Gladbeck. Das „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren“ läuft aus. Was hat es Gladbeck gebracht? Wie kann es weitergehen?

Plus-minus zehn leerstehende Ladenlokale gibt’s aktuell in der Innenstadt von Gladbeck, bilanziert die Stadtverwaltung. Das bedeutet: Insgesamt sind ungefähr 1600 Quadratmeter ungenutzt. Standorte von Douglas, C&A, Nanu-Nana und „Kronenberg Moden“ gehören (bald) der Vergangenheit an. Das Büroartikel-Geschäft Askania ist ebenfalls seit geraumer Zeit dicht. Doch es herrscht ein Gehen und Kommen, letzteres Dank finanzieller Förderung. Ein neues Förderprogramm geht Anfang 2024 an den Start – eine Chance, Lücken in der Einzelhandelslandschaft zu schließen? Oder ist die Hoffnung zu hoch angesetzt?

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Dass Neuzugänge mit dem landeseigenen „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren“, das während der Corona-Zeit an den Start gebracht wurde, durchaus Realität werden können, zeigen einige Beispiele. Finanzspritzen erhielten mehrere Geschäfte an der Horster und Rentforter Straße sowie an der Lamberti- und Hochstraße. Das sind unter anderem Möbel Upcycling Silke Müller, Wonne, Solarmodule Gladbeck, REX, Keli’s Restaurant und Dieler. „Die ,Zuckertüte’ wurde gefördert, die Förderung für das Ladenlokal ist aber ausgelaufen“, berichtet Gladbecks Stadtbaurat Volker Kreuzer. Dieses Geschäft ist passé, doch ein Leerstand hat sich an dieser Adresse nicht aufgetan: das „Marrakesh“ hat seine Tür geöffnet.

Stadtverwaltung Gladbeck über das ehemalige Möbelhaus Niessing: „Neue Angebote, die hoffentlich in den nächsten Wochen öffentlich verkündet werden“

„Die Situation in der Innenstadt ist ambivalent“, urteilen die Fachleute in der Stadtverwaltung. Besagten Ladenschließungen auf der Minus-Seite stehen als Plus gegenüber: „Hoch10, Glückauf-Center und CityCenter laufen gut.“ Der Umbau des ehemaligen Möbelhauses Niessing ist im Gange. Der Mietvertrag mit einem Ankermieter im Erdgeschoss sollte im Juli 2023 unterzeichnet werden. Wie weit die Verhandlungen gediehen sind? Wer das sein wird? Da hüllt sich die Stadtverwaltung weiter in Schweigen. Stadtsprecher David Hennig erklärt: „Die Kollegen arbeiten daran. Vorher sagen wir nichts.“ Nach dem Umbau soll es neue Angebote beherbergen, „die hoffentlich in den nächsten Wochen öffentlich verkündet werden“.

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Das „Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren“ hat eine Laufzeit von Dezember 2020 bis Dezember 2023. Kreuzer erklärt: „Die Stadt Gladbeck hat insgesamt Fördermittel in Höhe von 234.155 Euro zur Anmietung leerstehender Ladenlokale zur Verfügung. Bis Ende 2023 werden davon – nach bisherigem Kenntnisstand – 162.198 Euro abgerufen, um Ladenlokale im Rahmen des Förderprojektes zu vergünstigten Konditionen weiterzuvermieten.“ Der bisherige Topf sei noch nicht ausgeschöpft, „wobei zu berücksichtigen ist, dass nicht alle Neuvermietungen in der Innenstadt für eine Förderung in Frage kommen bzw. diese von den Vermietern gewünscht ist, da diese im Gegenzug auch die Miete senken müssen“. Nicht benötigte Mittel werden verfallen.

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Das ehemalige Gladbecker Möbelhaus Niessing dürfte nach diesem Umbau nicht wiederzuerkennen sein. Wer als Ankermieter ins Erdgeschoss zieht, will die Stadtverwaltung noch nicht verraten.
Das ehemalige Gladbecker Möbelhaus Niessing dürfte nach diesem Umbau nicht wiederzuerkennen sein. Wer als Ankermieter ins Erdgeschoss zieht, will die Stadtverwaltung noch nicht verraten. © Architekturbüro Johannes Brilo/Kreativ Bauen und Wohnen GmbH

Stichwort: Neuvermietungen. „Bei den Ladenlokalen in der Innenstadt besteht eine ständige Fluktuation und somit auch eine hohe Zahl an Neuvermietungen. Seit 2020 sind mindestens 35 Neuvermietungen bekannt, zum Beispiel alle Ladenlokale im Glückauf-Center, wo auch in den nächsten Monaten noch Eröffnungen anstehen wie BurgerMe“, so der Stadtbaurat. Als weitere Neuvermietungen seit 2020 zählt er unter anderem auf: Bonita, der Candy-Store, diverse Optiker und Hörgeräte-Akustiker, das neue ELE-Center, das Sanitätshaus Reckmann, Joe’s Café-Bar, Royal Donuts, die Gastronomieerweiterungen Artemis und Surmann sowie Hawler Mode.

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Auch wenn ungenutzte Gelder aus dem Programm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren hinfällig sind: Fördermittel aus einem neuen Topf sind möglich. „Das anstehende Förderprogramm unter dem Namen ,Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren Nordrhein-Westfalen’ kann mit sehr ähnlichen Inhalten als Fortführung des noch bis Ende 2023 laufenden Programms verstanden werden“, so Volker Kreuzer.

Meldungen für neues Programm

Wer eine finanzielle Förderung aufgrund des neuaufgelegten Programms mit dem Titel „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren Nordrhein-Westfalen“ ab Januar 2024 in Anspruch nehmen möchte, kann bereits jetzt Kontakt mit der städtischen Wirtschaftsförderung aufnehmen. „In einem Gespräch wird geprüft, ob die durch den Fördergeber vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt sind“, heißt es aus der Stadtverwaltung Gladbeck.

Wichtig: „Eine Einzelberatung bei der Wirtschaftsförderung ist zwingend notwendig, um die genauen Förderbedingungen zu prüfen!“ Kontakt: Kreativamt, Jovyplatz 4, 0 20 43/9 49 90 11.

Förderfähig seien grundsätzlich leerstehende Ladenlokale bis zu einer förderfähigen Mietfläche von 300 Quadratmetern für die Dauer von maximal zwei Jahren. Kreuzer erklärt: „Die Kaltmiete des Ladenlokals muss vom Vermieter auf maximal 70 Prozent der Altmiete aus der letzten Vermietung reduziert werden. Dies wird als Beitrag des Vermieters verbindlich gefordert. Diese reduzierte Miete kann dann durch die Förderung für den Mieter bis zu 80 Prozent reduziert werden. Gegebenenfalls können bei innovativen Einzelnutzungen auch Umbauten in begrenzten Maße gefördert werden, 50 Prozent der nachgewiesenen Kosten bis maximal 15.000 Euro.“

Wo eins Douglas Parfüm, Pflege und mehr für den Körper verkaufte, hat Ina Greifenhagen (rechts mit Mitarbeiterin Sarah Krachalsky) ihren Candy Store eröffnet.
Wo eins Douglas Parfüm, Pflege und mehr für den Körper verkaufte, hat Ina Greifenhagen (rechts mit Mitarbeiterin Sarah Krachalsky) ihren Candy Store eröffnet. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Hinsichtlich der Nutzung stehen besonders frequenzbringende Angebote im Fokus. Zu nennen wären, und die Liste ist lang: „Einzelhandel und Gastronomie – gerne als Start-Up und neue Konzepte –, Dienstleister mit Publikumsverkehr, Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte in regionaler Vermarktung, Angebote von Lieferservices/Verteilstationen, Showrooms des Handels, kulturwirtschaftliche Nutzungen, bürgerschaftliche und nachbarschaftliche Nutzungen, Bildungsangebote oder beispielsweise auch Nutzungen zur Ermöglichung von neuen Mobilitätslösungen.“

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Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, betont: „Dem Fördermittelgeber geht es ausdrücklich nicht darum, einzelne, ausgewählte Ladenlokale zu fördern, sondern um einen summarisch größten Belebungseffekt. Dem soll ein Verfügungsfonds dienen.“ In Gladbeck lässt die Stadtverwaltung durchblicken, „dass ein sehr konkretes Interesse“ am neuen Programm vorliegen. Bislang ließ sie sich nicht entlocken, um welches Geschäft an welchem Standort es sich handelt: „Vor der Bewilligung können dazu leider noch keine konkreten Informationen gegeben werden.“

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