Dr. Dietrich Jungck behandelt Menschen, die chronisch leiden. Dabei setzt er auch auf Verfahrensbestandteile aus der Psychotherapie.
Er ist ein Pionier der Schmerztherapie. Sein beruflicher Lebensinhalt besteht darin, schmerzgeplagten Menschen das Leben zu erleichtern. Wenn Dr. Dietrich Jungck von seiner Arbeit erzählt, spürt man die Energie, mit der er sich seit 30 Jahren der Schmerztherapie widmet. Und viel Kraft und Ausdauer sind nötig, um verzweifelten Patienten Mut zu machen, die zu dem 60 Jahre alten Schmerztherapeuten und Ehefrau Eva Susanne (58), ebenfalls Schmerztherapeutin, in die Praxis kommen. "Wir bekommen meist Patienten überwiesen, die länger als zehn Jahre unter chronischen Schmerzen leiden und bei denen erhebliche Folgeschäden entstanden sind", so der Arzt. Bei diesen Menschen hat der Schmerz seine Funktion als Warnsignal verloren und ist zur eigenständigen Krankheit geworden. "Akute Schmerzen verschwinden meist mit der Therapie der zu Grunde liegenden Krankheit oder Verletzung. Wenn sie die Zeit überdauern, die man erfahrungsgemäß erwartet, werden daraus chronische Schmerzen", erklärt Jungck. Solche Schmerzen können zur Dauerqual werden, "weil sich Nervenzellen verändern: Sie können den Schmerz lernen. Die Folge ist, dass die eigentliche Verletzung auskuriert ist aber ein nur leichter Reiz oder eine seelische Belastung reichen, um diesen Schmerz in Gang zu halten oder neu auszulösen". Das kann so schlimm werden, dass der Schmerz das Leben des Patienten bestimmt. "Diese Menschen sind chronisch schmerzkrank. Durch die Schmerzen leiden sie unter Problemen in der Familie, am Arbeitsplatz oder unter Depressionen und müssen oft dagegen kämpfen, als Simulant abgestempelt zu werden". Diese Belastungen verstärken die Schmerzen - ein Teufelskreis, der in die soziale Isolation führt. Auftreten können solche chronischen Schmerzen z. B. nach Verletzungen, Operationen, einer Gürtelrose oder als Kopf- und Rückenschmerzen. Bei chronischen Rückenschmerzen wisse man heute, dass die Ursache oft in einer Unzufriedenheit am Arbeitsplatz liegt, sagt Jungck. Um solchen Menschen dabei zu helfen, anders mit ihren Belastungen umgehen zu können, setzt Jungck auch psychotherapeutische Verfahren ein. "Damit will ich Betroffenen ein Handwerkszeug an die Hand geben, so dass sie nach Phasen der Anspannung Phasen der Ruhe einlegen können, wichtige Lebensinhalte für sich neu entdecken, einen Gegenpol zur Arbeit schaffen." Das Wiedererwecken der Lebensfreude und verschütteter Lebensinhalte ist zentraler Punkt der Therapie. Als Beispiel nennt Jungck einen Patienten, der nach mehreren Rückenoperationen im Rollstuhl sitzt: "Er hat ein gut wirksames Medikament und malt jetzt mit Leidenschaft Bilder, die Ausdruck seiner wiedergewonnenen Lebensfreude sind. Andere Patienten fangen an zu singen, Gedichte zu schreiben oder zu fotografieren." Ziel ist, den Patienten mit und trotz Schmerzen ein befriedigendes Leben zu ermöglichen. "Gleichzeitig versuchen wir mit Medikamenten, Infusionen, Nervenblockaden, Akupunktur und physikalischer Therapie die Schmerzen zu lindern." Eine Behandlungsmethode ist "TENS", die transkutane elektrische Nervenstimulation. Das ist die Verabreichung von geringen elektrischen Strömen durch die Haut mit Geräten, die der Patient nach Anleitung selber anwenden kann. Das Gerät "steigert die Bildung der Endorphine, körpereigener Substanzen, die den Schmerz hemmen. Außerdem werden vermehrt durchblutungsfördernde Stoffe gebildet und Nerven, die die Schmerzempfindlichkeit erhöhen, gebremst". Bei der Physikalischen Therapie ist das wichtigste die Krankengymnastik, bei der Patienten bestimmte Bewegungs- und Kräftigungsübungen lernen, die sie eigenständig anwenden können. Grundlegendes Prinzip der Behandlung: "Die Patienten sollen lernen, zu akzeptieren, dass sie eine chronische Krankheit haben, mit der sie sich einrichten müssen", so Jungck. Zusätzlich zur Arbeit in der Praxis ist Jungck Mitbegründer von und Mitglied in Fachverbänden der Schmerztherapie. "Da kommt schnell eine 70-Stunden-Woche zusammen. Das schaffe ich u. a. auch, weil ich meine Arbeit nicht als Job ansehe, sondern als Berufung, und weil ich meine Frau zur Seite habe. In der Freizeit erhole ich mich durch Dinge, die Freude machen." Großes Vergnügen bereitet ihm das Fotografieren. "Ich habe immer eine Kamera dabei und fotografiere am liebsten Hamburger Motive, die etwas ungewöhnlich sind."