladenlokale seien durch einen neuen Nutzer, jeweils aus derselben Branche, übernommen worden. Der Betrieb werde seither erfolgreich weitergeführt, „Leerstände konnten damit wirksam verhindert werden“, so Hennig. Aber: „Ein Ladenlokal an der Rentforter Straße und ein Ladenlokal auf der Lambertistraße stehen nach Auslaufen der Förderung wieder leer.“
Mithilfe des Förderprogramms „konnten neun Ladenlokale dauerhaft neu vermietet werden“, so die bisherige Bilanz. Dazu gehören Keli‘s an der Hochstraße, das Textilhaus Dieler und Wonne an der Horster Straße und Marakesh an der Lambertistraße.
Das Rex-Kino und die Rex-Klause an der Rentforter Straße haben laut Hennig ebenfalls Fördermittel aus dem Sofortprogramm erhalten. Mit dieser Finanzspritze werde ermöglicht, der lokalen Kulturszene in Gladbeck einen neuen Veranstaltungsort zu bieten. David Hennig: „Der Prozess der Umgestaltung des ehemaligen Kino-Standortes ist noch nicht abgeschlossen. Aber es wurde die Basis geschaffen, um der Kleinkunst in Gladbeck einen neuen Rahmen zu geben.“
Positiv bewertet die Stadtverwaltung, dass im vorigen Jahr mehrere große Leerstände komplett beseitigt werden konnten, wie im ehemaligen Möbelhaus Niessing, im Erdgeschoss des Glückauf-Centers oder am genannten Standort des ehemaligen Askania-Geschäftes. Aktuell sind nach Informationen aus dem Rathaus in der Gladbecker Innenstadt etwa zehn Ladenlokale ungenutzt. Darunter sind mit den ehemaligen Standorten von C&A und NanuNana zwei größere Flächen, die nicht bzw. nur anteilig gefördert werden könnten.
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In 2024 konnten, so verrät Hennig, dank des neuen Förderprogramms zwei Ladenlokale neu vermietet werden. Um welche es sich handelt und was angeboten werden soll, will die Stadtverwaltung noch nicht preisgeben. „Gespräche laufen“, heißt es.
Das sind die Förderkonditionen
Förderfähig sind grundsätzlich leerstehende Ladenlokale bis zu einer Mietfläche von 300 Quadratmetern. Dauer: maximal zwei Jahre.
Die Kaltmiete des Ladenlokals muss vom Vermieter auf maximal 70 Prozent der Altmiete aus der letzten Vermietung reduziert werden. Dies wird als Beitrag des Vermieters verbindlich gefordert. Diese reduzierte Miete kann dann durch die Förderung für den Mieter bis zu 80 Prozent herabgesetzt werden.
Zusätzlich können bei innovativen Einzelnutzungen gegebenenfalls auch Umbauten in begrenztem Maße gefördert werden. Es handelt sich um 50 Prozent der nachgewiesenen Kosten bis maximal 15.000 Euro.
Zur neuen Förderperiode ab 2024 sagt David Hennig: „Insgesamt stehen Fördermittel in Höhe von 120.250 Euro zur Verfügung. Davon 116.250 Euro für die Anmietung und 4000 Euro für die Schaffung von Innenstadtqualitäten.“
Durch die Fortführung des „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“ ab Januar 2024 kann die Stadtverwaltung Gladbeck noch weitere leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt für maximal 24 Monate anmieten und zu vergünstigten Konditionen untervermieten.
Interessenten sollten in einem ersten Schritt Kontakt zur Wirtschaftsförderung aufnehmen. In einem Gespräch prüfen die Fachleute, ob die durch den Fördergeber vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt sind.
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„Hinsichtlich der Nutzung stehen besonders Frequenz bringende Angebote im Blick, beispielsweise Einzelhandel und Gastronomie (gerne als Start-up und neue Konzepte), Dienstleister mit Publikumsverkehr, Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte in regionaler Vermarktung, Angebote von Lieferservices/Verteilstationen, Showrooms des Handels, kulturwirtschaftliche Nutzungen, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche Nutzungen, Bildungsangebote oder beispielsweise auch Nutzungen zur Ermöglichung von neuen Mobilitätslösungen“, zählt die Stadtverwaltung ihre Wünsche auf. Die Experten weisen ausdrücklich darauf hin: „Dem Fördermittelgeber geht es ausdrücklich nicht darum, einzelne, ausgewählte Ladenlokale zu fördern, sondern um einen summarisch größten Belebungseffekt.“