Gladbeck. Das Gebäude des früheren Möbelhauses Niessing in Gladbeck bekommt ein vollkommen neues Innenleben. Pläne richten sich nach modernen Ansprüchen.

Dr. Volker Kreuzer meint: „An den neuen Namen müssen wir uns gewöhnen. Zwo Gladbeck.“ Damit trifft der Baurat den Nagel auf den Kopf, denn als „Möbelhaus Niessing“ war dieses Gebäude Menschen in Gladbeck eine gefühlte Ewigkeit ein Begriff, immerhin gehörte es zu den ältesten Geschäften in der Stadt. Und auch das veränderte Aussehen des viergeschossigen Hauses dürfte eine Zeit lang ungewohnt sein, schließlich bleibt so gut wie kein Stein auf dem anderen.

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Der betraute Immobilienentwickler „Kreativ Bauen und Wohnen GmbH“ hat ein Spezialgebiet: Sanieren von Bestandsobjekten. Da bietet die einstige „Wohnwelt Niessing“, in der nach 129 Jahren Geschäftstätigkeit endgültig das Licht verloschen ist, viel Potenzial. Auch wenn Stadtbaurat Kreuzer einräumt: „Das ist keine einfache Immobilie.“ Kirsten Klein-Bösing von bkb-Architekten stellt in Aussicht, nach einer Metamorphose, die der Bau durchlaufen wird, werde nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar sein, dass es sich um ein und dasselbe Haus handelt.

Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle bei dem Objekt am Markt in der Gladbecker Innenstadt

Für die aufgebrochene Fassade seien Verbundsteine vorgesehen: hell, ockerfarben. Nicht zu vergessen eine großflächige Begrünung, die auch das Dach einbeziehen soll. Schließlich, so betont die Expertin, spiele Nachhaltigkeit eine große Rolle. Folglich hat das Planungsteam auch Fahrrad-Abstellplätze im Keller berücksichtigt. Stichwort: Mobilitätswende.

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Und apropos Nachhaltigkeit: „Wir berücksichtigen die Energieeffizienz“, bekräftigt Stefan Heidermann aus der Geschäftsführung von „Kreativ Bauen und Wohnen GmbH“. Zu diesen Bausteinen gehört neben einem begrünten Innenhof und Wärmepumpen auch Photovoltaik-Technik auf dem Dach.

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Für das Projekt, das unter dem genauen Titel „Zwo – zeitgemäß wohnen“ firmiert, sind in den Obergeschossen 36 unterschiedlich große – oder besser gesagt kleine – und verschieden ausgestattete Appartements geplant. „Modern und komplett eingerichtet, aber auch teilmöbliert wie bei 60-Quadratmeter-Einheiten, zumindest mit Küche und Möbeln im Bad“, umreißt Heidermann die Bandbreite.

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Die kleinen Einraum-Appartements sind mit einem offenen Wohnbereich plus Balkon geplant. Heidermann erläutert: „Die Erschließung erfolgt über einen Innenhof mit Laubengang. Im obersten Stock wird die Bebauung C-förmig sein.“

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Gladbecks Stadtbaurat Volker Kreuzer geht davon aus, dass das neuentwickelte ehemalige „Niessing“-Haus eine „attraktive Nutzung“ darstellen wird.
Gladbecks Stadtbaurat Volker Kreuzer geht davon aus, dass das neuentwickelte ehemalige „Niessing“-Haus eine „attraktive Nutzung“ darstellen wird. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die überschaubare Fläche von 35 bis 45 Quadratmetern kommt nicht von ungefähr. Der Fachmann bezeichnet die Mini-Einheiten als Micro Living. Sie sollen die Bedürfnisse spezieller Zielgruppen befriedigen und ein urbanes Wohnen auf Zeit ermöglichen. Der Immobilienentwickler denkt an „Pendler, Berufseinsteiger, junge Pärchen, Studenten und Singles“. Als Mindestlaufzeit für ein Mietverhältnis sind drei bis sechs Monate vorgesehen. Heidermann berichtet: „Wir haben Kontakt zu Unternehmen aufgenommen, um Kontingente für Beschäftigte zu klären.“ Er bekräftigt: „Wir wollen schon auch preiswerten Wohnraum einrichten und planen nicht im hochpreisigen Klassement.“

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Zwei weitere Wohnungen werden deutlich größer sein, jeweils um die 90 Quadratmeter Fläche. Heidermann: „Sie werden voraussichtlich unmöbliert sein.“

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„Zeitgemäß“, das bedeutet nicht nur Nachhaltigkeit und flexibles Wohnen auf Zeit. Die Appartements sollen auch smart ausgerüstet sein. Das bedeutet beispielsweise, dass sich die Regelung von Jalousien, Licht und Heizung digital bedienen lässt.

Projekte von A bis Z

Der Immobilienentwickler „Kreativ Bauen und Wohnen GmbH“ aus Schermbeck wurde im Jahre 2007 gegründet. Stefan Heidermann aus der Geschäftsführung: „Wir haben zehn Mitarbeiter.“

Das Angebotsspektrum reiche von der Projektentwicklung über die Akquise bis zum Bau und zur Verwaltung der Immobilien. Besonders in den Blick nimmt das Unternehmen den Wohnbedarf von Senioren. Aber gleichfalls, so Heidermann, bilde das „Projektieren von nachhaltigem Arbeits-, Lebens- und Wohnraum“ für zukünftige Ansprüche einen Schwerpunkt.

Investitionen von rund zehn Millionen Euro sind für das Projekt „Zwo“ am Marktplatz veranschlagt. Ins Erdgeschoss könnten zwei Gewerbeeinheiten ziehen. Gespräche mit einer System-Gastronomie, die auch den Außenbereich einbezieht, laufen. Bedenken aus der Politik, zum Beispiel von Udo Flach (BIG), wurden laut: „Wir haben jetzt schon Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigung.“ Diesen Einwand kontert Stadtbaurat Kreuzer: „Wo sonst, wenn nicht hier, soll sich Gastronomie in Gladbeck ansiedeln? Ein bisschen Leben muss in die Stadt!“

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