Diabetes ist sein Fachgebiet. Sein Motto: “Wer viel arbeitet, soll es sich gut gehen lassen.“
Der Tisch festlich gedeckt, aus Schüsseln steigen Düfte köstlicher Speisen, Wein funkelt in den Gläsern. Menschen, mit der Diagnose Diabetes konfrontiert, fragen sich, ob sie auf diese kulinarischen Vergnügen verzichten müssen. "Die Zeit strenger Diäten ist vorbei. Diabetiker lernen heute, Lebensmittel so auszuwählen, dass sie gut mit der Krankheit leben können", beruhigt Prof. Ulrich Schwedes (61), Leiter der 2. Medizinischen Abteilung am AK Barmbek mit dem Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetes. Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich der engagierte Mediziner mit dem Diabetes. Nach dem Studium in Frankfurt/Main trat er 1970 seine erste Stelle bei einem bekannten Diabetologen an. Schon damals hat ihn die Lehre von den Hormonen fasziniert. Und so stürzte Schwedes sich gleich in die Diabetesforschung. Heute ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit - und teilweise auch seiner Freizeit - Schulungen für Patienten, Ärzte, Krankenschwestern und Arzthelferinnen. Dabei vermittelt er neueste Erkenntnisse über die Behandlung dieser Krankheit, an der sechs Prozent der Bevölkerung leiden. Bei der "Zuckerkrankheit" gibt es zwei Formen: Beim Diabetes Typ 1, der meist im jugendlichen Alter auftritt, produziert der Körper nicht genug Insulin. Weitaus häufiger ist der Diabetes Typ 2, der meist ab dem 40. bis 50. Lebensjahr beginnt. Dabei reagiert der Körper nicht mehr richtig auf Insulin. Kann der Körper den Mangel nicht mehr ausgleichen, bricht die Zuckerkrankheit aus. Typische Symptome des Diabetes sind großer Durst, Muskelschwäche, vermehrtes Wasserlassen und Müdigkeit. Klarheit bringt eine Untersuchung, bei der die Zuckerkonzentration im Blut gemessen wird. Von einem Diabetes sprechen Mediziner dann, wenn der Blutzuckerwert vorm Frühstück schon über 110 Milligramm pro 100 Milliliter liegt oder am Tag auf über 200 ansteigt. In der Behandlung spielen gesunde Ernährung und körperliche Bewegung eine wesentliche Rolle. "Es ist wichtig, Kohlenhydrate über den Tag verteilt zu essen und auf Lebensmittel zu verzichten, die den Blutzucker schnell in die Höhe treiben", rät der Spezialist. Bei übergewichtigen Patienten mit Typ-2-Diabetes kann schon eine Gewichtsreduktion die Blutzuckerwerte wieder ins Lot bringen. Bewegung ist deshalb wichtig. "150 Minuten pro Woche genügen, wobei schnelles Gehen ausreicht. Auch Treppensteigen oder Staubsaugen zählen dazu. Zwischen zwei Einheiten dürfen aber nicht mehr als drei Tage liegen", betont Schwedes. Erst wenn trotz dieser Maßnahmen der Blutzucker erhöht ist, muss der Diabetiker Tabletten einnehmen. Menschen mit Typ 1 müssen von Beginn der Erkrankung an Insulin spritzen. Aber wie findet jemand, der bisher üppig gelebt hat, zu einem gesunden Lebensstil? "Die Umstellung dauert oft bis zu einem Jahr." Gute Blutzuckereinstellung ist wichtig, um Folgeschäden wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Schäden an Augen, Nieren, Nerven und Füßen zu vermeiden. Die vielen Auswirkungen von Hormonstörungen auf den Körper sind für Schwedes das Spannendste an seinem Fachgebiet. "Dafür muss ich in der gesamten inneren Medizin zu Hause sein. Nur in einem kleinen Spezialfach Spitze zu sein, wäre mir zu langweilig", sagt Schwedes, der 1988 aus Frankfurt mit Frau und Sohn nach Hamburg kam. Heute lebt er mit Ehefrau Erika, ebenfalls Ärztin, in einer Winterhuder Altbauwohnung. Im Sommer fährt er jeden Tag mit dem Rad zur Klinik. Doch der Job ist nicht alles für ihn. "Wer viel arbeitet, soll es sich auch gut gehen lassen", so der Mediziner. Dazu zählen Gespräche mit Freunden, Theaterbesuche oder ein Stadtbummel. Besonders freut er sich, im August Großvater zu werden. "Damit rücken vermeintliche Probleme in den Hintergrund, und ich werde mir bewusst, wie viel Schönes es im Leben gibt." Gemeinsam mit seiner Frau reist Schwedes gern: im Winter Ski fahren, im Sommer auf die Nordseeinsel Langeoog und im November in ferne Länder. Die Ruhe im Urlaub nutzt er zum Lesen von Krimis und Romanen. "Fachbücher sind dann tabu. Ich nutze die Zeit zum Regenerieren, damit ich anschließend wieder viel Kraft für meine Arbeit habe."