Gladbeck. Die Polizei ist in Gladbeck sichtbarer als früher, kontrolliert mehr – Maßnahmen eines dauerhaften Präsenzkonzeptes. Dafür gibt’s Gründe.
Die Polizei zeigt in Gladbeck verstärkt Präsenz. Aufmerksamen Menschen dürfte schon aufgefallen sein, dass sie oft Streifenwagen zu Gesicht bekommen, häufiger als früher, zum Beispiel in der Fußgängerzone. Einsatzkräfte sind sichtbar, führen proaktiv Kontrollen von Menschen und Fahrzeugen durch, um nur einige Bausteine zu nennen. Dass die Stadt als eine von insgesamt drei Kommunen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen in dieses spezielle Konzept aufgenommen ist, hat Gründe.
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Zur Kriminalitätsbekämpfung kommen Daten und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Quellen auf den Tisch. Eine Auswerte- und Analysestelle betrachtet die allgemeine Situation. Einsatzgeschehen, verkehrliche Belange, Presseauswertungen, Hinweise von Stadtverwaltung und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) – all’ diese Aspekte fließen in die Untersuchung ein, so Jürgen Häusler, Leitender Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Recklinghausen. Zudem, so erklärte der Fachmann den Mitgliedern des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr, werden Bezüge zu anderen Kommunen beleuchtet.
Die Polizei schöpft Fakten aus vielen Quellen, auch der KOD Gladbeck liefert Hinweise
Häusler legte dar: „Wir werten auch Beschwerdemanagements und Hinweise der Bürger aus. Dabei zeigt sich, dass subjektives Empfinden und objektive Datenlage nicht übereinstimmen.“ Heißt im Klartext: Die Menschen fühlen sich an manchen Orten und in Situationen unsicher, obwohl dazu rein sachlich gesehen kein Grund besteht. Oder die Wahrnehmung entspricht nicht der Wirklichkeit. Häusler führte als Beispiel an: Anwohner meinen, Autofahrer rasen über die Humboldtstraße. „Wir haben dort über eine Woche die Geschwindigkeit gemessen und kamen auf einen Durchschnittswert von 39 Stundenkilometern.“
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Was jedoch eine Tatsache gewesen sei: Die Zahl der Laden- und Taschendiebstähle in der Gladbecker Innenstadt stieg im Jahr 2021 deutlich. Konsequenz, die das Polizeipräsidium Recklinghausen aus dieser Entwicklung gezogen hat: Aufnahme in die „dauerhafte Präsenzkonzeption“. „Das haben wir sonst nur am Bottroper ZOB und in Dorsten“, so der Experte.
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Als Tatorte in der Innenstadt, an denen Kriminelle mit Vorliebe auf Beutezug gegangen seien, hätten sich Geschäfte auf der Hochstraße herauskristallisiert, unter anderem ein Drogeriemarkt, aber auch Discounter. Im Präsenzkonzept sind etliche Maßnahmen gebündelt, die nicht nur Langfingern das Handwerk legen sollen: gezielte, offene Sichtbarkeit, Überprüfungen von Menschen und Fahrzeugen, Gefährderansprachen, Betretungsverbote: „Wir schöpfen alle rechtlichen Möglichkeiten gegenüber Störern aus.“
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Einen weiteren Part machen verdeckte Maßnahmen – wie der Einsatz von Zivilkräften – aus. Nicht zu vergessen Großkontrollen von Shisha-Bars und anderen Objekten „im Kampf gegen Clan-Kriminalität“. Erst am vergangenen Freitag wurde ein solcher Einsatz durchgeführt. Dabei arbeiten mehrere Behörden, zum Beispiel Zoll und Stadtverwaltung, Hand in Hand.
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Schwerpunkte, an denen in der Bevölkerung häufig ein „Unwohlgefühl und Ärgernis“ aufkommen, sind unter anderem das Problem-Hochhaus Steinstraße 72 und die Humboldtstraße. Um die Situation zu entschärfen, sei Präsenz das „A & O“, findet Dezernentin Linda Wagner. Wie die polizeiliche Konzeption fruchte, zeige sich auch darin, „dass die Taschendiebstähle zurückgegangen sind“. Häusler ergänzte: „Auf mindestens gleich hoher Stufe steht die Netzwerkarbeit. Sie ist ein ausschlaggebender Faktor. Wenn wir uns nicht zusammentun, funktioniert unsere Arbeit nicht.“
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Der Polizei-Spezialist mochte allerdings nicht verhehlen, dass Delikte auf Gebieten wie Fahrraddiebstahl und Sachbeschädigungen an Autos zunehmen – nicht nur in Gladbeck. „Während der Lockdowns sanken die Zahlen. Man könnte meinen, dass die Täter nun Nachholbedarf haben“, sagte Häusler.
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Noch ein Problemfall: „Große Sorgen bereiten uns Betrugsdelikte, insbesondere zum Nachteil älterer Menschen.“ Diese Altersgruppe sei trotz aller Aufklärungsbemühungen nicht zu erreichen, höchstens über jüngere Familienmitglieder. Im Projekt „Next Generation“ werden Kinder und Enkel einbezogen. Häusler: „Ich sage offen: Dieses Problem kriegen wir nicht in den Griff.“ Deswegen ruft die Polizei immer wieder dazu auf, Scham zu überwinden und (versuchte) Betrugsfälle anzuzeigen – sei es der Schockanruf am Telefon, der Enkeltrick oder eine andere Masche.