Ein neues Ultraschall-Gerät im AK Barmbek erweitert die Therapie- Möglichkeiten des Prostatakrebses.
Ein Krebstumor an der Prostata kann jetzt auch mit hochintensivem Ultraschall bekämpft werden. Das Gerät dazu steht im neuen Prostata- und Steinzentrum des AK Barmbek. 25 Sponsoren legten jeweils 10 000 Euro auf den Tisch, dann konnte der Leitende Arzt der Urologischen Klinik im AK Barmbek, Prof. Roland Tauber, jenes Gerät anschaffen, das bisher in Deutschland nur in München und Regensburg vorzufinden war: "Ablatherm" - hochintensiver fokussierter Ultraschall (HIFU). Damit erweitert sich erneut das Spektrum der Therapiemöglichkeiten beim Prostata-Krebs, der im vergangenen Jahr vom Berliner Robert-Koch-Institut erstmals vor dem Lungenkrebs als häufigste Krebserkrankung bei den Männern ermittelt wurde. Er macht jetzt mit mehr als 30 000 Fällen im Jahr 19 Prozent aller bösartigen Neuerkrankungen aus. Bei der schmerzfreien Behandlung mit dem intensiven Ultraschall wird die Prostata durch gebündelte Ultraschallwellen und die dabei entstehende Wärme von etwa 85 Grad Celsius thermisch zerstört. Das Verfahren hat sich aus der Stoßwellenlithotripsie entwickelt, bei der fokussierte Energie Nieren-, Blasen- und auch Gallensteine zertrümmern kann, ohne dass der Patient davon etwas spürt. Die HIFU-Behandlung erfolgt in einer so genannten Rückenmarknarkose und dauert rund zwei Stunden. Während der Patient gut gepolstert mit angewinkelten Beinen auf der rechten Körperseite liegt, wird vom After aus eine Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt. Dann plant der Urologe den Ablauf der Behandlung am Computer, der die optimale Verteilung der durch die Wärme bedingten Gewebeschädigungen (Koagulationen) errechnet. Die Sonde bewegt sich automatisch und zerstört die Vorsteherdrüse und den Tumor. Etwa fünf Stunden nach Abschluss der Behandlung kann der Patient wieder laufen, nach zwei bis drei Tagen verlässt er das Krankenhaus. Die Behandlung kann, wenn sich erneut ein bösartiger Tumor bilden sollte, wiederholt werden. Im AK Barmbek wurden in den wenigen Wochen, die das HIFU-Gerät aufgestellt ist, 15 Patienten behandelt, weltweit sind es seit 1996 etwa 2000 Patienten. Natürlich ist ein bösartiger Prostatatumor nicht bei allen Patienten mit der HIFU-Methode zu behandeln, sondern überwiegend nur dann, wenn der Tumor noch auf die Drüse begrenzt ist, also noch nicht das umliegende Gewebe befallen oder gar schon Tochtergeschwülste in andere Körperregionen abgesiedelt hat. Dann aber gilt als Erstes, was Prof. Tauber mit Nachdruck unterstreicht: "Handelt es sich um einen organbegrenzten Tumor und um einen Patienten ohne wesentliche andere Krankheiten, so ist die komplette operative Entfernung der Prostata die uneingeschränkt bevorzugte Therapiewahl." Nur wenn ein Patient eine solche Operation, zum Beispiel aus persönlichen oder religiösen Gründen, rundweg ablehnt, oder wenn andere Gründe wie weitere schwere Erkrankungen eine Operation verbieten, ist die HIFU-Behandlung eine mögliche Alternative. Bei 599 Patienten im Alter um die siebzig Jahre, die zwischen 1995 und 1999 in sechs Zentren in Europa, Asien und Australien mit HIFU behandelt und nachuntersucht wurden, waren in rund 87 Prozent der Fälle keine Nachweise auf bösartiges Krebsgewebe mehr zu finden, und eine Normalisierung des PSA-Wertes (Prostata spezifisches Antigen) war 100 Tage nach der HIFU-Behandlung in 75 Prozent der Fälle erreicht. Ob Untersuchungen nach zehn und mehr Jahren andere Ergebnisse bringen, lässt sich noch nicht voraussagen. Als Nebenwirkungen von HIFU nannten einzelne Patienten eine "milde Stressinkontinenz" und eine, durch angeschwollenes Prostatagewebe bedingt, vorübergehende Behinderung beim Wasserlassen. Eine weitere Therapiemöglichkeit, die jetzt ebenfalls im Barmbeker Zentrum gemeinsam mit dem niedergelassenen Strahlentherapeuten Dr. Jörg Zimmermann angeboten wird, ist die innere Bestrahlung der Prostata bei noch kleinem, auf die Drüse beschränktem Tumor. Zu diesem Zweck werden dem Patienten in Vollnarkose und mit einem speziellen Zielapparat etwa 80 nur millimeterdicke Stiftchen, so genannte Seeds, in die Prostata eingebracht. Sie sind mit Jod 125 oder Palladium angereichert und entfalten nur innerhalb der Drüse ihre Strahlenwirkung, mit der das Tumorgewebe attackiert wird. Wann HIFU, wann Seeds, und ob überhaupt? Der Arzt entscheidet mit dem Patienten. Fraglos hat beim Prostatakrebs, beschränkt noch auf die Prostatakapsel, die radikale Operation in 80 Prozent der Fälle die höchste Erfolgsrate, nämlich frei von Krebs noch nach zehn Jahren. Andere Therapiemöglichkeiten, insbesondere beim fortgeschrittenen Prostatakrebs, sind Hormontherapie, Bestrahlung und die Chemotherapie. Die therapeutische Vielfalt ist jedenfalls groß, und nicht umsonst heißt es: "Bezüglich der Behandlung von Prostatakarzinomen gibt es so viele Meinungen wie Urologen."