Zahnärztin Beate Groß wendet große Tricks an, um ihre kleinen Patienten zu beruhigen.

Eine Zauberlampe, die durch einen Fingerschnipp leuchtet, "Ritterrüstungen" für die Zähne - weil Kinderzahnärztin Beate Groß ihre Patienten bei der Behandlung auf so zauberhafte Art ablenkt, ist der Arztbesuch bei ihr für die Kleinen fast wie ein Kinderspiel. Die Stühle leuchten in bunten Farben, im Wartezimmer lädt eine Burg zum Spielen ein.

Die Praxis von Beate Groß ist eine von drei Zahnarztpraxen in Hamburg, die ausschließlich Kinder behandeln. 70 Prozent der Patienten sind zwischen zwei und fünf Jahren alt. "Kinderzahnärztin wurde ich, weil es mir viel Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten. Als ich festgestellt habe, dass die Kombination von Kinder- und Erwachsenenbehandlung die Kleinen nicht glücklich macht, habe ich mich für die Kinderbehandlung entschieden", erzählt die 40 Jahre alte Zahnärztin mit den blonden Haaren.

Das wichtigste ist für sie, dass ihre Patienten keine Schmerzen leiden und keine Angst haben. "Wenn ein Kind das erste Mal in die Praxis kommt, untersuche ich zunächst das Gebiss und mache Röntgenbilder. Bei diesem ersten Versuch baue ich ein Vertrauensverhältnis zu dem Kind auf und spreche mit den Eltern, zeige ihnen genau, was mit den Zähnen ihres Kindes los ist, und erstelle mit ihnen den Behandlungsplan."

Beim nächsten Besuch erst wird dann behandelt. "Zum Beispiel kann ich ein achtjähriges Kind, das nur ein kleines Loch, aber große Angst hat, mit Hilfe von Hypnose behandeln", erzählt Groß. Gemeint ist damit nicht Hypnose im herkömmlichen Sinn. "Sondern dem Kind wird zum Beispiel über Kopfhörer per CD eine spannende Geschichte erzählt. Davon ist es dann so gefangen, dass es nicht mehr an das Loch im Zahn denkt." Kinder, bei denen das nicht möglich ist, werden mit Medikamenten oder Lachgas ruhig gestellt.

Oft lässt sich eine Behandlung in Vollnarkose nicht umgehen, weil das Milchzahngebiss schon massiv durch Karies zerstört ist. "In Narkose werden überwiegend Vollsanierungen gemacht, das heißt, bei Kindern, meistens unter sechs Jahren, wird das zerstörte Gebiss wieder hergestellt. Es werden kaputte Zähne gezogen, Prothesen und Füllungen und Kinderkronen eingesetzt sowie Wurzelbehandlungen vorgenommen", erklärt Groß. Anschließend findet alle drei Monate eine Kontrolle mit Zahnreinigung und Fluoridierung der Kinderzähne statt. "Durch regelmäßige Untersuchungen in kurzen Intervallen verlieren die Kinder ihre Angst vor dem Zahnarzt." Wichtiger Behandlungspunkt ist auch die Ernährungs- und Pflegeberatung für die Eltern. "Denn falsche Ernährung und schlechte Pflege sind die häufigsten Ursachen dafür, dass Kinder mit vier Jahren kaum noch einen heilen Zahn im Mund haben", warnt Groß. Richtige Pflege bedeutet, dass ab dem ersten Milchzahn eine regelmäßige Pflege erfolgen muss, mit einer winzigen Zahnbürste und einem Hauch Kinderzahncreme. "Die Zähne sollten morgens und abends geputzt werden. Morgens kann das Kind allein putzen, und abends putzt Mutter oder Vater, bis das Kind zwölf Jahre alt ist."

In der Ernährung kommt es darauf an, zuckerhaltige Getränke und Nahrungsmittel zu vermeiden, u. a. auch Fruchtsäfte und Fruchtsaftschorlen. "Viele Fruchtsäfte enthalten so viel Fruchtzucker und Fruchtsäure, so dass die Kinder, die Dauersafttrinker sind, trotz geputzter Zähne und wenig Süßigkeiten Löcher in den Zähnen haben." Stattdessen, empfiehlt die Zahnärztin, sollten Kinder Milch oder Wasser trinken oder auch aufgebrühte Früchte- oder Kräutertees.

Gesunde Milchzähne sind die Basis für die weitere Zahngesundheit. "In einem stark kariösen Milchgebiss wächst kein gesundes Erwachsenengebiss. Wenn die Milchzähne schlecht sind, wächst beim Kind im Alter von sechs Jahren der erste Erwachsenen-Backenzahn in einem Mund, in dem sich Milliarden von Bakterien tummeln. Deswegen ist die Behandlung von Milchzähnen immens wichtig, um für die Zukunft gesunde Zähne zu bekommen", mahnt Groß. Kinder ab zwei Jahren sollten regelmäßig alle drei Monate zum Zahnarzt gehen.

Vormittags stehen bei Beate Groß die Narkose-Patienten auf dem Plan, nachmittags behandelt sie 15 Kinder. Wenn sie abends nach Hause kommt, gehört ihre Aufmerksamkeit Tochter Pauline (10). Die Wochenenden verbringen die beiden meist gemeinsam mit ihrem Jack-Russell-Terrier Anton im Pferdestall beim Pony Penny. "Der Umgang mit dem Pferd ist für mich die Möglichkeit, mich zu entspannen, weil ich dabei den Kopf ausschalten kann."

Und jeden Morgen beginnt um acht Uhr ein neuer Tag - mit "Zauberzähnen" (Prothesen), "Ritterrüstungen" und "Prinzessinnenkronen" (Zahnkronen für Jungen und Mädchen).

Lesen Sie in der nächsten Folge: Dr. Götz Ehmann, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg operiert in der Dritten Welt kostenlos entstellte Menschen.