Professor Dr. Fritz Jänicke gilt als erfolgreicher Spezialist für bösartige Tumoren bei Frauen
Seine Forschungsergebnisse revolutionieren die Behandlung der Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Seine Operationstechniken verbessern die Lebensqualität und verlängern das Leben von Frauen, die Eierstockkrebs haben. Professor Dr. Fritz Jänicke, Chef des Universitätsfrauenklinikums Eppendorf (UKE), ist Spezialist für Brustkrebs und bösartige Tumoren der Frau. Das Lebensmotto des leidenschaftlichen Mediziners und Forschers, das er konsequent auf sich selbst anwendet, lautet: "Wenn einem eine Aufgabe gestellt ist, soll man sich bemühen, diese gern, mit Engagement und möglichst perfekt zu bewältigen."
Der 54 Jahre alte Gynäkologe, der mehr als 350 Artikel in renommierten Zeitschriften und mehr als 100 Beiträge in Büchern veröffentlicht hat, arbeitet seit April 1996 in Hamburg. "Doch zum Segeln, ein Hobby von meiner Frau und mir, komme ich trotz der nahen Alster selten", bekennt er. Schließlich verbringt der Vater einer heute 16 Jahre alten Adoptivtochter täglich bis zu zwölf Stunden in der Klinik, die er von Prof. Heinrich Maass übernahm, dem Pionier der Hormontherapie bei Brustkrebs. Das Ziel des dynamischen Mediziners ist, die Therapie für jede Patientin so effektiv wie nötig und so schonend wie möglich zu gestalten.
"Bei 60 Prozent aller Brustkrebspatientinnen sind die Lymphknoten in der Achsel noch nicht befallen. Dennoch kann der Primärtumor bereits kranke Zellen in die Blutbahn gestreut haben. Deshalb erhalten heute 90 bis 95 Prozent dieser Patienten vorsorglich eine Chemotherapie. Doch das ist nicht nötig! Bei der Hälfte kann darauf verzichtet werden", sagt der Gynäkologe.
Die Basis für diese weit reichende Entscheidung schuf Jänicke mit seinen Forschungen. Er entdeckte, damals noch Mediziner und Forscher an der Frauenklinik der TU-München, dass bestimmte Eiweiße im Tumor eine zuverlässige Messgröße für die Aggressivität von Tumorzellen sind. Diese Eiweiße (Proteasen) lösen das gesunde Gewebe um die Krebszelle herum auf und bahnen dem Krebs so den Weg. Sind die Werte der Proteasen im Primärtumor erhöht, dann ist der Krebs relativ aggressiv und eine Chemotherapie angeraten.
"Die Forschungsergebnisse und die darauf basierende Therapie sind inzwischen in unzähligen internationalen Studien mit mehr als 10 000 Patientinnen bestätigt worden", sagt der Mediziner stolz. Würde dieses Wissen konsequent angewendet, dann könnte allein in Deutschland jährlich 12 000 Patientinnen eine Chemotherapie erspart werden. "Leider hat aber die Zersplitterung der Diagnostik und Therapie bei Brustkrebs in Deutschland zu Reibungsverlusten und damit zu Qualitätsminde-rungen bei der Behandlung geführt", kritisiert der Experte. "Diese Krankheit, die wir bei etwa 60 Prozent aller Frauen heilen können, verlangt nicht nur große Erfahrung und Können, sondern enge Kooperation von Medizinern und Forschern unterschiedlicher Disziplinen. Das gelingt am besten unter dem Dach eines Brustkrebszentrums, wie es am UKE seit Jahren besteht", sagt Jänicke. Für die Klinik hat er das Qualitätssiegel der Deutschen Krebsgesellschaft für Brustzentren beantragt.
Im Kampf gegen Tumorerkrankungen verbessert der Mediziner unermüdlich auch Operationsmethoden. Vor sechs Jahren begann er bei Patientinnen, die an Eierstockkrebs erkrankt waren, in großen Operationen alle sichtbaren Tumorherde im Bauchraum zu entfernen. Im Schnitt dauert die radikale Tumorreduktion (Debulking), die er 1990 bereits mit Kollegen in München entwickelte, sechs Stunden. Eine enorme Belastung für die Patientin - und eine große Chance. "Die Ergebnisse, die uns nach den ersten 180 Eingriffen jetzt vorliegen, zeigen, dass 70 Prozent der Patientinnen drei Jahre nach der Operation noch leben - obwohl sie zuvor an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung litten. Das sind auch im internationalen Vergleich hervorragende Ergebnisse", urteilt Jänicke und ergänzt: "Früher lebten diese Frauen oft leider nur noch neun Monate."
Auf seinen Erfolgen ruht sich der Mediziner nicht aus. Er will Perfektion. Die nötige Kreativität schenkte ihm das Schicksal, das ihn im Alter von neun Jahren mit seiner Familie von Ost-berlin nach Indonesien verschlug. Sein Vater, auch Mediziner, fand in West-deutschland keine Arbeit und ging deshalb zur Weltgesundheitsorganisation. "Die Zeit in Asien hat mich gelehrt, dass es auch andere Welten gibt", sagt Jänicke. Sie ist die Quelle, die ihn inspiriert, über Alternativen zu seinem jetzigen Tun nachzusinnen. Doch den Wunsch, seinen Beruf zu ändern, verspürte er nie. "Es ist schon erstaunlich, wie viel Lebensmut und Menschlichkeit man immer wieder im Gespräch mit den Patienten erfährt."